2024-04-25T14:35:39.956Z

WM 2014
Die Liebe zog ihn nach Rheinhessen. Nun während der WM schlagen zwei Herzen in seiner Brust: Claudio Parra Fuentealba vom SV Pfeddersheim. (Bild: Privat)
Die Liebe zog ihn nach Rheinhessen. Nun während der WM schlagen zwei Herzen in seiner Brust: Claudio Parra Fuentealba vom SV Pfeddersheim. (Bild: Privat)

Zweigeteiltes Fußballerherz

"Eine Hälfte meines Herzens schlägt für Chile, die andere für Deutschland"

Ein glücklicher Zufall brachte Claudio Parra Fuentealba vor zwei Jahren zum Fußball-C-Ligaverein SV Pfeddersheim II. In der Wormser Volkshochschule wollte der Chilene eigentlich nur Deutschvokabeln pauken. Dabei traf er den deutschen Freund einer Kommilitonin, der ihm eine bequemere Büffel-Methode zeigte: praktisches Lernen; auf dem Weg zum Tor mit zehn spielwütigen Teamkollegen.

Für den 31-jährigen Betriebswirt, der kurz vorher seiner Liebe Dorothee nach Deutschland gefolgt war, öffneten sich mit dem Kicken die Tore der Integration. Dass er zuletzt mit sechzehn in Santiago Fußball gespielt hatte und, dass Pfeddersheim II die Saison als Vorletzter im Tabellenkeller beendete, standen diesem Erfolg nicht im Weg: „Ich spiele vor allem, weil es so viel Spaß macht. Und ich habe etwas geschafft, was im Sprachkurs kaum möglich ist: Den Anschluss unter Deutschen zu finden.“

Einzig, wenn die chilenische Fußball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft spielt, zieht Claudio sich unter Landsleute zurück. Nur so könne man die Leidenschaft für die Heimat ausleben. „Außerdem sind wir temperamentvoller beim Anfeuern“, sagt Claudio und schaut deshalb die Spiele mit seinem chilenischen Kumpel Gabriel aus Karlsruhe. Feuriges Temperament haben die Kicker aus dem Land der Natur-Extreme bereits in den ersten Spielen der Vorrunde bewiesen, in denen sie sogar WM-Titelverteidiger Spanien vom Platz fegten. Obwohl die Qualifikation fürs Achtelfinale damit in trockenen Tüchern ist, hofft Claudio auf einen letzten Gruppensieg gegen die Niederlande: „Als Gruppenzweiter spielen wir wahrscheinlich gegen Brasilien. Die haben uns schon bei der WM in Frankreich und Südafrika aus dem Turnier gekickt.“

Claudios klarer Favorit der südamerikanischen Kicker unter Chiles Coach Jorge Sampaoli ist Jorge Valdivia, der stets durch „saubere Technik überzeugt“. Als weitere Geheimwaffe nennt er die hohen Auslandserfahrungen der Nationalspieler. Knapp die Hälfte des Kaders spielt in renommierten europäischen Mannschaften wie beim FC Barcelona (Alexis Sánchez) oder Juventus Turin (Mauricio Isla, Arturo Vidal). Die Mannschaft könne also „eine echte Überraschung der WM“ werden.

Wenngleich der Enthusiasmus der Sportsmänner Lust auf sein Heimatland erweckt, merkt Claudio bei den Spielen der DFB-Elf, wie wohl er sich inzwischen in Deutschland fühlt: „Ich bin jetzt auch hier Zuhause und fiebere total mit. Eine Hälfte meines Herzens schlägt für Chile, die andere für Deutschland.“

Aufrufe: 023.6.2014, 15:00 Uhr
Dara Brexendorf Autor