Früher kickte sie mit Thomas Müller

Nicole Kugelmann spielte früher mit den Buben aus der Nachbarschaft gerne Fußball auf der Straße. Aber mit einer aktiven Laufbahn im Verein sollte es vorerst nicht klappen. „Ich durfte von meiner Mutter aus nicht“, erzählt die 25-Jährige. Aber zum Glück erkannte ein Nachbar das Talent des Mädchens. Er rief kurzerhand bei Maria Steinle an, die 1974 den Damenfußball beim MTV Dießen mit ins Leben gerufen hatte und seitdem die Abteilung leitet. Prompt landete die 13-Jährige damals in Dießen und konnte im Verein Fußball spielen, da es beim MTV damals eine eigene Mädchenmannschaft gab.

Und mit der klappte es richtig gut. Zweimal feierte Kugelmann mit ihrem Team die Meisterschaft und durfte mit 16 dann mit Sondergenehmigung gleich bei den Damen mitspielen. „Das lief zwei Jahre parallel und ich habe an vielen Wochenenden zwei Spiele gemacht“, sagt die Vollblutfußballerin, die sich dabei von Spieltag zu Spieltag immer wieder aufs Neue in die Torschützenliste eintrug. „Ich war immer vorne mit dabei“, sagt sie etwas bescheiden. Ihr rechter Fuß, der Abschluss und das Schlagen von gefährlichen Standards sind ihre großen Stärken. „Der Linke ist nur zum Stehen und zum Kreuzbandreißen da“, meint sie mit einem Lachen, wird dann aber nachdenklich.

Denn Nicole Kugelmann hat einen langen Leidensweg hinter sich. 28. Oktober 2010. Ohne Fremdeinwirkung reißt sie sich in einem Ligaspiel das linke Kreuzband. Zwei Monate nach der Operation beginnt sie mit Damentrainer Nico Weiß das Aufbautraining. „Ich wollte natürlich so schnell wie möglich wieder spielen. Aber es hat gedauert.“ Ihre Mannschaft feiert derweil den Aufstieg in die Bezirksoberliga.

Kugelmann feiert ihr Comeback und findet zu alter Stärke zurück. Fast auf den Tag genau drei Jahre nach ihrem ersten Kreuzbandriss die erneute Schockdiagnose nach einem harten Foul einer Gegenspielerin von hinten in die Beine. „Ich wusste sofort, dass es wieder gerissen ist“, so Kugelmann, die nach der erneuten Verletzung in ein tiefes Loch fiel. „Eine Zeit lang ging es mir richtig schlecht. Aber die Mannschaft und meine Familie haben mich wieder aufgefangen.“ Bei jedem Spiel ihres Teams war sie dabei und unterstützte es von der Bank aus. „Es war extrem hart, draußen zu sitzen.“ Aber den Mitspielerinnen gelang es, vergangenes Jahr in die Landesliga, die zweithöchste Amateurklasse aufzusteigen. Im September 2014 musste sie sich einer weiteren Operation im linken Knie unterziehen. Aber der Wille, wieder für den MTV zu spielen, war stärker denn je – wenn nicht auf dem Feld, dann eben im Tor. Da die etatmäßige Dießener Keeperin im Winter bis auf weiteres eine Pause einlegte, ging es für die gelernte Stürmerin Nicole Kugelmann in der Vorbereitung und bei Hallenturnieren zwischen die Pfosten: „Da ist es nicht schlecht gelaufen.“ Obwohl Dießen mit Caroline Schindhelm eine neue Torhüterin verpflichten konnte, stand auch Kugelmann ein paarmal im Kasten – bis zum 1. Mai. Da kam sie nach langer Pause zu ihrem Comeback auf dem Feld. Beim Auswärtsspiel in Ottobeuren wurde sie fünf Minuten vor Ende beim Stand von 2:3 eingewechselt. Mit ihrem dritten Ballkontakt trat sie bei einem Foulelfmeter an und traf zum 3:3-Endstand. „Jetzt bin ich halt immer als Joker dabei, wenn der Trainer jemanden braucht. So sieht der Plan aktuell aus.“

Die gelernte Bürokauffrau und Betriebswirtin, die im elterlichen Fliesenhandel arbeitet, hatte in ihrer Karriere bereits einige Angebote, höherklassig zu spielen. Aber die schlug sie, ohne lange nachzudenken, aus. „Hier sind meine Freunde und hier habe ich Spaß“, so die treue MTVlerin. Mit einem heutigen Fußball-Weltstar war sie übrigens in Kindergarten und Schule: Thomas Müller. Er war einer der Jungs, mit denen sie früher auf der Straße kickte.

Spielerstationen

Gesamt-Statistik 6 1 0 1/1 0 0 0 4 0 203 1 14/15 MTV Dießen am Ammersee Landesliga Süd 6 1 0 1/1 0 0 0 4 - 203 1