2024-05-08T14:46:11.570Z

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Das Fauchen des Tigers: Yannik Häringer (Mitte) und seiner Bahlinger Kollegen wollen auch gegen Hollenbach am Samstag jubeln.  | Foto: Patrick Seeger
Das Fauchen des Tigers: Yannik Häringer (Mitte) und seiner Bahlinger Kollegen wollen auch gegen Hollenbach am Samstag jubeln. | Foto: Patrick Seeger

August Zügel: "Es ist alles möglich"

BZ-Interview: Der sportliche Leiter August Zügel über das beständige Hoch des Bahlinger SC

Es sieht ganz danach aus, als ob sich der Bahlinger SC in der Spitzengruppe der Oberliga häuslich niedergelassen hat. In der Hinrunde standen die Bahlinger nie schlechter da als auf Tabellenplatz fünf. Die Herbstmeisterschaft wurde am vergangenen Samstag nur knapp verpasst. Reifen deshalb im Kaiserstuhl schon zarte Träume vom Aufstieg? Über den Reiz der Regionalliga, die Stärken des BSC unter Trainer Milorad Pilipovic und die Mannschaft hinter der Mannschaft sprach Redakteur Matthias Kaufhold mit dem sportlichen Leiter August Zügel.
BZ: Haben Sie nach dem Beinahe-Abstieg im vergangenen Jahr diesen Leistungsschub für möglich gehalten?

Zügel:
Als Milo im vergangenen April vorzeitig einsteigen musste, hat sich die Entwicklung bereits abgezeichnet. Wir standen immens unter Druck, weil wir nicht wussten, wie viel Teams absteigen – und haben dennoch im Schnitt zwei Punkte pro Spiel geholt. Als zu Saisonbeginn Spieler wie Johannes Fiand und Yashir Pinto dazukamen, habe ich insgeheim schon mit einem Platz unter den ersten Sechs gerechnet. Ich war überzeugt, eine gute Mannschaft beisammen zu haben. Natürlich kommt uns auch gelegen, dass Nöttingen und Walldorf aufgestiegen sind und Grunbach sich zurückgezogen hat.

BZ:
Welchen Anteil am Erfolg hat Trainer Milorad Pilipovic?

Zügel: Vielleicht den Größten. Milo kam, als wir mit dem Rücken zur Wand standen. Diese Situation lösen nicht viele Trainer. Mit seiner Ausstrahlung, Präsenz und seinem Willen hat er die Mannschaft nach vorne gebracht. Er hat ein Gespür für kritische Situationen. Eine solche gab es nach dem Unentschieden gegen den FFC und der Niederlage in Reutlingen. Da zeigten sich die Fähigkeiten des Trainer, die Spur wieder zu finden. In Kehl haben wir mit 1:0 gewonnen, auch wenn es kein gutes Spiel war. Und dann haben wir gegen Ulm eines der besten Saisonspiele hingelegt.

BZ:
Was macht die Stärke des BSC aus? Die Neuzugänge, so gut sie teilweise spielten, schwankten doch in ihren Leistungen.

Zügel:
Es herrscht eine sehr gute Stimmung in der Mannschaft. Die Spieler verstehen sich und puschen sich gegenseitig. Zusammenhalt und Leistungsbereitschaft sind sehr hoch. Milo fordert viel, und die Spieler ziehen mit, ohne zu murren. Sie geben Gas im Training, denn der Konkurrenzkampf ist groß. Wir können immer von der Bank reagieren, wir haben 15,16 Feldspieler auf einem Niveau.

BZ:
Der Verein ist mit der Vorgabe in die Saison gegangen, sorgenfrei über die Runde zu kommen. Muss man jetzt das Saisonziel nach oben korrigieren?

Zügel:
Natürlich wachsen mit dem Erfolg auch die Erwartungen. Wir sind ja auch im südbadischen Pokal noch dabei, das ist ebenfalls sehr wichtig. Ich bin einfach gespannt. Es ist alles möglich, doch wir werden jetzt nicht die Devise ausgeben, mit aller Macht unter die ersten Zwei zu kommen. Das wäre kontraproduktiv und würde zu großen Druck erzeugen. Sicher stehen wir nicht nur durch Glück da oben. Ich erinnere mich an kein Spiel, in dem wir unterlegen waren. Es ist alles offen.

BZ:
Und wenn die Mannschaft Leistung bringt und man wird am Ende Dritter?

Zügel:
Dann war es halt so. Und wir können uns über eine schöne Runde freuen.

BZ:
Die Mannschaft hat für fast alle Positionen mehrere Alternativen. Auf dem Torhüterposten scheint es aber noch Luft nach oben zu geben. Sehen Sie da in der Winterpause Handlungsbedarf?

Zügel:
Wir müssen da was tun. Timo Burgert litt in der vergangenen Saison unter einer Schambeinentzündung und beklagt jetzt Rückenprobleme. Er hat selbst gesagt, er sei frustriert. Ob wir in der Winterpause was hinbekommen, mal sehen. Aber wir sind da gefordert. Denn wenn auch noch Dennis Müller was passiert, haben wir ein Riesenproblem.

BZ:
Die zweite Mannschaft steckt in der Landesliga im Tabellenkeller. Wie schlimm träfe ihr Abstieg den Verein?

Zügel:
So hart das klingt, notfalls müssen wir das in Kauf nehmen. Unser großes Ziel ist es, die Jugend voranzubringen. Hier wollen wir mittelfristig mit A- und B-Junioren in die Verbandsliga. Dann können wir zumindest die Zweite mit Spielern aus der A-Jugend füttern. Über viele Jahre bestand die Zweite aus einem harten Kern aus eigenen Spielern. Hier hat der eine oder andere neue Prioritäten gesetzt und steht nicht mehr voll zur Verfügung. Das ist schade, aber wir werden deshalb nicht auf Einkaufstour gehen, um die Zweite künstlich in der Landesliga zu halten. Es muss von unten wachsen.

BZ:
Täuscht der Eindruck, dass mit Ihnen, dem Vorsitzenden Dieter Bühler, seinem Stellvertreter Hans-Joachim Meyer, Teammanager Roland Tranzer und dem Geschäftsführer Werbung, Martin Ernst, auch die Mannschaft hinter der Mannschaft gut aufgestellt ist?

Zügel:
Der Eindruck täuscht nicht. Vielleicht waren wir hier nie besser aufgestellt als jetzt. Es ist eine gute Mischung zwischen Jung und Alt entstanden. Jeder kommt irgendwo aus der Geschäftswelt und bringt seine Kenntnisse mit ein.

BZ:
Nach 18 Jahren Oberliga – ist der Verein, ist der Kaiserstuhl jetzt reif für den nächsten Schritt Richtung Regionalliga?

Zügel:
Mich würde es sicher reizen, dieses Neuland kennenzulernen und mit unseren Mitteln versuchen, dort zu bestehen. Verein und Mannschaft – beide Komponenten müssen stimmen, um so einen Schritt zu wagen, beides muss gemeinsam wachsen. Auf diesem Weg sind wir schon weit gekommen. Diese Herausforderung würde ich gerne annehmen.

Zur Person August Zügel
BSC durch und durch. Bis auf ein Jahr als Spieler beim Freiburger FC 1973/74 und drei Jahren als Spielertrainer in Nimburg trug August Zügel immer das Rot-Weiß vom Kaiserstuhl. Beruflich ist der 65-Jährige in der Geschäftsleitung der Bahlinger Vorzeigefirma Männer tätig. Zügel übernahm die sportliche Leitung beim Oberligisten nach einer ersten Phase in den Neunziger Jahren vor einem Jahr erneut.
Aufrufe: 027.11.2014, 21:00 Uhr
Matthias Kaufhold (BZ)Autor