2024-04-25T14:35:39.956Z

Pokal

Ein fast gelungener Geburtstag

Frauenfußball: Gäste-Trainer lobt Herford über den grünen Klee. Torhüterin und Mittelstürmerin des HSV spielen sich besonders in den Vordergrund

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Schneller als die Gegenspielerinnen erlauben: Herfords Giustina Ronzetti (l.) zieht hier unwiderstehlich davon. Die Stürmerin versäumte es, ihre Klasseleistung mit mehr als nur dem Tor zum 3:4-Endstand gegen den SC Sand zu krönen.

Herford. Carina Schlüter ist Jugend-Nationalspielerin und seit Beginn dieser Saison Torhüterin des Frauenfußball-Zweitligisten Herforder SV Borussia Friedenstal. Am Sonntag wurde sie 19 Jahre alt – und erlebte einen besonderen Geburtstag, der nicht schnell vergessen wird.
Für Schlüter stand nämlich statt einer Feier das DFB-Pokalspiel des HSV gegen den Erstligisten SC Sand an. Und dabei zeigte die junge Frau eine ganz starke Leistung, war beim 3:4 nach Verlängerung an allen Gegentoren völlig schuldlos. Ihre ausgezeichnete Vorstellung lieferte sie zudem am genau richtigen Tag ab, denn DFB-Torwarttrainerin Silke Rottenberg war nach Herford gekommen, um Schlüter zu beobachten – für die dürften angesichts der eigenen Vorstellung demnächst weitere Einladungen zu Lehrgängen und auch U-20-Länderspielen folgen. Und so war der Geburtstag trotz ausgefallener beziehungsweise erst spät beginnender Feier sicherlich ein gelungener – wenn da nicht das ärgerliche Endergebnis gewesen wäre.
„Vor allem unsere zweite Halbzeit war stark“, befand Schlüter, „aber es gab viele Torchancen auf beiden Seiten.“ Letztlich ärgerte sie sich doch über die unglückliche Niederlage, denn: „In der Meisterschaftsrunde geht es immer wieder am nächsten Wochenende weiter, im Pokal kann man das aber nicht wettmachen.“ Dem kann nicht widersprochen werden.
Neben Schlüter spielte sich einmal mehr Giustina Ronzetti in den Vordergrund, die 120 Minuten lang lief, kämpfte und ackerte. Und dann Selbstkritik übte: „Ich hatte heute so viele Torchancen – das hätte eigentlich für mehrere Spiele reichen müssen!“, sagte sie, um aber auch das festzustellen: „Wir sind heute wirklich als Team aufgetreten, jeder hat für jeden gekämpft. Und wir haben das auch spielerisch gut gelöst, ein Klassenunterschied war da ganz bestimmt nicht zu sehen.“ Und erneut: Es gab keinen Widerspruch.
„Ronzetti hat ein bombastisches Spiel gemacht“, lobte Trainer Jürgen Prüfer seine Torjägerin, „es ist unglaublich, wie viele Chancen sie sich selbst herausspielt.“ Der Herforder Trainer war vor allem mit der „guten Startphase“ seiner Mannschaft zufrieden, in der die ruhig und geordnet das Spiel aufbaute. Nach dem 0:2-Rückstand sei das Team zwar zwischenzeitlich etwas hektisch geworden, das 2:2 nach 90 Minuten aber sah Prüfer als „hoch verdient“ an. Dass es am Ende nicht zur Pokal-Überraschung durch seine Schützlinge reichte, begründete der Herforder Trainer mit unglaublich viel Pech. „Wir hätten ja sogar in der Schlussminute nach einer Ecke noch das 4:4 machen können“, hatte er beobachtet, um dann aber doch versöhnlich festzustellen: „Das war eine Niederlage, aus der man Kraft schöpfen kann.“
Das Lob für die unterlegene Mannschaft kam noch viel eindeutiger von Alex Fischinger, seines Zeichens Trainer des SC Sand. „Nur eine Mannschaft hatte Applaus verdient – und das war Herford“, sagte er nach Spielende und bescheinigte den Gastgeberinnen, „mit viel Herzblut und Kampf“ das Pokalspiel so bestritten zu haben, dass „Herford über 120 Minuten die bessere Mannschaft“ war.
Den Sieg seines Teams bezeichnete Fischinger schlicht und einfach als „nicht verdient. Nicht mal die Pausenführung war für uns verdient“, ging er noch einen Schritt weiter und drückte seine Sympathie für den letztjährigen Erstliga-Mitaufsteiger aus: „Ich hoffe, dass der Trend bei Herford so weitergeht!“.
Erstaunlich war für den Gäste-Trainer auch, dass sein Team in bislang sieben ausgetragenen Erstligaspielen gerade einmal vier Gegentore kassierte, vom Zweitligisten aus Ostwestfalen dann aber gleich dreimal eingeschenkt bekam. „Wir haben eine unerklärliche Trägheit gezeigt, da besteht Redebedarf“, kündigte er an, dass das Pokalspiel für die Spielerinnen aus dem Südwesten der Republik noch unangenehme Folgen haben wird.

Mannschaft bestraft sich selbst

Alex Fischinger, Trainer des SC Sand, kündigte an, dass der schwache Auftritt seines Teams im Pokal-Gastspiel beim Herforder SV Borussia Friedenstal Folgen haben wird.
Die Mannschaft allerdings bestrafte sich indirekt selbst, denn sie war wohl schon vor dem Anstoß von einem eigenen klaren Sieg ausgegangen, weswegen für das gesamte Team Pizza ins Stadion bestellt wurde.
Das Essen wurde wie bestellt pünktlich um 13.15 Uhr angeliefert. Zu diesem Zeitpunkt aber standen die Spielerinnen des SC Sand noch auf dem Rasen – das Pokalspiel war in die Verlängerung gegangen, was bei der Essen-Bestellung wohl für unmöglich gehalten worden war. Die Folge: Für Sands Spielerinnen gab es kalte Pizza.
„Das ist ja auch unmöglich“, ärgerte sich Fischinger über die Bestellung, die die Möglichkeit einer Verlängerung völlig außer Acht gelassen hatte.

Aufrufe: 010.11.2015, 13:30 Uhr
Dirk Kröger/Foto: Yvonne GottschlichAutor