2024-05-10T08:19:16.237Z

Im Nachfassen
Jörg Wieland musste beim FC Gärtringen wegen "unüberbrückbarer Differenzen" gehen. Foto: Baumann
Jörg Wieland musste beim FC Gärtringen wegen "unüberbrückbarer Differenzen" gehen. Foto: Baumann

"Unüberbrückbare Differenzen" beim FC Gärtringen

Hintergründe zur Trennung von Trainer Jörg Wieland

Eine neue Mannschaft aufgebaut, zahlreiche Spieler geholt, etliche etablierte Akteure ausgemustert – und im Sommer in die Verbandsliga aufgestiegen: So liest sich in Stichworten die sportliche Bilanz von Jörg Wieland, der im August 2011 das Amt des Trainers beim FC Gärtringen übernommen hatte. Nun wurde er überraschend entlassen.

„Jörg Wieland hat tolle Arbeit abgeliefert. Die Trennung hat keinen sportlichen Hintergrund“, sagt Gärtringens Fußballchef Ralf Laur. Vielmehr ist der Grund für den Rauswurf wohl auf der zwischenmenschlichen Ebene zu suchen, das lässt sich jedenfalls aus den Worten Laurs schließen. „Es gab unüberwindbare Differenzen zwischen dem Trainer und einem Großteil der Mannschaft“, sagt Laur. Worum es sich dabei genau handelt? „Mehr will ich dazu nicht sagen“, so Laur, der immerhin einräumt, dass in den vergangenen Wochen etwa schwelte. „Da hat sich etwas abgezeichnet“, sagt Laur.

Eskalation beim Spiel in Essingen

Im Rahmen des Auswärtsspiels beim TSV Essingen soll das Fass übergelaufen sein. Wieland hat einen Akteur seines Teams in der Kabine in einer Form beleidigt, die „so nicht mehr tragbar war“, sagt Laur. „Es ist eskaliert“, berichtet dazu der stellvertretende Kapitän Daniel Supper. „Ich stand in diesem Fall klar hinter dem Spieler.“ Etliche Spieler gingen zuletzt auf Laur und Spielleiter Klaus Löffler zu und informierten die beiden Funktionäre über verschiedene Vorkommnisse. Der Tenor: Der Coach vergreife sich zunehmend im Ton, das sei nicht mehr akzeptabel. In einem Gespräch, an dem neben Trainer Wieland auch Spielleiter Klaus Löffler, der FCG-Ehrenvorsitzende Lothar Schmid und Ralf Laur teilgenommen hatten, hat der Verein dem 43-jährigen Coach unterbreitet, „was alles im Argen liegt. Wir haben ihn mit den Vorwürfen konfrontiert“, so Laur. Wieland sei der Meinung gewesen, dass es „gar nicht so gewesen sei“. Einen Tag nach dieser Unterredung folgte die Kündigung Wielands.

Nachfolger von Wieland ist Hanjo Kemmler, der in der laufenden Saison intern als Co-Trainer fungierte. Nach verschiedenen schweren Verletzungen am Knie und an der Achillessehne ist es dem 32-Jährigen bisher nicht gelungen, sich wieder an das Leistungsniveau der Verbandsliga heranzukämpfen. „Ich bin noch nicht soweit, ich will in meinem Fitnesszustand keinem jungen Spieler einen Platz wegnehmen“, sagt Kemmler, mit dem der Klub schon vor einigen Wochen Kontakt aufnahm für den Fall, dass die Zusammenarbeit mit Jörg Wieland vorzeitig beendet werden könnte. „Der Verein kam auf mich zu und sagte, ich sei dann Plan A. Dass es so schnell passieren wird, damit habe ich nicht gerechnet“, sagt Kemmler.

Kemmlers Einstand misslang

Der Einstand von Kemmler als Trainer misslang, gegen den TSV Berg verloren die Gärtringer am Sonntag zu Hause mit 2:3 Toren. „Dieser Einstand ist natürlich ärgerlich. Es ist vor allem für die Mannschaft schade, sie hätte einen Punkt verdient gehabt. Ich werde aber nicht sagen, dass wir wieder aufstehen, denn wir liegen ja gar nicht am Boden“, sagt Kemmler, ein Punktgewinn oder gar ein Sieg hätte dem Selbstvertrauen seiner Spieler sicherlich gut getan. Selbstvertrauen, diese Wort fällt immer wieder im Gespräch mit dem neuen Coach. Daran fehlt es derzeit dem einen oder anderen Gärtringer Kicker. Zu spüren ist das in entscheidenden Szenen wenn es darum geht, etwas zu wagen, den Torabschluss zu suchen, rasch eine Entscheidung zu treffen, auch einmal ein klares Kommando auf dem Feld zu geben. Das Selbstvertrauen wurde zuletzt aber auch nicht gefördert. In den vergangenen Wochen herrschte zunehmend eine lähmende Atmosphäre beim FCG. Hanjo Kemmler formuliert es so: „Mein Ziel ist es, hier wieder ein gewisses Maß an Leichtigkeit hineinzubringen. Man darf nicht alles zu ernst nehmen oder zu ernst sehen. Wir müssen wieder mehr Spaß haben.“ Das bedeutet nicht, dass unter Kemmlers Regie nun die Lässigkeit Oberhand gewinnt. „Wir werden viel und hart arbeiten. Wir dürfen aber nicht mit zu viel Verbissenheit ans Werk gehen.“

Aufrufe: 023.9.2014, 17:00 Uhr
Thomas OberdorferAutor