2024-05-02T16:12:49.858Z

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Der TSV Falkenheim (orange) fliegt jetzt erstmal nach Spanien. F: Zink
Der TSV Falkenheim (orange) fliegt jetzt erstmal nach Spanien. F: Zink

Falkenheim: Eine Woche Spanien als Belohnung

"Wir können alles gewinnen, andere müssen": Beim TSV boomt Frauen- und Mädchenfußball, auch dank der Familie Kittelt

Seit 20 Jahren spielen beim TSV Fal­kenheim im Nürnberger Süden auch Frauen und Mädchen regelmäßig Fuß­ball, aktuell sind es über 100. Die Abtei­lung ist eine der größten in der ganzen Stadt.

Noch heute profitieren die Fußballe­rinnen des TSV Falkenheim von ihrem größten Erfolg. Beziehungswei­se ab Samstag früh. Wenn der Flieger in Richtung Barcelona abhebt.

Beim Landesfinale um den soge­nannten Erdinger Meister-Cup in Hallbergmoos hatten sich die Nürn­bergerinnen im Juli etwas überra­schend bis ins Endspiel vorgekämpft – und gaben dort auch noch dem SV Frauenbiburg im Acht-Meter-Schie­ßen das Nachsehen. 4:2. Der Jubel: grenzenlos. Vor allem über die Sieg­prämie. Der Namensgeber von Deutschlands größtem Kleinfeldtur­nier ließ wie üblich ein einwöchiges Trainingslager im spanischen Cam­brils springen. Für 20 Personen. „Unter top professionellen Bedingun­gen dürfen sich (...) die Fußballerin­nen einmal wie wahre Profis fühlen“, heißt es in der Ausschreibung.

Um auch wirklich alle mitnehmen zu können, die dabei sein möchten, meldete der TSV noch zwei nach. Gleich vier Plätze entfallen auf die Familie Kittelt: Vater Wolfgang ist Vorstand und Trainer der ersten Mannschaft, die ältere Tochter Anna deren Kapitän, die jüngere, Lena, kickt in der zweiten Mannschaft, Mut­ter Friederike kümmert sich um die U11. Und um die Kleinsten in der U9. Eine Umfrage unter Eltern und Spiele­rinnen hatte ergeben, dass zwei Drit­tel nicht in einer Jungenmannschaft anfangen möchten. Also gründeten sie die Falkenheim-Küken.

Über 100 Frauen und Mädchen sind gemeldet in Falkenheim, das ist für einen sonst eher beschaulichen Verein wie den TSV wirklich beachtlich. Heuer wird die Abteilung 20 Jahre alt, das Angebot gibt es also seit 1996, auch von der jetzt beginnenden Kooperation mit dem Sigena-Gymnasium ver­sprechen sie sich in Fal­kenheim einiges. Wolf­gang Kittelt engagiert sich seit 2002 für seine Fußballerinnen – und hat mit ihnen nicht nur beim Erdinger Meister­ Cup für Aufsehen gesorgt. Im Sommer führte er die Erste zudem in die Bezirksoberliga, nach­dem sich bereits im Win­ter abgezeichnet hatte, dass es das Jahr des TSV werden könnte. In der Halle holten die Falken­heimerinnen als Bezirks­ligist die Bezirksmeister­schaft und hätten ihren Titel am Sams­tag auch beinahe verteidigt. Wenn, ja wenn „einige nicht ihren Kopf verlo­ren hätten“, wie Wolfgang Kittel ana­lysiert.

Ein bisschen enttäuscht ist er schon, der erfahrene Trainer. Weil er wusste, dass auch der FC Pegnitz schlagbar gewesen wäre. Wenige Sekunden, nachdem der TSV zwei große Möglichkeiten zum 1:0 verge­ben hatte, stand es 0:1. Ein Konter gegen die (zu) weit aufgerückte Abwehr. Endstand 0:2.

Es wäre mehr drin gewesen für die Falkenheimerinnen, die trotzdem wie­der sehr zufrieden sein können mit der Saison unterm Dach. Die Frage, warum der TSV sowohl im klassi­schen Hallenfußball als auch beim Futsal so gut ist, kann der Trainer rela­tiv problemlos beantworten: „Wir spielen beides gerne“, sagt Wolfgang Kittelt, der Teamgeist, das interne Gefüge sei der Schlüssel.

Nicht von Nachteil dürfte auch sein, dass der TSV bei Konkurrenzen wie am Samstagnachmittag häufig als Außenseiter gilt. Erst recht, wenn auch der Club in der Halle ist. Den Regionalligisten ärgern sie besonders gerne; im Dezember 2014 warfen sie den 1. FCN bereits im Halbfinale der Kreis-Endrunde raus, diesmal im Halbfinale der Bezirksmeisterschaft. Wenn auch etwas glücklich. Ein Eigen­tor sollte entscheiden.

„Wir können alles gewinnen, ande­re müssen“, lautet ihr Motto. Wolf­gang Kittelt lächelt, als er das erzählt. Zumal er sich mit seinen Frauen seit drei Jahren für jede Winter-Einheit in der Kick-Fabrik einmieten muss. „Bei uns ist weit und breit keine Halle“, sagt der Trainer.

Futsal scheint ihnen dennoch beson­ders zu liegen. Die vielen wendigen, schnellen Fußballerinnen des TSV haben die offizielle Fifa-Variante längst verinnerlicht. Wolfgang Kittelt gefällt, dass es seltener Körper- und überhaupt keinen Bandenkontakt gibt. „Wir wollen unsere Spielerinnen schließlich gesund durch den Winter bringen“, versichert Wolfgang Kittelt.

Nina Roß humpelt trotzdem. Bei jedem Schuss verzieht die Torjä­gerin ihr Gesicht, eine Oberschenkel­verletzung behindert sie den ganzen Nachmittag. Nina Roß macht einfach weiter, auch im Endspiel stellt sie sich in den Dienst ihrer Mannschaft. Zum Glück kann sie sich ab Samstag in Spanien auskurieren. Auch für ihren Trainer wird der Spaß im Vorder­grund stehen. „Wir werden“, sagt Wolfgang Kittelt, „bestimmt nicht jeden Tag zweimal trainieren.“

Aufrufe: 02.2.2016, 10:00 Uhr
Wolfgang Laaß (NN)Autor