Noch heute profitieren die Fußballerinnen des TSV Falkenheim von ihrem größten Erfolg. Beziehungsweise ab Samstag früh. Wenn der Flieger in Richtung Barcelona abhebt.
Beim Landesfinale um den sogenannten Erdinger Meister-Cup in Hallbergmoos hatten sich die Nürnbergerinnen im Juli etwas überraschend bis ins Endspiel vorgekämpft – und gaben dort auch noch dem SV Frauenbiburg im Acht-Meter-Schießen das Nachsehen. 4:2. Der Jubel: grenzenlos. Vor allem über die Siegprämie. Der Namensgeber von Deutschlands größtem Kleinfeldturnier ließ wie üblich ein einwöchiges Trainingslager im spanischen Cambrils springen. Für 20 Personen. „Unter top professionellen Bedingungen dürfen sich (...) die Fußballerinnen einmal wie wahre Profis fühlen“, heißt es in der Ausschreibung.
Um auch wirklich alle mitnehmen zu können, die dabei sein möchten, meldete der TSV noch zwei nach. Gleich vier Plätze entfallen auf die Familie Kittelt: Vater Wolfgang ist Vorstand und Trainer der ersten Mannschaft, die ältere Tochter Anna deren Kapitän, die jüngere, Lena, kickt in der zweiten Mannschaft, Mutter Friederike kümmert sich um die U11. Und um die Kleinsten in der U9. Eine Umfrage unter Eltern und Spielerinnen hatte ergeben, dass zwei Drittel nicht in einer Jungenmannschaft anfangen möchten. Also gründeten sie die Falkenheim-Küken.
Über 100 Frauen und Mädchen sind gemeldet in Falkenheim, das ist für einen sonst eher beschaulichen Verein wie den TSV wirklich beachtlich. Heuer wird die Abteilung 20 Jahre alt, das Angebot gibt es also seit 1996, auch von der jetzt beginnenden Kooperation mit dem Sigena-Gymnasium versprechen sie sich in Falkenheim einiges. Wolfgang Kittelt engagiert sich seit 2002 für seine Fußballerinnen – und hat mit ihnen nicht nur beim Erdinger Meister Cup für Aufsehen gesorgt. Im Sommer führte er die Erste zudem in die Bezirksoberliga, nachdem sich bereits im Winter abgezeichnet hatte, dass es das Jahr des TSV werden könnte. In der Halle holten die Falkenheimerinnen als Bezirksligist die Bezirksmeisterschaft und hätten ihren Titel am Samstag auch beinahe verteidigt. Wenn, ja wenn „einige nicht ihren Kopf verloren hätten“, wie Wolfgang Kittel analysiert.
Ein bisschen enttäuscht ist er schon, der erfahrene Trainer. Weil er wusste, dass auch der FC Pegnitz schlagbar gewesen wäre. Wenige Sekunden, nachdem der TSV zwei große Möglichkeiten zum 1:0 vergeben hatte, stand es 0:1. Ein Konter gegen die (zu) weit aufgerückte Abwehr. Endstand 0:2.
Es wäre mehr drin gewesen für die Falkenheimerinnen, die trotzdem wieder sehr zufrieden sein können mit der Saison unterm Dach. Die Frage, warum der TSV sowohl im klassischen Hallenfußball als auch beim Futsal so gut ist, kann der Trainer relativ problemlos beantworten: „Wir spielen beides gerne“, sagt Wolfgang Kittelt, der Teamgeist, das interne Gefüge sei der Schlüssel.
Nicht von Nachteil dürfte auch sein, dass der TSV bei Konkurrenzen wie am Samstagnachmittag häufig als Außenseiter gilt. Erst recht, wenn auch der Club in der Halle ist. Den Regionalligisten ärgern sie besonders gerne; im Dezember 2014 warfen sie den 1. FCN bereits im Halbfinale der Kreis-Endrunde raus, diesmal im Halbfinale der Bezirksmeisterschaft. Wenn auch etwas glücklich. Ein Eigentor sollte entscheiden.
„Wir können alles gewinnen, andere müssen“, lautet ihr Motto. Wolfgang Kittelt lächelt, als er das erzählt. Zumal er sich mit seinen Frauen seit drei Jahren für jede Winter-Einheit in der Kick-Fabrik einmieten muss. „Bei uns ist weit und breit keine Halle“, sagt der Trainer.
Futsal scheint ihnen dennoch besonders zu liegen. Die vielen wendigen, schnellen Fußballerinnen des TSV haben die offizielle Fifa-Variante längst verinnerlicht. Wolfgang Kittelt gefällt, dass es seltener Körper- und überhaupt keinen Bandenkontakt gibt. „Wir wollen unsere Spielerinnen schließlich gesund durch den Winter bringen“, versichert Wolfgang Kittelt.
Nina Roß humpelt trotzdem. Bei jedem Schuss verzieht die Torjägerin ihr Gesicht, eine Oberschenkelverletzung behindert sie den ganzen Nachmittag. Nina Roß macht einfach weiter, auch im Endspiel stellt sie sich in den Dienst ihrer Mannschaft. Zum Glück kann sie sich ab Samstag in Spanien auskurieren. Auch für ihren Trainer wird der Spaß im Vordergrund stehen. „Wir werden“, sagt Wolfgang Kittelt, „bestimmt nicht jeden Tag zweimal trainieren.“