2024-05-10T08:19:16.237Z

Turnier
Lässt die Finger nicht vom Fußball: Herbert Brück	Foto: Sturm
Lässt die Finger nicht vom Fußball: Herbert Brück Foto: Sturm

Doppelte Party, halbes Programm

WEIHNACHTSTURNIERE Kickers bitten die Aktiven in die Kiefer-Halle / Jugend spielt bei Karadeniz und FSV Kreuznach

BAD KREUZNACH. Am Jahresende wird der Hallenfußball erneut in zwei Hallen bei zwei Gastgebern rollen. Allerdings darf jeder Verein nur noch ,,das halbe Programm" anbieten. Der FSV Bad Kreuznach, der vor zwei Jahren als Nachfolger der Kickers das bereits abgesagte traditionsreiche Masters rettete, hat das Aktiventurnier abgenommen bekommen. Der Zuschlag des Kreisausschusses ging an Herbert Brück, der im vergangenen Jahr mit den von ihm belebten Kickers ein Konkurrenzturnier in der Jakob-Kiefer-Halle ausgerichtet und damit für einiges Durcheinander nach den Festtagen gesorgt hatte.

Das Aktiventurnier findet jetzt wieder in dieser kleineren Halle statt, sodass nach mehr als einem Vierteljahrhundert die Ära des großen Aktiventurniers in der Konrad-Frey-Halle zu Ende geht. Dort wird der FSV 06 allerdings ein großes Jugendturnier ausrichten, unterstützt wird er dabei von Karadeniz Kreuznach, die noch im vergangenen Jahr beim Kickers-Turnier mit anpackten.

Kein Zirkus

Wie Kreisvorsitzender Karl-Heinz Weyand der AZ erläuterte, hatte man im Kreisausschuss nach dem ,,ganzen Zirkus im Vorjahr" beschlossen, nur noch ein einziges Aktiventurnier zu genehmigen. Gleiches gelte wohl auch für den Kreisjugendausschuss. ,,Die Vereine wussten ja teils gar nicht, wo sie gemeldet hatten", sagte Weyand. Dass Brück im Vorjahr sein chaotisch organisiertes Turnier wohl an die Wand gefahren hätte, wenn nicht Karadeniz auf den letzten Drücker eingesprungen wäre und gerettet hätte, was zu retten war - in diese sportlichen Hintergründe habe man keinen Einblick, gab der Funktionär zu.

Jedenfalls seien die Kickers die einzigen, die sich jetzt als Turnierausrichter beworben hatten. Der langjährige Turnierleiter Eric Braun vom FSV und auch Karadeniz-Vorsitzender Isa Senel betonten übereinstimmend, dass Weyand einen runden Tisch vorgeschlagen habe, damit sich die Vereine wieder einig würden, sich auch als Vermittler angeboten. Darauf habe man gewartet und sich nicht beworben - zumal man auch nicht damit gerechnet habe, dass schon im Frühjahr die Vergabe ohne weitere Ankündigung über das Knie gebrochen werde.

Keine Initiative

,,Die Vereine hätten die Initiative ergreifen müssen, aber es kam ja nichts", sagte Weyand. ,,Wie hätte das funktionieren sollen, wenn die Vereine bekanntlich nicht mehr miteinander reden", fragt sich da Braun. Da mache man es sich von oben her doch etwas einfach. Er wird zwar sein Vorstandsamt beim FSV abgeben, weil er in Ingelheim stark in der Jugendarbeit eingebunden ist, ist aber als langjähriger Turnierleiter mit fast 20 Jahren beim Bandenturnier trotzdem ziemlich verärgert darüber, wie die Vergabe lief: Er kann nicht verstehen, dass man dem FSV als routiniertem Turnierausrichter derart vor den Kopf schlägt und statt dessen Brück erneut das Vertrauen schenkt. Dabei habe dieser im Vorjahr kurzfristig ganze Turniertage verlegt, Vereine mit Fantasiesummen geködert, die dann gekürzt wurden oder hinsichtlich Kunstrasen und Bande nur leere Versprechungen gemacht.

Tatsächlich hören sich Brücks Bekundungen auch jetzt ein wenig nach den gleichen Luftschlössern an. Da ist eine Bande vorgesehen, sie soll sogar kostenlos sein. Mit leichten Fragezeichen kündigt er auch einen Kunstrasen an. Das Turnier könne man alleine stemmen, weil man inzwischen 40 statt 20 Mitglieder habe. Im Vorjahr hätte man ihn halt hängen lassen, seufzt Brück - und nimmt da auch Karadeniz nicht aus. Die hätten ihn ,,mit dem Verlust im Regen stehen lassen und nur ein bisschen an der Kasse gesessen". Aber nicht mal ein Bier ausgeschenkt, sondern ihm immer gesagt, was alles zu tun sei, erklärt Brück, verkehrt dabei aber doch ein wenig die Tatsachen. ,,Wäre ein Gewinn herausgesprungen, hätten die die Hand aufgehalten", unterstellt Brück.

Kein Geld

Durch den ganzen Stress hätte er einen Schlaganfall erlitten und dadurch auch seine Arbeit verloren. Jetzt müsse er sich mit ein paar Euro Rente und den Schulden quälen. Eigentlich sei ihm der Vereinsvorsitz schon viel zu viel, klagt der einstige Klubgründer, kann aber nicht erklären, wie er derart angeschlagen die weitaus größere Turnierstrapaze stemmen will.

,,Ohne uns hätte sein Turnier doch gar nicht stattgefunden", sagte Karadeniz-Vorsitzender Senel. Man habe unter anderem die Bande organisiert, mit Geld beim Getränkehändler gebürgt, der sonst nicht geliefert hätte, außerdem die ganze Turnierleitung gemanagt.

Keine Hilfe

Weil Brück jetzt wieder sein eigenes Ding durchziehen wolle und alle Hallen geblockt seien, habe man sich an den FSV gewandt, um gemeinsam eine große Jugendveranstaltung, ,,etwas richtig Gutes für Bad Kreuznach", auf die Beine zu stellen. ,,Den Herbert lassen wir einfach machen, was er will", sagt Senel und versichert, dass man garantiert nicht noch einmal helfend unter die Arme greifen werde. Auch die von Karadeniz gekaufte Bande, nach der sich Brück bereits erkundigt habe, werde es nicht kostenlos geben.

HALLEN GEBLOCKT
  • Achim Reimann, der bei der Kreisverwaltung für die Hallenvergabe zuständig ist, bestätigte auf Anfrage, dass beide Hallen tatsächlich von den genannten Vereinen reserviert sind. Solange diese nicht von sich aus auf eine Belegung verzichten und dort in diesem Zeitraum auch einer sportlichen Betätigung nachgehen, werde sich auch an der bestehenden Reservierung nichts ändern.
Aufrufe: 019.5.2015, 08:30 Uhr
Heidi SturmAutor