2024-04-30T13:48:59.170Z

Ligabericht
Hat der bayerische Norden einfach Wetter-Pech? Das Spiel Cham vs. Gebenbach wurde ausgetragen - trotz zweitweise dichtem Schneefall.
Hat der bayerische Norden einfach Wetter-Pech? Das Spiel Cham vs. Gebenbach wurde ausgetragen - trotz zweitweise dichtem Schneefall. – Foto: Simon Tschannerl

Ist wirklich das Wetter »Schuld«? Absagen-Phänomen in den Bayernligen

Wegen Unbespielbarkeit vieler Plätze konnten in der Nord-Staffel nur acht der zuletzt 18 ursprünglich angesetzten Partien ausgetragen werden. Im Süden hingegen wurde alles gespielt. Warum?

Regen, Schnee, die Dauerbelastung - der Platz in Kornburg ist nicht mehr bespielbar in diesem Fußballjahr. Das für Mittwochabend angesetzte Nachhol-Duell des Aufsteigers mit dem 1. SC Feucht muss abgesagt werden - zum zweiten Mal. In diesen Tagen ist eine derartige witterungsbedingte Absetzung einer Partie nur mehr eine Randnotiz in der Bayernliga Nord. Nur acht von 18 ursprünglich angesetzten Begegnungen konnten an den vergangenen beiden Wochenenden ausgetragen werden. Nicht einmal die Hälfte also. Und in der Bayernliga Süd? 18 Spiele, 18 An- und Abpfiffe, keine Probleme.

Angesichts dieser Zahlen, die eine eindeutige Sprache sprechen, stellt sich die Frage: Warum werden in der Nord-Staffel mehr Spiele abgesagt als in der südlicheren Variante? Ein Phänomen, das übrigens nicht zum ersten Mal in Erscheinung tritt. Sind die Gründe hierfür schlicht und einfach im meteorologischen Bereich angesiedelt? Sind die Vereine in Franken und der Oberpfalz verwöhnter? Schieben Sie schneller einen schlechten Platz als Grund bei u.a. Personalproblemen vor? Ist Spielleiter Patrick Garbe (Nord) vielleicht was Absetzungen betrifft freizügiger als sein Kollege Andreas Mayländer (Süd)? FuPa hat sich auf Spurensuche begeben...

Erster Halt: Gebenbach. Die Partie des Nord-Tabellenführers gegen den ATSV Erlangen am 26. November konnte nicht angepfiffen werden. Sehr zum Leidwesen der Verantwortlichen, die unter der Woche alles versucht haben, um die letzte Partie des Jahres doch noch irgendwie über die Bühne zu bringen. Petrus allerdings hatte etwas dagegen - der Platz am Urspringer Weg konnte die Regenmengen nicht mehr verarbeiten. Am Freitagmorgen die endgültige Absage. "Es ist wirklich Sumpf", beschrieb DJK-Trainer Kai Hempel zu diesem Zeitpunkt den Zustand des Rasenfeldes.

Ähnliche Lage in Würzburg. Zunächst Schnee, dann Regen, die niedrigen Temperaturen und die vielen Spiele haben die Sepp-Endres-Anlage im Spätherbst zu einem Acker verkommen lassen. "Der Platz steht nicht komplett unter Wasser. Dennoch ist er definitiv nicht bespielbar", erklärte WFV-Funktionär Marco Scheder vor dem 21. Spieltag. Die Partie der Funsch-Truppe gegen die SpVgg Bayern Hof fiel ins Wasser - nicht nur sprichwörtlich.

Während in der Oberfalz und im südlichen Unterfranken den Aussagen der Vereinsvertreter zufolge nicht an Fußball zu denken war, gestaltete sich die Lage im Süden etwas anders. "Die hatten unter der Woche fünf Grad und Föhn. So lange Trockenphasen hatten wir nicht einmal im Sommer", blickt Andreas Lampert, Sportvorstand des TSV Großbardorf zurück. Das Aufeinandertreffen der Grabfeld-Gallier bei Aufsteiger Geesdorf fand ebenfalls nicht statt. "Vielleicht wollten einige Teams einfach nicht mehr spielen", unkt Lampert.

Viel Niederschlag, viele Spiele und die Folgen: In Gebenbach konnte am vergangenen Wochenende nicht gespielt werden.
Viel Niederschlag, viele Spiele und die Folgen: In Gebenbach konnte am vergangenen Wochenende nicht gespielt werden. – Foto: Kai Hempel

Die, die von Verbandsseite letztlich einer Absage zustimmen müssen, sind die beiden Spielleiter. Patrick Garbe im Norden, Andreas Mayländer im Süden. Beide Verbandsvertreter haben das Phänomen, dass im Norden mehr Spiele abgesagt werden als im Süden, logischerweise bereits wahrgenommen. "Natürlich hat man die andere Staffel immer im Auge", stellt Mayländer fest. Garbe ergänzt: "Es gibt ja viele Parallelen, die man beachten muss. Es ist wichtig zu wissen, ob in der anderen Liga etwas anders läuft."

Für beide steht fest, dass die vermehrten Absetzungen im Norden mit einer temporärer Schlechtwetterperiode in Franken und der Oberpfalz zusammenhängen. Während Anfang November beispielsweise Bamberg unter einer geschlossenen Schneedecke verschwand, strahlte rund um München die Sonne. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Vereine im Süden im Falle der Fälle über mehr wettbewerbsfähige Kunstrasenplätze verfügen als die nördlichen Mannschaften - 13 der 18 Teams, während es in der anderen Staffel gerade drei sind. Auf das künstliche Geläuf kann generell ausgewichen werden, eine Pflicht bestehe allerdings nicht.

Ob ein Platz gesperrt wird oder nicht, liegt alleine im Ermessen des Eigentümers, oft der jeweiligen Kommunen also. Von neutraler Stelle wird das, so berichtet Mayländer, nicht kontrolliert. "Jeder Verein kann seinen Platz einmal sperren. Bei der weiten Absage habe ich die Möglichkeit, das Heimrecht zu tauschen", erklärt Garbe. Sein Kollege ergänzt: „Ich habe diese Möglichkeit in der Bayernliga noch nicht anwenden müssen - auf Kreisebene allerdings schon.“

Dass Vereine ab und an einen gesperrten Platz vorschieben, um eine Partie nicht spielen zu müssen, weil beispielsweise Personalnotstand herrscht, können sich beide BFVler vorstellen, wie sie ehrlich zugeben. Beweisbar ist diese unsportliche Vorgehensweise allerdings nicht. "Für uns darf das kein Argument sein", betont Mayländer. Garbe fügt hinzu: "Hier gibt es klare Vorgaben, die keinen Handlungsspielraum zulassen. Und es ist auch gut so, dass diese Regelungen für ganz Bayern gleich sind."

Auch in Rosenheim wurde gespielt - obwohl das Spielfeld schon bessere Zeiten erlebt hat.
Auch in Rosenheim wurde gespielt - obwohl das Spielfeld schon bessere Zeiten erlebt hat. – Foto: Michael Buchholz

Nächster Halt: Rosenheim. Das Spiel der 21. Runde gegen Garching wurde durchgezogen, auch wenn Gästetrainer Nico Basta danach von einem "erwartet schlechten Platz" sprach. Dass das Spielfeld im Jahnstadion auf dem Zahnfleisch daherkommt, wussten auch die Verantwortlichen des Regionalliga-Absteigers. "Erst der Schnee, dann tagelang Regen - uns war klar: 30 Minuten Spielzeit und der Platz ist komplett im Eimer."

Gleichzeitig wäre dem TSV, das gibt Fußballchef Hansjörg Kroneck unumwunden zu, eine Absage gelegen gekommen. "Unsere sportliche Situation ist offensichtlich. Zudem haben wir derzeit 7,8 Verletzte." Eine Absage deshalb stand aber nie ernsthaft im Raum. Der Grund: "Unser Ausweichplatz wäre der Kunstrasen gewesen. Darauf haben wir aber heuer noch nicht einmal trainiert. Deshalb wäre die Verletzungsgefahr zu groß gewesen."

Jahrelang mit einem Platz zu kämpfen, der nicht für nasskalte Phasen gerüstet ist, hatte auch der SV Schalding-Heining. Spielabsagen im Frühjahr oder Herbst waren deswegen praktisch an der Tagesordnung beim Regionalliga-Absteiger. Die Niederbayern haben allerdings die Zeichen der Zeit erkannt, 2014 einen Kunstrasen gebaut und den Hauptplatz am Reuthinger Weg generalsaniert. Die Folgen sind erfreulich: "Unser Platz war auch am vergangenen Wochenende super beinander", berichtet SVS-Fußballchef Markus Clemens.

Seitdem man Geld in die Hand genommen hätte für die Infrastruktur, sei "der Hauptplatz viel widerstandsfähiger". Und obwohl ein künstliches Geläuf zur Verfügung steht, auf dem auch Pflichtspiele ausgetragen werden dürfen, wurde eine Verlegung darauf nicht einmal diskutiert. "Das wäre alleine schon wegen den Zuschauern nicht möglich. 600-800 Besucher können wir dort nicht unterbringen." Für Markus Clemens indes steht fest, warum im Norden mehr abgesagt wurde als im Süden: "Das Wetter im Norden war einfach schlechter. Dort hat es geschneit, während bei uns strahlender Sonnenschein war."

Der Rasen im Stadion am Reuthinger Weg ist nach einer Generalsanierung deutlich wiederstandsfähiger. Spiele in der kalten Jahreszeit sind für den SV Schalding-Heining seitdem kein Problem mehr.
Der Rasen im Stadion am Reuthinger Weg ist nach einer Generalsanierung deutlich wiederstandsfähiger. Spiele in der kalten Jahreszeit sind für den SV Schalding-Heining seitdem kein Problem mehr. – Foto: ARMIN WÜRFL | SP4ORT.de

Aufrufe: 030.11.2022, 12:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor