2024-06-17T07:46:28.129Z

Allgemeines
Mittendrin im Geschehen: Kai Hempel (re.) ist als Bayernliga-Coach gefragter Gesprächspartner nach Partien.
Mittendrin im Geschehen: Kai Hempel (re.) ist als Bayernliga-Coach gefragter Gesprächspartner nach Partien. – Foto: Ernst Blank

Bis 2025 hat er viel vor: Kai Hempel krempelt Gebenbach um

Der Ex-Profi und Trainer-Neuling im Gespräch mit FuPa

Kai Hempel kann auf eine bewegte Karriere zurückblicken. Knapp 20 Jahre war der gebürtige Sachse im professionellen oder semiprofessionellen Fußball unterwegs. Im vergangenen Herbst hat der 35-Jährige allerdings den Blickwinkel geändert. Vom Akteur auf dem Feld hin zum Kommandeur an der Seitenlinie. Hempel coacht seit Oktober den Bayernligisten DJK Gebenbach. Nicht der schlechteste Einstieg für einen Trainernovizen. "Ich bin zu dem Posten sprichwörtlich wie die Jungfrau zum Kind gekommen", scherzt er. Was ihm als Coach wichtig ist und was er mit Gebenbach vorhat - wir haben mit dem Ex-Profi gesprochen.

DJK-Teammanager Franz Wittich hatte schon im Herbst gesagt, mit Kai Hempel auf der Kommandobrücke habe ein "neuer Spirit" Einzug gehalten. Wie sieht der frische Wind denn konkret aus? "Ich will`s mal so sagen: Durch Corona hat sich in den vergangenen zwei Jahren ein gewisse Trägheit breit gemacht. Lange Zeit ging gar nichts, dann wurde ein wenig gekickt, dann war wieder Schluss. Das Gemeinschaftsgefühl ist dadurch schon auch verloren gegangen, und das wiederum hat sich in den Köpfen der Spieler eingenistet. Nach dem Motto: Hm, mal sehen, vielleicht geht was, vielleicht auch nicht."

Kai Hempel will der Kumpeltyp bleiben.

Hempel hat das erkannt und versucht, die Kicker aus ihrer Lethargie zu holen: "Mir sind Grundtugenden wie Zuverlässigkeit und Disziplin ganz wichtig. Wir haben extrem viel mit den Spielern gesprochen. Wir wollen sie einfach wieder über die emotionale Komponente packen. Kurz gesagt: Fußball muss Spaß machen, und wir müssen ein eingeschworener Haufen sein." Verstellen oder gar verbiegen will er sich deshalb aber nicht, nur weil er jetzt entscheidet, wer aufläuft und wer nicht: "Ich bin mit den meisten Spielern eng befreundet, sollen die mich jetzt siezen, nur weil ich der Trainer bin? Nein nein, ich werde schön authentisch bleiben", meint Hempel. Er will also der Kumpeltyp bleiben.

Die richtige Balance, das ist auch noch ein Mantra, das sich Hempel auf die Fahnen geschrieben hat. Es gehe schließlich immer noch um Amateurfußball, eine Überhöhung des Ganzen sei nicht förderlich. Zu verbissen, das schade nur. "Die Jungs stehen alle mitten im Leben, haben private und berufliche Sorgen und Nöte. Es gibt manchmal Wichtigeres als Fußball, das sieht man gerade auch in diesen Zeiten." Als Trainer sei er in erster Linie zu 80 Prozent Psychologe. Mit Markus Kypri hat er einen Partner an seiner Seite, der zugleich auch sein Arbeitskollege ist, dem er zu "1.000 Prozent vertraut". Vertrauen spielt eine große Rolle im 900-Seelen-Dorf Gebenbach. Kai Hempel hat als Trainerneuling einen immensen Vertrauensvorschuss erhalten. Sein Vertrag läuft bis zum Sommer 2025. "Ich kenne Franz (Wittich, Teammanager der DJK, Anm.d.Red.) schon lange. Er war früher auch mein Chef in der Arbeit", erzählt Hempel.


Kaderplanung schon weit fortgeschritten.


In der Restsaison 2022/23 soll der Klassenerhalt in den nächsten Wochen so schnell wie möglich unter Dach und Fach gebracht werden. Längst laufen die Planungen für die neue Spielzeit. Ambitionierter Bayernliga-Fußball soll in Gebenbach weiter geboten werden. Dafür wird der Kader zum Großteil zusammen bleiben - Stichwort eingeschworener Haufen. "95 Prozent der Spieler haben uns schon die mündliche Zusage gegeben, auch nächstes Jahr für uns zu spielen", verrät Hempel. Ganz wichtig: Identifikationsfigur Timo Kohler, der den Weg von der Kreis- in die Bayernliga mitgegangen ist, hängt eine weitere Saison dran. Taktgeber Dominik Haller hat seinen Vertrag ebenfalls verlängert. Mit Friedrich Lieder steht bereits ein Neuzugang fest, der bei der SpVgg Bayreuth Regionalliga gespielt hat und zuletzt in Ammerthal und Cham in der Bayernliga unterwegs war. Der 31-Jährige soll auf Anhieb eine Verstärkung sein. Keeper Michael Nitzbon wird hingegen aufhören, deswegen wurde Moritz Plößl vom TSV Detag Wernberg verpflichtet. In der Winterpause ist mit Salah El Berd ein talentierter Stürmer nach Gebenbach gekommen. Ein Versprechen für die Zukunft. "Salah ist ein Glücksgriff. Der Junge ist eine Maschine", schmunzelt Hempel.


Greift Hempel noch einmal selbst ins Geschehen ein auf dem Platz?


Dazu sollen weitere zwei bis drei "Entwicklungsspieler", wie Hempel sie nennt, zum Kader dazustoßen. "Wir wollen uns vor allem breiter aufstellen, nicht dass wir wieder vor dem Problem stehen, und mit zwölf Mann trainieren müssen", meint der Coach. Ob der Ex-Profi noch einmal selbst die Schuhe schnüren wird? "Wohl eher nicht", meint Kai Hempel. Obwohl: "Zuletzt im Trainingslager in der Türkei hatte ich schon wieder richtig Bock. Sonnenschein, toller Rasen, da juckt`s in den Beinen." Aber in den vergangenen Jahren streikte des Öfteren sein Körper. 2019 plagte ihn ein Knorpelschaden im Knie, 2020 kam dann Corona und alles stand still. Als es wieder losgehen konnte, setzte ihn ein Bandscheibenvorfall außer Gefecht. "Und zu guter Letzt hatte ich große Probleme nach der Corona-Impfung. Ich fing mir das Pfeiffersche Drüsenfieber ein, was wohl darauf zurückzuführen ist." Deshalb wird er wohl "nur" noch an der Seitenlinie stehen. Aber bis Sommer 2025 hat er da genug zu tun.

Aufrufe: 010.3.2022, 09:00 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor