2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Björn Mickelat (Mitte) feiert gemeinsam mit seinen (Mit-)Spielern Tobias Mannke (links) und Josch Vahjen den Landesliga-Aufstieg. Foto Krause
Björn Mickelat (Mitte) feiert gemeinsam mit seinen (Mit-)Spielern Tobias Mannke (links) und Josch Vahjen den Landesliga-Aufstieg. Foto Krause

,,Der Teamgeist ist überragend"

Zevens Spielertrainer Björn Mickelat im FuPa-Interview

Im ersten Jahr als Spielertrainer des TuS Zeven sorgte Björn Mickelat mit dem Landesliga-Aufstieg für den größten sportlichen Erfolg der Fußballer des Vereins seit über fünf Jahrzehnten. Im Interview verrät der 34-Jährige das Geheimnis des TuS-Erfolges und die Planungen für die neue Saison.

Sie sind ja mit dem selbstbewussten Saisonziel ,,weniger als 30 Gegentore" in die Serie gestartet. Das hat nicht mal der Meister FC Verden 04 geschafft. Haben Sie vor Saisonbeginn wirklich daran geglaubt oder war das eher als Motivationsschub für Ihre Spieler gedacht?
Mickelat: Das war eher allgemein für uns als Mannschaft gedacht. Wir wollten unsere Spiele in der Abwehr gewinnen, denn nach vorne ist unsere Qualität einfach überragend. Wenn du dann noch gut stehst und zu Null spielst, läuft das von selbst. Leider haben wir das nicht ganz oft geschafft. Aber da waren halt Spiele dazwischen, in denen wir mal drei oder sogar sechs Gegentore gekriegt haben. Wenn man die abzieht, sah das gar nicht so schlecht aus.

Wie schafft man es, gleich in der ersten Trainersaison aufzusteigen?
Das schafft man mit einer guten Mannschaft, die vorher von Peter (Leschniok, d. Red.) gut trainiert wurde und schon in den vergangenen Jahren erfolgreich zusammengespielt hat. Die ist ja nicht umsonst in fünf Jahren zum dritten Mal aufgestiegen. Nichtsdestotrotz war natürlich noch einiges zu tun. Technisch sind alle gut ausgebildet, aber taktisch mussten wir am Anfang eine Menge machen, weil sie sich an das neue System gewöhnen mussten. Dadurch kamen auch die Startschwierigkeiten zustande. Das wichtigste ist aber, dass es allgemein bei uns einfach stimmt - sowohl innerhalb der Mannschaft als auch drumherum. Die Spieler fühlen sich alle unheimlich wohl. Es ist sowohl ein freundschaftliches als ein sehr respektvolles Verhältnis untereinander.

War das der Schlüssel zum Erfolg, dieser Zusammenhalt der Spieler?
Der Teamgeist ist überragend. Die gehen wirklich durch dick und dünn. Nicht nur auf dem Platz, sondern auch neben dem Platz, und das spiegelt sich irgendwann wider.

Sie haben schon unter Trainern wie Stefan Studer, Hansi Bargfrede, Torsten Gütschow und Benjamin Duray gespielt. Was haben Sie sich dort für Ihre eigene Arbeit abgeguckt?
Von jedem ein bisschen, das ist ganz klar. Ich hatte auch vorher in den neuen Bundesländern schon drei, vier richtig gute Trainer, von denen ich sehr viel mitgenommen habe. Jeder gestaltet sein Training ein bisschen anders. Wenn man sich da das richtige raussucht, kann das so klappen wie jetzt. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich immer 100 Prozent gebe, ob nun auf oder neben dem Platz.

Ursprünglich wollten Sie Ihre Mannschaft ja von der Seitenlinie aus coachen. Was war der Schlüsselmoment, in dem Sie gesagt haben: ,,Ich muss wieder auf's Feld, sonst wird das nichts"? Erstmal war ich fit. Ich habe jede Trainingseinheit in der Vorbereitung mitgemacht. Zudem hatten wir Verletzungssorgen und einige Spieler sind aus diversen Gründen sehr spät in die Vorbereitung reingekommen. So nach zwei bis drei Spielen habe ich gemerkt, dass die Mannschaft vielleicht jemanden braucht, an dem sie sich ein bisschen hoch ziehen kann. Es ist natürlich schwierig, wenn man vorher sagt, man spielt nicht, und dann stellt man sich plötzlich auf. Nichtsdestotrotz war es die richtige Entscheidung. Die Mannschaft ist auch sehr gut damit umgegangen - auch die Spieler, die dann dafür draußen saßen. Ich glaube, es ist unheimlich wichtig, dass ich auf dem Platz zum Team gehöre und in der übrigen Zeit meine Trainertätigkeit ausübe. Das wird akzeptiert und darüber bin ich sehr froh.

Hat Ihnen in manchen Situationen jemand an der Seitenlinie gefehlt?
Es wäre auf jeden Fall wünschenswert, einen richtigen Co-Trainer zu haben. Rouven Enghard hat das ja stand-by-mäßig ein bisschen gemacht, hat aber berufsbedingt und durch seinen Hausbau nur wenig Zeit. Ich bin froh, dass ich Jens Mannke als Betreuer an meiner Seite habe. Wir sind auf einer Wellenlänge und haben eine ähnliche Auffassung von Fußball. Wir tauschen uns sehr viel und sehr gut aus. Das passt.

Von 14 Landesliga-Aufsteigern aus den Kreisen Rotenburg, Verden und Osterholz haben es in den vergangenen zehn Jahren lediglich zwei geschafft, die Klasse zu halten. Alle anderen sind direkt wieder abgestiegen, teilweise mit über 100 Gegentoren. Wie wollen Sie es schaffen, mit ihrem Team in der Landesliga zu bestehen?
Erst mal wollen wir natürlich die Euphorie aus dieser Saison mitnehmen. Außerdem brauchen wir die richtige Einstellung - das heißt, dass jedes Spiel von uns wirklich so gespielt wird, als wenn es das letzte wäre. Das ist natürlich eine riesige Drucksituation. Wir müssen an jedem Wochenende 100 Prozent abrufen, sonst werden wir keine Punkte holen. Das ist aber auch gleichzeitig das Schöne: Dass das ist eine große Herausforderung für uns alle ist. Ich denke, wir werden das mit Bravour meistern und wollen versuchen, uns so schnell wie möglich in der Liga zu etablieren.

Das ist von allen Aufsteigern der vergangenen zehn Jahre nur dem TSV Etelsen gelungen. Warum hoffen Sie, es denen nachmachen zu können?
Ich glaube, dass die Jungs sich sehr gut entwickeln und dass wir ein Jahr hinter uns haben, in dem einige sehr große Schritte gemacht haben. Aber in einigen Teilbereichen ist da noch sehr viel möglich und das versuchen wir natürlich ab dem 1. Juli aus jedem herauszukitzeln. Wenn man Motivationsprobleme hat, wenn man gegen Vereine wie den TuS Celle oder den Rotenburger SV spielt, dann braucht man keinen Fußball zu spielen. Von der Einstellung wird bei uns nichts fehlen. Wichtig wird sein, dass wir unser Konzept durchhalten und nicht nur gegen den Ball, sondern auch mit Ball vernünftig spielen. Aus eigenem Ballbesitz müssen wir immer wieder Nadelstiche setzen, um dem Gegner zu zeigen, dass wir da sind.

In welchen Mannschaftsteilen sind Verstärkungen nötig?
Verstärkungen braucht man überall. Ob das aber machbar ist, müssen wir sehen. Die anderen Mannschaften haben da natürlich einen Riesenvorteil. Manche Vereine in der Landesliga verfügen dem Vernehmen nach über sechsstellige Etats... Wir werden da nicht mitmachen, werden keinen Spieler holen, dem wir Geld bieten. Es geht auch anders. Ein Josch Vahjen oder ein Maurin Rädiger vom TuS Elsdorf beispielsweise haben sich bei uns unglaublich entwickelt. Die sind unverzichtbar für mich und auf einem sehr guten Leistungsniveau - speziell vor dem Hintergrund, dass sie aus der 1. Kreisklasse kommen. Das ist keineswegs abwertend für die Mannschaften gemeint, die dort spielen. Da gibt es überall ein paar ganz geile Kicker. Ich glaube, dass es hier noch viele andere junge Talente gibt. Viele haben aber leider einfach ein Problem damit, diesen Schritt zu gehen und es einfach mal höherklassig zu versuchen. Aber wenn du es nicht versuchst, wirst du nie herausfinden, ob du so stark sein kannst oder einmal sein wirst.

Gibt es außer dem bereits vermeldeten Torhüter Malo Ehlen vom VfL Sittensen schon weitere feststehende Neuverpflichtungen?
Nein. Wir sind in Gesprächen mit diversen Kickern, aber das ist alles noch zu frisch. Ich denke, die Herausforderung Landesliga schreckt entweder ab oder macht richtig Mut. Wir müssen die Entscheidungen der Spieler dann so hinnehmen. Unser Kader bleibt jedenfalls komplett zusammen und wir sind gut eingespielt.

Aufgrund der Relegationsspiele war Ihre Saison zwei Wochen länger als die der anderen Teams. Wie schwer wiegt die kürzere Regenerationsphase für die kommende Saison?
Ich glaube, dass wir im Grundlagenausdauerbereich kaum etwas machen müssen. Die erste Bezirkspokalrunde ist schon am 22. Juli, von daher sehe ich das überhaupt nicht als Nachteil. O.k., andere haben vier Wochen Pause gemacht, aber die haben dann auch nur drei Wochen Vorbereitung bis zum ersten Spiel. Das ist sehr wenig. Das wird für andere schwieriger als für uns.

Bedauern Sie es, dass Sie in der Landesliga nicht auf ihre langjährige sportliche Heimat Heeslingen treffen?
Sie sind verdient aufgestiegen. Nach dem Trainerwechsel haben sie sich ja gefangen und das souverän geschafft. Natürlich wäre das ein riesiges Highlight gewesen, wenn der TuS Zeven in einer Liga mit Heeslingen spielen würde, aber dass wir jetzt mit Vereinen wie Rotenburg in einer Liga spielen, ist schon total verrückt.

Aufrufe: 020.6.2015, 21:12 Uhr
Zevener Zeitung / Oliver MojeAutor