FuPa: Gratulation zum Regionalliga-Aufstieg. Wie ausschweifend war die Feier?
Sergey Zimin (32): Oh je. Vier Tage lang ging's rund. Am Abend nach dem Spiel gab es noch einen Autokorso mit 30 Fahrzeugen durch die Würzburger Innenstadt. Dann sind wir rauf zur Burg, haben ein Plakat aufgehängt, dass die Kickers nun die Nummer eins in der Stadt sind. Es waren tolle Tage. Aber jetzt muss ich wieder arbeiten. Irgendwann muss auch die Normalität wieder einkehren.
Du hast schon im Hinspiel in Aichach beim 3:0-Sieg ein tolles Tor kurz vor Schluss gemacht. Im Rückspiel hast ein sensationelles Tor zum 1:1 erzielt, fast von der Außenlinie. Wie hast du das geschafft?
Fazdel Tahir hat den Freistoß rausgeholt. Ich habe dann zu Frank Wirsching gesagt, dass ich rechts raus gehe und er mir den Ball zuspielen soll. Der Ball kam dann auch, aber ich habe ihn erst kurz vor der Torauslinie bekommen. Dann habe ich mir gedacht, probier es einfach. Ich habe den Ball optimal getroffen und auf einmal landete er im Kreuzeck. Mein Ziel war es eigentlich, dass in der Mitte vielleicht einer den Ball ins Tor lenken wird. Es war ein typisches Zimin-Tor, denn ich habe schon einige spektakuläre Treffer in meiner Laufbahn erzielt. So einen Schuss aber könnte ich wohl nie mehr wiederholen, auch nicht, wenn ich 100 Versuche hätte. Das war einmalig.
Du bist beim Relegationsspiel verabschiedet worden, hörst du etwa auf? Mit 32 in der Form deines Lebens?
Ich höre ja nicht ganz auf. Ich werde in der zweiten Mannschaft Trainerassistent von Roman Ginel. Die Zweite ist in die Bezirksliga aufgestiegen. Ich werde dort auch spielen und mich fit halten. Wenn Dieter mich braucht, dann spiele ich auch nochmal in der Ersten. Aber das wird kein Dauerzustand mehr sein. Ich habe einen neuen Job und will mich jetzt mehr auf den Beruf konzentrieren. Das ist wichtig für die Zukunft. Auch für meine Familie möchte ich mehr Zeit haben. Es ist meine Entscheidung. Ich werde aber auf jeden Fall immer bei den Kickers bleiben. Meine Entscheidung vor drei Jahren hierher zu wechseln war die beste in meinem Fußballer-Leben. Und zu Dieter Wirsching hab' ich gesagt: Zum Abschied schieß' ich uns rauf in die Regionalliga. Das hat ja nun geklappt (lacht).
Du hast ja zuerst in Bremen, dann in Emden, Wilhelmshaven und Cloppenburg, also im Norden der Republik gespielt. Wie kam das damals?
Ich hatte bei Zenit St. Petersburg in meiner Heimatstadt mit 16 Jahren schon einen Profivertrag. Ich bin dann unter anderem von Thomas Schaaf entdeckt worden. Der hat mich zu Werder Bremen geholt. Schade, dass es dort zu einem Bundesliga-Einsatz nicht gereicht hat. Ich war aber ein paar Mal knapp dran. Besonders schön war die Deutsche Meisterschaft mit der U19 von Werder 1999. Auch die Zeit in Emden in der dritten Liga war toll. Fünf schöne Jahre mit mehr als 100 Toren hatte ich in Wilhelmshaven. Nur in Cloppenburg habe ich mich nicht so treffsicher präsentiert. Bei den Kickers hatte ich dann in der Saison 2010/11 ein ganz tolles Jahr mit 32 Toren.
Die Europameisterschaft hat gerade begonnen, Russland hat zum Auftakt Tschechien mit 4:1 geschlagen und trifft heute Abend auf Gastgeber Polen. Wie wird dein Heimatland bei der EM abschneiden?
Der Auftakt ist gelungen, es war ein verdienter Sieg. Russland hat da schon sehr gut gespielt. Ich hoffe, dass wir an die Leistung von vor vier Jahren anschließen können. Da sind wir Dritter geworden und den dritten Platz, also das Halbfinale, traue ich der Mannschaft auch dieses Mal wieder zu.