2024-05-02T16:12:49.858Z

Pokal
Energies U19-Coach Sebastian Abt. Foto: S. Bock
Energies U19-Coach Sebastian Abt. Foto: S. Bock

"Wollen zeigen, dass wir Cottbuser Jungs sind"

Energies U19-Trainer Sebastian Abt im FuPa Brandenburg-Interview vor dem DFB-Pokalfinale der Junioren am Samstag gegen Hertha BSC Berlin

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Die A-Junioren des FC Energie Cottbus haben eine kleine Sensation geschafft: Als Regionalligist haben die Lausitzer vier Bundesligisten aus dem DFB-Pokal geworfen und stehen am Samstag im großen Finale gegen die U19 von Hertha BSC Berlin. FuPa Brandenburg sprach vor dem Endspiel mit Trainer Sebastian Abt unter anderem über die Chancen der jungen FCE-Kicker.

Herr Abt, wie groß ist die Vorfreude auf das Finale?
Wir freuen uns natürlich, das ist klar. Man merkt es bei den Jungs, sie sind gut drauf und freuen sich auf das Ereignis. Für uns ist wichtig, dass wir am Wochenende einfach ein gutes Spiel machen. Wir wollen den Leuten zeigen, dass wir Cottbuser Jungs sind. Wir wollen hundertprozentige Einsatzbereitschaft zeigen, aber auch beweisen, dass wir Fußball spielen können. Und vor allem zeigen, dass wir nicht zufällig im Finale sind und es durchaus einen sportlichen Grund hat.

Vor dem Halbfinale gegen Wolfsburg hatte euch niemand auf der Rechnung. Wie seht ihr ganz realistisch eure Chancen im Endspiel?
Wir sind schon klarer Außenseiter. Hertha BSC hat eine gute Mannschaft mit sehr guten Einzelspielern, die alle jederzeit ein Spiel entscheiden können. Wir müssen als Mannschaft geschlossen dagegen halten. Wir haben einen gute Teamgeist, eine gute Mentalität und tolle Charaktere. Wenn wir das auf den Platz bringen, haben wir schon eine Chance auf ein gutes Ergebnis.

Mit Martin Böhmer wird einer der Leistungsträger ausfallen.
Ja, er hat im März einen Fußbruch erlitten. Ansonsten hoffe ich, dass wir bis Samstag alle soweit auf die Platte bekommen.

Es gibt schon einige Spieler wie zum Beispiel Robert Berger, die bereits bei den Profis in der 3. Liga aktiv sind und auch noch bei der U19 spielen könnten. Gab es Gedanken, die im Endspiel einzusetzen?
Nein, das haben wir nicht in Erwägung gezogen. Unsere Ausbildungsphilosophie war von Anfang an, dass wir die Spieler, die den Sprung in den Männerbereich schon geschafft haben, auch dort belassen wollen. Sie sollen sich dort weiter etablieren. Es geht da nicht nur um Robert Berger, sondern auch um Lukas Bache, Paul Maurer, Filip Kusic und Fritz Pflug. Dadurch haben wir es aber auch geschafft, Spielern wie Avdo Spahic, Jonas Zickert und Tim Häußler frühzeitiger schon mehr Verantwortung zu übergeben und sie in der U19 in Führungsrollen zu positionieren. Deswegen haben sie sich bei uns gut entwickelt, was vielleicht sonst nicht möglich gewesen wäre. Wir haben den Fokus stärker auf die Entwicklung jedes einzelnen Spielers an sich gelegt, abgewogen was für die Jungs am besten ist und nicht so sehr auf den Erfolg geschaut. Wir haben nicht gesagt: Wir müssen unbedingt aufsteigen. Das wir jetzt beides geschafft haben, also die Spieler weitergebracht und sportlich ein gutes Ergebnis geholt haben, ist natürlich eine tolle Sache. Das zeigt auch, dass wir auf dem richtigen Weg sind und dass es richtig ist, das große Ganze zu sehen und nicht nur Entscheidungen zu treffen, die nur einen kurzfristigen Erfolg bringen.

Ihr könntet am Samstag sogar das Triple holen.
Ja, NOFV-Meister sind wir schon und den Landespokal haben wir auch schon geholt. Aber wir müssen realistisch bleiben und wissen, dass schon alles passen muss am Samstag.


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Das Amateurstadion der Hertha unweit des Olympiastadions ist bereits seit Wochen mit 4400 Zuschauern ausverkauft. Für den Großteil der Mannschaft dürfte es sicher etwas Besonderes werden, vor solch einer Kulisse zu spielen?
Ja, aber auch für mich als Trainer ist dieser Pokalwettbewerb etwas ganz tolles. Wir können den Jungs damit ein Stück weit zeigen, wie es sein könnte, Profi zu sein und was alles dazu gehört. Die Zuschauer, die Stadionatmosphäre, oder das man ab und zu auch mal ein Interview geben muss. Dem sind die Jungs jetzt Schritt für Schritt immer mehr ausgesetzt. Das ist natürlich eine tolle Sache für ihre Entwicklung und ein guter Lernprozess. Wir sehen das Ganze aber trotzdem relativ unverkrampft, weil das Endspiel für uns quasi noch die Kirsche auf dem Sahnehäubchen ist. Wir haben schon mehr erreicht, als uns Anfang der Saison jeder zugetraut hätte.

Merkt man in der Mannschaft schon etwas Nervosität?
Das Team ist im Training sehr locker. Locker im positiven Sinne, sie haben Spaß miteinander. Das zeichnet uns aber auch schon über die ganze Saison aus, dass sich die Jungs gut verstehen. Der Teamgeist ist super, das merkt man. Das gibt ihnen glaube ich auch einen Stück weit Halt in so einer Drucksituation, weil sie wissen, dass da ein Kumpel neben mir ist, der sich auch reinhaut für mich. Es ist nicht so, dass wir besonders angespannt sind. Wir machen im Training auch nichts besonderes, wir bereiten uns genauso vor wie sonst.

Dennoch dürfte es eine besondere Situation für die Spieler sein, schließlich wird auf der Tribüne bestimmt auch der ein oder andere Scout von anderen Verein sitzen?
Unsere Spieler sind in der Branche bekannt. Das wir live auch im Fernsehen sind (Sport1 überträgt ab 11 Uhr) ist sicher noch ein Punkt, der sonst nicht da ist. Aber es geht trotzdem nur um Fußball. Es geht darum, aufs Feld zu gehen und alles zu geben. Das ist die Aufgabe eines Fußballspielers, damit die Zuschauer zufrieden nach Hause gehen. Das haben wir mit den Jungs auch so besprochen. Deswegen war das DFB-Pokal-Halbfinale auch ein Schlüsselerlebnis für mich. Am nächsten Tag standen wir auf dem Platz und ich habe mit den Jungs gesprochen und ihnen gesagt, dass sie beim Sieg gegen Wolfsburg das erste Mal gemerkt haben, was es bedeutet, Fußballspieler zu sein. Die Leute sind nämlich zufrieden nach Hause gegangen, weil die Jungs ihnen Freude bereitet haben mit der Art und Weise, wie sie gespielt haben. Das ist auch die Aufgabe für Samstag, weil es eine besondere Auszeichnung für uns ist, dass 1500 Menschen extra wegen uns nach Berlin kommen. Unsere einzige Aufgabe ist, dass die Leute nach dem Spiel sagen, es war geil hier und hat uns Spaß gemacht. Entweder hat es dann gereicht und sie freuen sich noch mehr oder eben der Gegner war besser, aber die Jungs haben alles reingelegt für den Verein und die Fans.

Wie sieht Ihr persönliches Saisonfazit aus nach dem ersten Jahr in alleiniger Verantwortung?
Mir macht die Arbeit mit den Jungs super viel Spaß. Ich habe natürlich auch das Glück, dass ich eine Mannschaft geschenkt bekommen habe, die tolle Charaktere hat. Spieler, die jeden Tag Bock haben zu kicken. Die man nicht besonders antreiben muss, sondern die gewillt sind, jeden Tag hart zu arbeiten, jeden Tag fleißig sind, sich an Regeln halten und eine Fußballmannschaft sein wollen. Dann ist es natürlich für einen Trainer leichter, erfolgreich zu sein. Und vor allen Dingen auch leichter, die Spieler besser zu machen, denn das ist eigentlich mein Hauptziel. Für mich ist wichtig, dass wir irgendwann im Juni zusammenstehen und das Jahr Revue passieren lassen und sagen können, dass uns das Jahr etwas gebracht hat. Jeder Spieler soll mit dem Gefühl rausgehen, dass er besser geworden ist. Wenn man fleißig ist und jeden Tag hart arbeitet wird man automatisch irgendwann auch erfolgreich sein.

Wie sieht der Blick auf die nächste Saison aus? In den Nachwuchsteams gibt es schließlich immer große Bewegungen.
Ja, es gehen 8 bis 10 Leute altersbedingt raus, das ist klar. Dann kommen Spieler aus dem B-Jugend-Bereich dazu und wir bauen eine neue Mannschaft zusammen. Die Kriterien bleiben im Grunde die gleichen. Wer diesen Weg mitgeht, der wird auch besser werden und dann werden wir auch wieder Spiele gewinnen. Egal in welcher Liga wir spielen.

Nach der Meisterschaft und dem Aufstieg wird die Bundesliga sicher eine größere Herausforderung als die Regionalliga.
Richtig, das wird nochmal ein anderes Anforderungsprofil. Aber letztendlich ist es das, wo die Jungs hinwollen. Wir wollen Woche für Woche einen Wettkampf haben, der uns vor maximale Herausforderungen stellt. In dem Rahmen können sich die Jungs gut entwickeln. Von daher sehe ich dem ganzen nicht mit Sorge entgegen, sondern eher optimistisch.

Gibt es unter den Spielern noch ein paar Geheimtipps, die den Sprung in den Profibereich schaffen könnten?
Grundsätzlich kann es jeder schaffen. Es gehört aber nicht nur Talent dazu, sondern auch Mentalität und Charakter. Manche machen ganz viel mit diesen Tugenden wett und schaffen es auf diesem Weg. Andere, die vielleicht ganz viel Talent haben, aber sich auf ihren Lorbeeren ausruhen, bleiben eben irgendwann hängen. Es kann auch so viel passieren, wie zum Beispiel Verletzungen. Da eine Prognose abzugeben, ist ganz schwer.

Sind A-Junioren eigentlich ein schwieriger Jahrgang? Schließlich nehmen mit dem Führerschein usw. die Ablenkungen für die Jungs zu.
Ich kann nur für unsere Mannschaft sprechen. Und da muss ich sagen, dass wirklich alle Spieler mit beiden Beinen auf dem Boden sind. Ich habe niemanden gesehen, der meint, er muss sich jetzt anderweitig profilieren durch irgendwelche Statussymbole oder sonstwas. Das ist glaube ich auch die Stärke der Mannschaft: Die Jungs sind bodenständig geblieben, auch wenn sie viele Spiele gewonnen haben und das aber nicht als selbstverständlich angesehen haben. Wir haben gesagt, dass wir von Woche zu Woche fleißig sein müssen um unsere volle Leistungsfähigkeit abrufen zu können. Da haben die Jungs gut mitgezogen. Das kann man aber auch nur machen, wenn man einen guten Charakter hat und klar ist im Kopf. Ansonsten fängt man irgendwann an nur noch von dem zu leben, was man hat. Dann merkt man nicht, wie einen die anderen von hinten überholen. Das kann den Jungs aber nicht passieren.

Dürft ihr nach eurem Finale auch abends noch das Männerfinale sehen?
Nach dem Spiel gibt es eine improvisierte Siegerehrung. Dann dürfen wir anschließend zum Männerspiel gehen und direkt davor ist die offizielle Siegerehrung im Olympiastadion. Nach dem Spiel geht es nochmal ins Hotel und dann können die Jungs ein bisschen feiern.

Gefeiert wird also so oder so.
Ja, das haben sich die Jungs verdient nach der langen Saison. Es macht natürlich mehr Spaß, wenn man das Finale auch gewonnen hat, aber sonst feiern wir unsere anderen beiden Titel.

Habt ihr eigentlich noch Elfmeterschießen geübt?
Nein, haben wir nicht (lacht). Die Jungs machen das manchmal nach dem Training, aber nur für sich und aus Spaß. Wir werden es auch nicht trainieren. Falls es dazu kommen wird, werden die 5 Spieler schießen, die sich gerade stark genug in der Situation fühlen. Gegen Wolfsburg im Halbfinale waren die Spieler mental sehr stark an dem Tag. Alle, die geschossen haben, wollten sofort schießen und kamen zu mir. Deswegen werden sich sicher auch am Samstag wieder fünf finden, die schießen wollen.

Mit Energies U19-Trainer Sebastian Abt sprach Sven Bock.

>>> Das DFB-Pokalendspiel der Junioren gibt es am Samstagfrüh ab 10:45 Uhr auch live auf FuPa Brandenburg!

Aufrufe: 029.5.2015, 11:45 Uhr
Sven BockAutor