2024-06-04T08:56:08.599Z

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Plant die Zukunft des VfR Garching und hat deshalb auch im Lockdown allerhand zu tun: Trainer Benjamin Flicker.
Plant die Zukunft des VfR Garching und hat deshalb auch im Lockdown allerhand zu tun: Trainer Benjamin Flicker. – Foto: Christian Riedel

Benjamin Flicker: „Mein Verbleib hängt nicht von der Liga ab“

Trainer des Regionalligisten VfR Garching im Interview

Keiner weiß, ob und wie es weitergeht mit der Fußball-Regionalliga. Beim Letzten VfR Garching wartet man seit fast eineinhalb Jahren darauf, die Aufholjagd zu versuchen.

Herr Flicker, wie geht es Ihnen als Regionalligatrainer im Schwebezustand ohne die Aussicht, wann Fußball wieder möglich sein könnte?

In den letzten Wochen war ich gut beschäftigt, weil ich nach dem Rücktritt von Ludwig Trifellner die eine oder andere Aufgabe des Sportdirektors mit übernommen habe. Ich bin im ständigen Austausch mit unseren aktuellen Spielern und möglichen Neuzugängen. Da habe ich gar keine Zeit, um über den Neustart zu grübeln. Aber natürlich macht man sich Gedanken, ob es noch einmal los geht und wenn ja, unter welchen Bedingungen. Meine neue tägliche Routine ist der Blick auf die Inzidenzwerte.

Sie planen den Kader für die kommende Saison?

Der Trainer sollte beim Kader immer ein großes Wort mitreden. Nachdem wir die Stelle des Sportlichen Leiters nicht zeitnah besetzen, bin ich da in der Verantwortung. Potenzielle neue Spieler wollen eh vor allem mit dem Trainer sprechen. Vielleicht teilen wir uns die Aufgaben auch auf Dauer auf. Vielleicht fungiere ich dann wie ein englischer Teammanager.

Benjamin Flicker: Vertrag läuft am 30. Juni aus

Ist das ein Zeichen, dass Sie Ihre Tätigkeit beim VfR Garching als Langzeitprojekt sehen?

Ja. Mein Vertrag läuft zum 30. Juni aus. Der Verein würde gerne weitermachen und auch ich bin bereit, unabhängig von der künftigen Liga zu bleiben. Ich fühle mich in dem Verein gut beheimatet. Mein Verbleib hängt nicht von der Liga ab. Vielleicht richten wir es noch sportlich, aber es kann auch bei Abbruch andere Regelungen geben. Ist es der Abstieg am grünen Tisch, eine Quotientenregelung oder kein Abstieg?

Stichwort grüner Tisch. Eigentlich kann es bei Saisonabbruch keine Absteiger geben. Was sagt Ihr Gefühl?

Mein Kenntnisstand ist, dass man Absteiger nur ermitteln kann, wenn 75 Prozent der Liga gespielt sind. Bei uns wäre das ja nicht der Fall mit noch zwölf offenen Spielen. Es wäre extrem schade, dann absteigen zu müssen. Auch mein Kollege in Schweinfurt rechnet nicht mit einem Wiedereinstieg in den Ligabetrieb. Die bereiten sich auf die Relegation zur 3. Liga vor. An Trainingsbetrieb ist derzeit bei steigenden Werten nicht zu denken.

Steigt die Chance auf den Klassenerhalt durch den immer wahrscheinlicheren Abbruch?

Wenn der Verband entscheidet, dass es keine Absteiger gibt, dann schon. Wir würden mit den Jungs unglaublich gerne noch einmal in den Ligabetrieb einsteigen. Wir haben auch in den letzten Wochen unglaublich viel investiert in unsere sportliche Fitness. Die Jungs arbeiten mit einer sehr hohen Intensität. Ich würde mir wünschen, dass wir bald wieder Fußball spielen, aber ich kann es mir nicht vorstellen. Außerdem muss man den Amateurfußballern eine Möglichkeit geben, auch mal Urlaub zu machen.

Flicker: Für Dennis Niebauer ist die Tür immer offen

Kommen wir unabhängig von der Gegenwart zur Planung der neuen Saison. Bekommen Sie im Kader eine personelle Konstanz hin?

Die Gespräche mit den Spielern verlaufen sehr positiv. Ich hoffe, dass wir den Großteil des Kaders halten können. Ich möchte den Kader punktuell verstärken. Unser Konzept ist langfristig ausgelegt.

Haben Sie schon die goldene Idee, wie der im Sommer seine Karriere beendende Dennis Niebauer ersetzt werden soll?

Man kann einen Dennis Niebauer sportlich und als Persönlichkeit nicht gleichwertig ersetzen. Es gibt einen Dennis Niebauer nur einmal. Seine fußballerischen Qualitäten müssen wir eventuell auf verschiedene Schultern verteilen.

Bruder Mike ist aktuell Vize-Kapitän. Könnte der neue Kapitän wieder Niebauer heißen?

Das kann durchaus passieren. Mike wird noch einmal wichtiger und ist jetzt schon für mich erster Ansprechpartner bei der Entwicklung von Kader und Vision. Dennis hat mir noch einmal signalisiert, dass seine Entscheidung auch bei einem Saisonabbruch steht.

Wäre Dennis Niebauer nicht auch ein guter Sportdirektor?

Absolut. Ich glaube, dass er erst einmal einen Schnitt macht. Ich persönlich könnte mir das gut vorstellen. Er bleibt dem VfR ja verbunden. Ich habe gehört, dass er die Fußballschuhe für die zweite Mannschaft anziehen möchte. Ein Dennis Niebauer wird immer eine Option sein, wenn Positionen zu besetzen sind.

Sollte Dennis wieder Lust auf gehobenen Amateurfußball bekommen, dann haben Sie sicher auch für ihn einen Platz im Trainerteam?

Die Frage stellt sich nicht. Wenn er etwas tun möchte, wird man für ihn eine Position finden oder schaffen.

Schauen Sie derzeit eigentlich Regionalliga-Spiele aus der guten, alten Zeit an? Oder gucken Sie nur den Profifußball?

Alte Spiele schaue ich nicht an und den Fußball im Fernsehen verfolge ich weniger. Ich verbringe viel Zeit mit der Familie und bin viel an der frischen Luft. Durch die Planung über den Sommer hinaus ist der Fußball auch jeden Tag präsent. Man kann sich auf die Gegner nicht wirklich vorbereiten, weil sich in den Kadern vieles verändert hat und Trainer haben auch mal neue Ideen. Ich mache mir derzeit mehr Gedanken über die Zukunft des VfR Garching als über einen Re-Start.

Das Gespräch führte
Nico Bauer.

Aufrufe: 018.3.2021, 17:38 Uhr
Münchner Merkur (Nord) / Nico BauerAutor