Wie aus dem Lehrbuch

Heeslingens Coach Bargfrede war mehr als zufrieden: ,,Ich glaube, viel besser als in den ersten 45 Minuten kann man nicht spielen." Dieser Meinung waren auch die rund 250 Zuschauer, die aus dem Staunen, Jubeln und Klatschen nicht mehr herauskamen, denn was ,,ihr" Heeslinger SC da auf dem Rasen ablieferte, war teilweise Fußball aus dem Lehrbuch.

Die Abwehr des FC Eintracht Northeim, die nach der langen Fahrt einen leicht verschlafenen Eindruck machte, konnte dem Angriffswirbel der Hausherren kaum etwas entgegensetzen. Ein ums andere Mal hebelten Syuleyman Shakirov, Mirko Lippold oder auch Kevin Rehling die gegnerische Defensive aus, so dass sich beinahe zwangsläufig beste Chancen ergaben.

Und wie schon am Vorsonntag wussten die Heeslinger ihre Möglichkeiten zu nutzen. Es waren gerade einmal zehn Minuten gespielt, als Daniel Grimm von Oliver Gerken mustergültig in Szene gesetzt wurde und nur mit unerlaubten Mitteln gestoppt werden konnte. Den fälligen Strafstoß verwandelte Lippold, der eine ganz starke Leistung in der ersten Halbzeit zeigte, eiskalt zum 1:0 für sein Team.

Heeslingen ließ aber nicht locker, wollte mehr und bekam mehr. In der 25. Minute scheiterte Gerken zwar noch am Keeper der Gäste, doch nur 120 Sekunden später machte Grimm alles richtig: Nach einer herrlichen Flanke von Fabian Völkner traf er volley zum 2:0 für sein Team. Und es sollte noch besser kommen. Sechs Minuten vor dem Halbzeitpfiff staubte Rehling bereits zum vorentscheidenden 3:0 ab.

Vorentscheidend auch deshalb, weil Northeim zu diesem Zeitpunkt nur noch zehn Spieler auf dem Feld hatte. Wenige Minuten zuvor hatte Torben Rudolph, der bereits mit einer Gelben Karte bedacht worden war, die ,,Ampelkarte" erhalten. Grund: Er lenkte eine Ecke wie einst Diego Maradona per Hand ins Tor. ,,Wie man sich so einen Patzer hinreißen lassen kann, ist mir absolut schleierhaft, zumal Torben gerade einmal zwei Minuten vorher verwarnt worden war", ärgerte sich Northeims Trainer Wolfgang Schmidt über die überflüssige Aktion, durch die sich die Gäste selbst schwächten.

Gerken trifft die Querstange

Dass der FC nicht schon vor der Pause vollkommen chancenlos war, war dem Aluminium zu verdanken. Drei Minuten vor dem Seitenwechsel rollte der nächste Heeslinger Angriff auf das Northeimer Gehäuse zu, doch Gerken traf nur die Latte. Nach dem Seitenwechsel sahen die Zuschauer, die die Platzherren mit stehenden Ovationen in die Pause verabschiedet hatten, ein ganz anderes Spiel.

Heeslingen blieb zwar weiter spielbestimmend, aber gegen einen Gegner, der in erster Linie um Schadensbegrenzung bemüht war und sehr defensiv agierte, war es schwer, die Lücken zu finden. Das Bargfrede-Team spielte jedoch auch nicht mehr so hochkonzentriert wie noch im ersten Durchgang, so dass auch die Gäste ihre Möglichkeiten hatten und eine davon nutzten.

In der Vorwärtsbewegung leistete sich das Heeslinger Mittelfeld einen Ballverlust und diese Konterchance ließ sich Marc-Jannick Grunert nicht entgehen und verkürzte elf Minuten vor dem Abpfiff der Partie auf 1:3. Aus des Sicht des Heeslinger SC war der Gegentreffer zwar ärgerlich, aber mehr auch nicht.

,,Die Gastgeber waren uns heute in allen Belangen überlegen. Daran ändert auch der Treffer zum 1:3 nichts", bilanzierte Schmidt, dessen Mannschaft in der Tabelle auf den achten Platz abgerutscht ist. Und die Heeslinger? Der SC hat sich in der Tabelle vom 12. auf den 9. Rang verbessert und freut sich schon jetzt auf das Testspiel gegen den Bundesligisten SV Werder Bremen am kommenden Freitag, 4. September, und das Punktspiel beim 1. FC Germania Egestorf/Langreder am Sonntag, 6. September.