2024-05-28T14:20:16.138Z

Allgemeines
Jubelte an alter Wirkungsstätte: Dieter Rebel. F: Matejka
Jubelte an alter Wirkungsstätte: Dieter Rebel. F: Matejka

Die Rückkehr des technikaffinen Motivators

Dieter Rebel gewinnt mit der U23 des SV Seligenporten 1:0 bei seinem Ex-Klub Dergahspor, der deshalb weiter zittern muss

Die Rückkehr von Dieter Rebel zu Dergahspor dauerte nur 90 Minuten. Am Sonntagnachmittag traf der ehe­malige Dergah-Manager mit seinem neuen Klub SV Seligenporten II auf sei­ne alte Liebe - und nahm beim 0:1 (0:0) drei Punkte mit.
Fußball ist ja eigentlich ein recht langweiliger Sport. 22 Menschen ren­nen auf dem Platz herum und versu­chen, einen Ball in ein Tor zu schie­ßen. Mal gelingt das, mal ist es für die Zuschauer aber auch eine sehr fade Angelegenheit. Viel interessanter sind da oft die Geschichten, die rund um dieses 90-minütige Spiel entstehen, die für Gesprächsstoff weit über den jeweiligen Sportplatz hinaus sorgen.

Einer, der in den vergangenen Jah­ren verlässlich Thema in der Region war, ist Dieter Rebel. "Eine sehr schö­ne Zeit" habe er bei Dergahspor gehabt, erzählt er, noch immer ist der einstige Manager Mitglied im Verein. Doch seine Zeit und vor allem sein Geld investiert Dieter Rebel inzwi­schen etwas außerhalb von Nürnberg: in Seligenporten. Als "Teammanager" kümmert er sich um die zweite Mann­schaft des SVS, seit sie Trainerlegen­de Ioan Pal entlassen haben, ist Dieter Rebel ein bisschen auch Trainer. Mir­sad Biber, der eigentliche Co-Trainer, kümmert sich noch um die DJK Schwabach und um seine Trainerlizenzen - so kam es, dass plötz­lich Dieter Rebel an der Seitenlinie stand und die Kommandos gab.

"Pack doch das Handy weg"

Also kehrte dieser Mann an einem sonnigen Frühlingstag zurück an sei­ne alte Wirkungsstätte. "Ich bin mit einem sehr guten Gefühl hergefahren und wurde auch nicht negativ empfan­gen", sagte Rebel nach dem Spiel, das seine Mannschaft mit 1:0 gewinnen sollte. Für die Spieler seiner Mann­schaft, sagte Dergahs Trainer Turgay Karali, habe das ganze Drumherum keine Rolle gespielt, "das ist unwich­tig, ich habe mich nur auf den Fußball konzentriert". Freunde werden die beiden in diesem Leben jedenfalls kei­ne mehr, das ist auch Turgay Karali anzumerken, der von Rebel zweimal entlassen wurde. "Seine Meinung interessiert mich nicht", sagte Karali, "die Geschichte ist vorbei, abgehakt." Mehr wollte der frühere Torwart auch nicht sagen, "reden wir lieber über Fußball". Den spielte seine Mannschaft gar nicht mal schlecht, wie schon so häufig in dieser Saison, die Qualitäten jedes Spielers sind un­bestritten. Und doch muss Dergah­spor noch immer um den Klassenver­bleib kämpfen. Warum? "Viele haben gedacht, wir haben mit dem Auf- und dem Abstieg nichts zu tun", sagte er, mancher habe dann zu locker gespielt — "und jetzt ist es wieder ernster ge­worden". Zwei Punkte beträgt der Ab­stand auf den Relegationsplatz, "wir brauchen noch einen Sieg jetzt", mein­te Karali.

Ein Sieg, der wäre auch gegen das bisherige Schlusslicht aus Seligenpor­ten möglich gewesen. Die Gäste be­gnügten sich damit, hinten relativ sicher zu stehen, offensive Akzente set­ze meist nur Dergahspor. Doch so viel sie auch anrannten, so oft sie aufs Tor schossen, jubeln durfte in diesen 90 Minuten nur einer: Seligenporten. Und natürlich Dieter Rebel. Als Ste­phan König in der 48. Minute traf, da sprang dieser 54 Jahre alte Mann her­um wie ein Kind, das gerade erfahren hat, dass sein größter Traum schon bald in Erfüllung gehen wird.

Ein Traum war es dagegen nicht für Rebel, aber ein weiterer Schritt hin zu einem möglichen Klassenerhalt. Soll­te dieser klappen, wird er sich diesen Erfolg freilich auf seine Fahne schrei­ben, auch wenn er sich gar nicht so sehr als Trainer sieht. "Diese jungen Burschen brauchen nur einen Motiva­tor, die sind doch alle gut drauf." Und so konnte Dieter Rebel sogar parallel den Spielverlauf tickern, "Mensch Dieter, pack doch das Handy mal weg", rief ein nervöser Fan dem technikaffinen Motivator zu. Als der Schiedsrichter schließlich den Aus­wärtssieg besiegelte, da zelebrierte Re­bel das minutenlang auf dem Rasen, es war schließlich jahrelang auch sein Rasen. Als das Gelände schon men­schenleer war, da schlenderte er über den Platz und sprach vom "Multikul­turellen, das hat hier immer Spaß gemacht". Ob er mit einem Gedanken an eine Rückkehr spielt? "Ich habe mir die Tür zumindest nie zuge­macht", sagte er - und grinste, wie so oft an diesem Nachmittag.

Aufrufe: 010.5.2016, 09:52 Uhr
Michael Fischer (NN)Autor