2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines

UPDATE: Paukenschlag bei Eintracht Trier

Überblick zum Rücktritt von Vorstandsmitglied Ernst Wilhelmi - Kommentar - Infos zum Heimspiel gegen Neckarelz

Knapp achteinhalb Jahre war er im Amt. Nun ist Ernst Wilhelmi (50) mit sofortiger Wirkung als Vorstandsmitglied bei Regionalligist Eintracht Trier zurückgetreten – eine Woche nach dem Aus im Rheinlandpokal beim FSV Salmrohr.

42 Neinstimmen bei 83 Jastimmen. Das Wahlergebnis bei der jüngsten Jahreshauptversammlung von Eintracht Trier für Ernst Wilhelmi war alles andere als toll. Ein Denkzettel, vornehmlich von Mitgliedern der aktiven Fanszene. Seitdem ist die Kritik an Wilhelmi nicht kleiner geworden. Im Gegenteil. Am gestrigen Freitag hat der Geschäftsführer eines Bau-, Stuck-, und Verputzbetriebs in Trier sein Vorstandsamt beim SVE mit sofortiger Wirkung zur Verfügung gestellt.

Nach Vereinsangaben soll SVE-Geschäftsführer Jens Schug bis zu der im Frühjahr 2015 geplanten Jahreshauptversammlung dem Vorstand beratend und helfend zur Seite stehen.

Wilhelmi, der weiter SVE-Sponsor bleiben will, gab in einer Erklärung persönliche Gründe für seinen Rücktritt an: „Seit Monaten bin ich Anfeindungen von Teilen des Umfeldes ausgesetzt, die bis weit in den privaten und geschäftlichen Bereich und oft weit unter die Gürtellinie gehen. Ich will es meiner Familie und mir nicht länger zumuten, diesen Anfeindungen ausgesetzt zu sein.“

Andreas Garnier, Geschäftsführer des Hauptsponsors Romika Shoes GmbH und Aufsichtsratsmitglied, findet Wilhelmis Rückzug schade: „Als wesentlicher Träger des Vereins wird er nur sehr, sehr schwer zu ersetzen sein.“

Wilhelmi war im Sommer 2006 nach dem Abstieg der Eintracht in die Oberliga in den Vorstand gewählt worden – zu einem Zeitpunkt, als Spieler auf die Zahlung von drei Monatsgehältern warteten und sich 400 000 Euro kurzfristige Verbindlichkeiten angehäuft hatten (der TV berichtete). Wilhelmi nahm sich des Problems an. Zudem wurde im Führungsgremium der Fokus auf eine schrittweise Entschuldung des Vereins gelegt.

Auch Wilhelmis Vorstandskollegen Roman Gottschalk und Harry Thiele sowie Geschäftsführer Schug bedauern Wilhelmis Entschluss. Sie betonen, den eingeschlagenen Weg weitergehen zu wollen: „Gerade die aktuelle Saison mit der verstärkten Integration von Eigengewächsen soll zukunftsweisend sein. Das bedarf aber auch Geduld und Nachhaltigkeit“, sagte Gottschalk. Die Aufgaben von Wilhelmi würden bis zur nächsten Mitgliederversammlung auf mehrere Schultern in Vorstand, Aufsichtsrat und Geschäftsstelle verteilt.

Einen Tag vor Wilhelmis Rücktritt hatten Mitglieder der aktiven Fanszene angekündigt, vor dem Spiel am heutigen Samstag gegen Neckarelz Unterschriften zur Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung zu sammeln. Das Ziel: personelle Veränderungen im Vorstand.


Kommentar

Jetzt sind die Kritiker gefragt

Der Rücktritt von Vorstandsmitglied Ernst Wilhelmi zum jetzigen Zeitpunkt ist trotz mancher Indizien im Vorfeld ein Paukenschlag. Er war in den vergangenen Jahren das Gesicht der SVE-Führungsriege. Er ging stets vorweg und stand auch in schwierigen Phasen widerstandsfähig im Wind.

Nun zieht der Unternehmer die Reißleine, weil es ihm zu viel wurde und auch der Akku offenbar arg geleert ist. Einige Fans haben ihn schon lange auf dem Kieker. Als personifizierten Grund dafür, dass die Eintracht keinen Weg aus den Niederungen der Viertklassigkeit findet.

Wilhelmi hat in seinen knapp achteinhalb Vorstandsjahren viel Zeit, Herzblut und auch Geld in den Verein gesteckt. Wenn es finanziell mal wieder eng wurde, hat er sein Portemonnaie geöffnet. Das wollte er nie an die große Glocke hängen – gleichzeitig sah er sein Engagement in der Öffentlichkeit zu wenig gewürdigt.

Immer wieder wurde kritisiert, im Vorstand fehle es an sportlicher Kompetenz. Diesen Vorwurf muss sich Wilhelmi gefallen lassen. Anfeindungen weit unter der Gürtellinie dagegen nicht. Dass er sich diesen nicht weiter aussetzen will, ist verständlich – auch wenn Wilhelmi kein Kind von Traurigkeit ist und auch gerne mal hemdsärmlig auftritt.

Mit seinem Rücktritt entsteht eine Lücke, gleichzeitig bietet sich die Chance für einen Neuanfang. Zuletzt war Wilhelmi ob der schwierigen finanziellen Lage Verzagtheit anzumerken. Jetzt müssen die Kritiker Farbe bekennen, aus dem Schatten heraus treten und ihren Hut in den Ring werfen. Bei den vergangenen Mitgliederversammlungen haben sie das nicht getan.

Mirko Blahak



Infos zum Heimspiel gegen Neckarelz am Samstag (14 Uhr, Moselstadion)

Erst das Pokalaus, nun die Turbulenzen im Vorstand: Trotz schwieriger Rahmenbedingungen werde sich die Mannschaft voll und ganz auf das Heimspiel am heutigen Samstag (14 Uhr, Moselstadion) gegen die Spvgg. Neckarelz konzentrieren. Davon ist Eintracht-Trainer Peter Rubeck überzeugt: „Wir stehen in der Pflicht, alles abzurufen.“

In den ersten 19:05 Minuten plant die aktive Fanszene einen Unterstützungsboykott.

Personell muss Rubeck vor allem im defensiven Mittelfeld umbauen, wo Milorad Pekovic und Ugur Dündar wegen Gelbsperren fehlen. Ersatz Nummer eins ist Robin Koch. In der Abwehr könnte Michael Dingels ein Thema für die Startelf sein. Ein Fragezeichen steht hinter Torge Hollmann, dessen Frau ein Kind erwartet.

Die Spvgg. Neckarelz spielt auswärts hop oder top (fünf Siege, vier Niederlagen). „Die Mannschaft hat eine gute Defensive und ist bei Standards sehr gefährlich“, sagte Rubeck. Und sie hat mit Sebastian Szimayer einen Toptorjäger. Er hat schon elf Saisontore erzielt – so viele, wie alle Eintracht-Spieler zusammen.

Unterdessen soll sich Erich Sautner im Winter einen neuen Verein suchen. Das habe er mit dessen Berater besprochen, sagte Rubeck, in Personalunion auch sportlicher Leiter beim SVE. Derzeit trainiert und spielt Sautner nur noch in der zweiten Mannschaft.

Aufrufe: 021.11.2014, 14:26 Uhr
volksfreund.deAutor