Turgay Karali und Dergahspor, das ist eine Beziehung mit Höhen und Tiefen. Für den Fußballverein, einst gegründet von türkischen Einwanderern in Nürnberg, stand er schon im Tor, dreimal war er zudem Trainer des ambitionierten Amateurfußballvereins. Nun ist, das gab Karali am Sonntag gegenüber den Nürnberger Nachrichten bekannt, wieder einmal Schluss: „Ich trete zurück, weil eine Entwicklung eingetreten ist, zu der ich im Winter schon, bei meinem Amtsantritt, gesagt habe: Sollte sie eintreten, dann werde ich zurücktreten.“
Diese Entwicklung ist keineswegs sportlicher Natur - Karali führte die Mannschaft trotz sieben Punkten Abzug aufgrund von sportrechtlichen Vergehen auf einen Nichtabstiegsplatz. „Turgay hat hervorragende Arbeit geleistet“, sagt auch Vorstandsvorsitzender Ibrahim Akbulut, „wir hätten gern mit ihm verlängert.“ Karali hatte bereits den Vorbereitungsplan aufgestellt und mit Spielern gesprochen. Aber nach nur einem halben Jahr entschied er sich nun doch, den Verein, den er sportlich rettete, wieder zu verlassen. „Die Gründe meines Rücktritts sind einzig und allein mit einer Person verbunden, mit der ich in der Vergangenheit nicht gut zusammenarbeiten konnte. Etwas anderes als ein Rücktritt bleibt mir nun nicht übrig, denn diese Person wird bei Dergahspor wieder eine wichtige Funktion übernehmen.“ Auch Karalis Vorgänger Taner Koc, der den Verein aufgrund von ausbleibenden Zahlungen verlassen hatte, musste sich der Installation dieser Person einst erwehren, deren Name Karali nicht einmal aussprechen möchte.
„Es ist richtig“, verrät Vereinschef Akbulut, „Dieter Rebel wird Teammanager.“ Der Verein, so Akbulut, stehe finanziell „sehr schlecht“ da, es drohe gar, dass man die Türen schließen muss. „Wir hoffen auf Dieter Rebel, seine Kontakte zu Sponsoren und Spielern, dass wir das Aus noch abwenden können.“
Rebel selbst freut sich auf die Rückkehr, mit Mirsat Biber bringt er gleich den neuen Trainer aus Seligenporten mit. Bereits im Herbst hatte Rebel mit den damaligen Vorsitzenden des Vereins zu einem Pressetermin geladen, um zu verkünden, dass er fortan wieder als Teammanager fungiere. Das Vorhaben scheiterte in letzter Sekunde - weil die Mannschaft, als sie von einem Treffen mit Rebel im Vereinsheim erfuhr, rebellierte. Der Funktionär blieb dann doch beim SV Seligenporten, wohin er zwischenzeitlich als Betreuer der zweiten Mannschaft gewechselt war. Doch auch in der Oberpfalz blieb es nicht ruhig um Rebel, wie so oft, wenn er einem Verein „dient“, wie er es nennt: Trainer Ioan Pal schmiss irgendwann entnervt das Handtuch, weil, wie es heißt, Rebel mehr und mehr Einfluss auf die Spieler und die Mannschaft genommen hatte. Rebel installierte sich kurzerhand selbst als Teilzeit-Interimstrainer, konnte den Abstieg aus der Landesliga aber nicht verhindern.
Erst vor wenigen Wochen traf Seligenporten II in der Liga auf Dergahspor, wo man sich nach einem Streit zwischen Rebel mit Ex-Trainer Deniz Yavuz einst für den Coach entschieden hatte und Rebel daraufhin seine Ämter sogar als stellvertretender Vorsitzender aufgab. Am Rande des Punktspiels hatten der umstrittene Funktionär und Turgay Karali sich kaum eines Blickes gewürdigt, auch einen Händedruck gab es nicht.
Als neuerliche Gespräche vor einer Woche bis zu Karali durchsickerten, bat der Trainer um ein Gespräch. „Wir haben uns im Guten getrennt“, sagt Ibrahim Akbulut, „Turgay hatte ja schon im Winter erklärt, sollte Dieter Rebel zurückkommen, würde er den Verein verlassen.“ Nun steht der Rückkehr nichts mehr im Wege, Rebel wird dann „die Fußballabteilung entlasten“, wie Akbulut verrät. Dass Rebels ehrenamtliches Engagement nicht wieder nur Unruhe bei Dergah bringt, so der Vorsitzende, hoffe er sehr. „Ich habe Vertrauen zu Dieter, der ganze Vorstand steht hinter der Entscheidung.“ Nur Trainer Turgay Karali eben nicht.