2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche
Spricht im Interview der Woche über seine schwere Verletzung und die Reaktionen der Teamkollegen: Nils Balder. Foto: Edgar Daudistel / Kollage: Imruck
Spricht im Interview der Woche über seine schwere Verletzung und die Reaktionen der Teamkollegen: Nils Balder. Foto: Edgar Daudistel / Kollage: Imruck

Von den Reaktionen überwältigt

Nach seiner schweren Armverletzung geht es Nils Bader von Alem. Waldalgesheim langsam besser +++ Vielzahl an Genesungswünschen freut den Angreifer sehr +++ Auch der Gegner sendet ein offizielles Schreiben

Waldalgesheim. Der modernen Medizin sei Dank: Nach seiner „Horrorverletzung“ im Spiel gegen den ASV Winnweiler am Freitagabend geht es Nils Balder, Stürmer beim SV Alemannia Waldalgesheim, schon wieder erstaunlich gut. Noch am Freitagabend im Binger Heilig-Geist-Hospital operiert, wurde er am Wochenanfang schon nach Hause entlassen und befindet sich auf dem Weg der Besserung. Im Gespräch mit der AZ schildert der 20-Jährige, wie er die Situation erlebt hat und wie es ihm seither ergangen ist.

Nils, zuallererst die Frage: Wie geht es Ihnen?

So langsam wird es besser. Die Beweglichkeit im Arm nimmt zusehends zu, die Schmerzen lassen nach, auch wenn die Schwellung noch nicht ganz abgeklungen ist.

Wie lautete denn die genaue Diagnose und was wurde gemacht?

Elle und Speiche im rechten Unterarm waren gebrochen, die Speiche doppelt, außerdem war es ein offener Bruch. Ich wurde noch am Feitagabend, zwei Stunden nach dem Vorfall, im Binger Heilig-Geist-Hospital notoperiert. Der behandelnde Arzt meinte, das solle man so schnell wie möglich machen. Denn je länger man warte, um so komplizierter würde eine OP werden. Es wurden zwei Platten im Unterarm mit jeweils sechs Schrauben befestigt, die neun bis zwölf Monate drin bleiben müssen. Außerdem wurde die Wunde zugetackert. Da ist jetzt ein leichter Verband drüber und zusätzlich Pflaster über die Tacker.

Wie haben Sie denn die Situation erlebt?

Es war ein ganz normaler Zweikampf, bei dem mein Gegner und ich mit dem Kopf zum Ball wollten, keinen trifft eine Schuld. Ich bin dann nach vorne übergekippt und auf dem Arm gelandet. Pech war, dass dann mein Gegenspieler genau mit dem Fuß auf dem Arm aufkam. Da habe ich dann richtig gespürt und gehört, wie es gekracht hat.

Was ging Ihnen in den ersten Augenblicken durch den Kopf?

Das ist schwer zu beschreiben. Zuallererst habe ich gedacht: Oh je, wenn das etwas Schlimmeres ist, wirst du Monate lang nicht spielen können. Ich habe dann gesehen, dass der Arm da vor mir ganz krumm war. Außerdem hatte ich die Ersatzbank mit meinen Mitspielern im Blick. Und an deren entsetzten Reaktionen habe ich gemerkt, dass es wirklich schlimm sein musste.

Und wie ging es dann weiter?

Unser Physiotherapeut Michael Kinast, Torwarttrainer Pascal Rück und mein Mitspieler Marcel Heeg haben sich sofort um mich gekümmert und mich auch abgelenkt. Ein Segen war – das hat man mir im Krankenhaus später gesagt – dass Michael sofort intensiv gekühlt hat. So wurde die Schwellung im Zaum gehalten. Sonst hätte man gar nicht gleich operieren können.

Sie müssen doch höllische Schmerzen gehabt haben?

Im ersten Augenblick war es kaum auszuhalten, dann haben aber der Adrenalinausstoß und die Kühlung das gelindert. Die Sanitäter haben mir dann ein Schmerzmittel verabreicht, um den Arm für den Transport schienen zu können. Das hat aber nicht ausgereicht. Solche Schmerzen wie in dem Moment hatte ich noch nie in meinem Leben. Der Notarzt hat dann noch mal ein stärkeres Mittel verabreicht, und danach waren die Schmerzen ziemlich schnell weg. Ich war dann eher benebelt und benommen. Der Arm konnte jetzt gerichtet werden und ich wurde ins Krankenhaus gebracht.

Wie haben Sie denn die Reaktion aus dem Umfeld danach erlebt?

Aus Winnweiler kam ein offizielles Schreiben mit den besten Wünschen für die Genesung und die sportliche Zukunft. Von der Reaktion aus dem Alemannia-Umfeld war ich überwältigt. Als ich am Samstagmorgen zum ersten Mal mein Handy wieder eingeschaltet habe, war das voll von Nachrichten: von der Vereinsführung, der sportlichen Leitung, den Trainern und von meinen Mitspielern. Von denen haben mich viele auch am Samstag nach dem Training direkt besucht. Und auch Vorsitzender Reinhard Schenk, der sportliche Leiter Peter Schlaad und Trainer André Weingärtner kamen ins Krankenhaus. Darüber habe ich mehr sehr gefreut, und es hat mit sehr gutgetan, zumal ich ja erst ein paar Wochen bei dem Verein bin.

Denken Sie schon dran, wann Sie wieder spielen können, und glauben Sie, dass Sie da erst einmal etwas die Angst überwinden müssen?

Sobald ich das ärztliche Okay habe, werde ich wieder leicht mit Training (Laufen und eine bisschen mit dem Ball) beginnen. Ich hoffe, dass das vielleicht in vier Wochen möglich sein wird. Alles andere muss man abwarten. Von einem Nasenbeinbruch, den ich in der Jugend mal hatte, weiß ich noch, dass man am Anfang etwas Bedenken hat, mit hundert Prozent in die Zweikämpfe zu gehen. Aber ich weiß auch, dass sich das relativ schnell verliert.

Nils Balder - Sportliche Vita
in Wiesbaden geboren und aufgewachsen, hat in der Jugend beim SV Wehen Wiesbaden gespielt. 2015 wechselte er zum hessischen Verbandsligisten TSG Wörsdorf, seit dieser Saison spielt er bei Alemannia Waldalgesheim.

Der 20-Jährige (Jahrgang 1995) spielt am liebsten in der zentralen Spitze, kann aber auch auf die offensiven Außenpositionen ausweichen. Balder lebt in Wiesbaden-Dotzheim und studiert Sportmanagement an der Hochschule Fresenius in Idstein. Die Verletzung im Spiel gegen den ASV Winnweiler war nach einem Nasenbeinbruch und einem Bänderriss in der Jugend die bisher schlimmste in seiner Karriere.

Aufrufe: 04.8.2016, 08:30 Uhr
Andreas SchererAutor