2024-04-30T13:48:59.170Z

Interview
Während 2022/23 Jubelbilder dominierten, bestimmen derartige Szenerien die Gebenbacher Saison bisher.
Während 2022/23 Jubelbilder dominierten, bestimmen derartige Szenerien die Gebenbacher Saison bisher. – Foto: Paul Hofer

DJK-Tief: Trotz »Nebenkriegsschauplätze« zu »90 Prozent Kopfsache««

Es ist bisher nicht die Spielzeit der DJK Gebenbach. Trainer Kai Hempel betreibt Ursachenforschung.

Der Fußball ist gläsern geworden - auch auf Amateurniveau. Und dennoch wird es immer wieder Erscheinungen geben, die nicht erklärbar sind. Zu diesen Dingen gehören Erfolgsserien genauso wie Negativphasen. Die DJK Gebenbach kann ein Lied davon singen. Vergangene Spielzeit lief es für die Oberpfälzer hervorragend, man schwamm auf einer Welle und wurde Vizemeister. Und diese Saison ist bisher der Wurm drin. Trainer Kai Hempel betreibt Ursachenforschung

Kai, zunächst ein Blick in die Vorsaison: 22/23 hatte die DJK Gebenbach nach elf Spieltagen 24 Punkte auf dem Konto bei 31:20 Toren, war Vierter. Heuer sind es nach der 11. Runde 16 Punkte, 17:19 Tore und Platz 7. Vereinfacht dargestellt ist also die diesjährige Mannschaft schlechter als die der vergangene Spielzeit. Kann man das so herunterbrechen?
Punktemäßig: ja, nominelle Qualität: nein. Seit dem Eltersdorf-Spiel im vergangenen Jahr hatten wir einen brutalen Lauf, den kompletten Kader zur Verfügung und einfach eine gewisse Selbstverständlichkeit, Spiele zu gewinnen. Dieses Jahr müssen wir uns viele Sachen erst wieder erarbeiten - und das gelingt uns momentan nicht.

Nur ein Sieg aus den vergangenen vier Spielen. Deutlich zu wenig, von außen betrachtet. Und von innen?
Natürlich zu wenig. Gegen Eltersdorf kann man verlieren, die sind sowieso eine Art Angstgegner für uns. In der Vorsaison haben wir zu Hause 6:1 verloren. Aber es geht vielmehr um das generelle Auftreten. Momentan sind es zu viele kleine Sachen, die zusammen so groß werden, das es nicht reicht, kontinuierlich erfolgreich zu sein.

Warum ist die DJK Gebenbach in der derzeitigen Saisonphase so formschwach? Woran liegts?
Es sind viele Kleinigkeiten, die nicht stimmen. Während der Saison 2022/23 konnten wir uns sehr gut auf die Saison vorbereiten, hatten im ersten Halbjahr immer 18 bis 21 Feldspieler im Training. Dieses Jahr war es nicht so. Wir müssen immer wieder umstellen und so hat sich noch nicht wirklich ein Kern gefunden. Des Weiteren die Relegation und somit kürzere Pause. Nach dem Spiel gegen Eltersdorf hab ich mit deren Trainer darüber gesprochen. Denen ging es vergangene Saison ähnlich. Es sollte nicht unterschätzt werden, wenn man eine Saison brutal liefert und dann nur eine kurze Pause hat.



Gegen Eltersdorf und Neudrossenfeld wurde zweimal eine Führung verspielt. Zudem hat die Offensive mit gerade einmal 17 Toren Ladehemmung. Wie erklärst Du Dir, dass genau die Stärken der DJK derzeit Schwächen sind. Wo ist die Torlust, Abgezocktheit und Souveränität geblieben?
Ja, gerade nach vorn ist es zu wenig momentan. Gegentore haben wir ja sogar eins weniger als vergangene Saison (schmunzelt). Die Unbekümmertheit und der letzte Wille fehlen momentan. Wir schaffen es nicht, dem Gegner weh zu tun. Wenn man mehr arbeitet und es mehr will, fällt die Waage irgendwann auf unsere Seite. Wenn nicht, schießt man eben vier Mal an die Latte und bekommt jeweils in der Nachspielzeit Gegentore - siehe Neudrossenfeld.

Oder fehlt es an Kondition?
Der ein oder andere ist durch Verletzungen nicht bei 100 Prozent. Aber beim Großteil ist das nicht der Fall.

Oder noch weiter ausgeholt: Ist die Liga stärker geworden, während Ihr das Niveau "nur" halten konntet?
Die Liga ist definitiv stärker geworden. Vergangene Spielzeit waren es drei, vier Mannschaften, die dauerhaft auf hohem Niveau spielen konnten. Diese Saison sind es doppelt so viel.

Mit Biermeier und Ceesay haben zwei absolute Säulen der vergangenen Jahre den Verein im Sommer verlassen. Haben sie eine zu große Lücke hinterlassen?
Das lasse ich so nicht zählen. Natürlich waren es in der Vergangenheit wichtige Spieler, aber wir haben genug Qualität. Natürlich werden wir im Moment durch Verletzungen ausgebremst. Zum Beispiel Salah El Berd und Niko Becker waren letztes Jahr auf Top-Niveau, hatten alleine gemeinsam 50 Scorerpunkte. Die beiden haben diese Saison immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Dominik Haller kam aus einer Verletzung, hat mit seinem Bänderriss keine Vorbereitung mitmachen können. Jan Fischer auch nicht. Aber nochmal: Das sind alles Nebenkriegsschauplätze, zu 90 Prozent ist es Kopfsache.

Demnächst geht es gegen Ammerthal und Feucht. Zwei Kellerkinder. Die ideale Gelegenheit also, für eine Trendwende zu sorgen. Oder hättest Du Dir dafür starke Gegner gewünscht?
Ammerthal ist Derby, da spielt die Tabelle keine Rolle. Neudrossenfeld hat gezeigt, dass es dieses Jahr ohnehin keine Laufkundschaft gibt.

Abschließend der Blick in die Zukunft: Welche Teams stehen am Ende der Saison warum unter der TOP 3?
Ganz schwer zu sagen. Ich denke, dass es dieses Jahr brutal ausgeglichen ist, dass fünf bis sieben Mannschaften lang um die ersten beiden Plätze spielen werden.

Vielen Dank für das Gespräch - und alles Gute für die Zukunft

Aufrufe: 012.9.2023, 10:30 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor