2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Die SG Wildenberg/Biburg gewann den Titel in der A-Klasse Kelheim und benötigte wegen des großen Kaders zwei verschiedene Trikotsätze (weiß/schwarz) fürs Meisterfoto. Foto: Stadler
Die SG Wildenberg/Biburg gewann den Titel in der A-Klasse Kelheim und benötigte wegen des großen Kaders zwei verschiedene Trikotsätze (weiß/schwarz) fürs Meisterfoto. Foto: Stadler

Der einzige Meister mit zwei Schalen

SG Wildenberg/ Biburg stemmt nur ein Jahr nach Gründung den Titel. In beiden Sportheimen hängt eine Meisterschüssel.

Der Beginn der Ehe war etwas holprig. Was nicht an den Heiratswilligen TSV Wildenberg und SSV Biburg lag. Aber der Fußball-Bezirksverband erhob Einspruch, weil die neue Spielgemeinschaft (SG) gleich mit drei Herren-Teams an den Start gehen wollte. Mit einem abgeänderten Konstrukt – eine Mannschaft blieb als TSV Wildenberg erhalten – erfolgte dann der Anpfiff. Und nur ein Jahr später stemmt die SG Wildenberg/Biburg den Titel in der A-Klasse Kelheim.

Das Saisonfinale strapazierte die Nerven der SG-Kicker, wie auch TSV-Abteilungsleiter Franz Stadler, der selbst spielt, am eigenen Leib erfuhr. Einen Zähler Vorsprung hatte Wildenberg/Biburg auf Verfolger SV Schwaig – und lag bei SC Mitterfecking mit 0:2 hinten. „Wir dachten natürlich, dass Schwaig parallel beim FC Teugn auf Siegkurs sein würde. Ausgemacht war, dass wir Spieler nichts vom Zwischenstand der anderen Partie wissen sollten“, so der 29-Jährige, der in dem Moment dachte: „Alles, was du dir aufgebaut hast, geht im letzten Spiel baden.“

Doch es wendete sich für die SG zum Guten. Teugn schaffte mit einem 2:1-Erfolg gegen Schwaig eine Überraschung und der neue Meister holte in Mitterfecking vor 300 Fans noch ein 2:2. „Fünf Minuten vor Schluss haben uns die Zuschauer zugerufen, dass Teugn führt. Da wurde uns leichter ums Herz, aber bis zum Schlusspfiff weißt du nie, was noch passiert.“


Das Omen mit dem Bus

Fast hätte sich Stadlers „böses Omen“ bewahrheitet. „Unsere Fans sind mit einem Bus nach Mitterfecking gefahren. Ich habe unseren Spielern verboten, dort mitzureisen.“ Denn vor knapp zehn Jahren war Wildenberg ebenfalls mit einem Bus zu einem Schlager getingelt und hatte verloren. Zum Titel reichte es dennoch.

Zur Rückfahrt nach dem Meisterstück wurde der Bus gern in Anspruch gekommen. Einige Spieler konnten selbst nicht mehr steuern, in Wildenberg wurde weiter gefeiert. „Auch ein paar Teugner Kicker sind aufgetaucht. Sie hatten ja Schützenhilfe geleistet“, schildert Stadler. Eine Woche später stand eine offizielle Meisterfeier an – und Biburgs Bürgermeister tauchte mit zwei Meisterschalen auf, eine für jedes Sportheim.

Sven Zwerger, Vorsitzender des SSV Biburg, bezeichnet die Fußballehe mit dem TSV Wildenberg nach einem Jahr als „absoluten Erfolg“. „Wenn man zwei Mannschaften zusammenwürfelt, kann das unter Umständen zu Reibereien führen, aber hier muss man allen Fußballern von beiden Vereinen ein Riesenkompliment machen. Sie haben sich total schnell gefunden.“

An den Beginn der SG setzten die Verantwortlichen ein Trainingslager in Kempten. „Da fing sofort eine Einheit an zu wachsen“, sagt Stadler. „Man hat Freundschaften geknüpft, hat zusammen was unternommen“, ergänzt SSV-Boss Zwerger. Freilich wissen beide Führungskräfte, dass der sportliche Erfolg das Teamgefühl beflügelte.

Auch die Bildung von erster und zweiter Mannschaft sei unproblematisch verlaufen. „Wir hatten eine lange Vorbereitung, in der sich heraus kristallisierte, wer im ersten Team spielen würde“, so Stadler. Der Zusammenschluss habe die Qualität erhöht. „Wir haben einen Kader in der ersten Reihe mit 14, 15 gleichwertigen Spielern.“

Diese Stärke und ein eingeschworenes Kollektiv hätten den Titel gebracht. „Wir haben keinen Ausnahmekicker, der 30 Häusl macht. Dafür tauchen viele Spieler in der Torschützenliste auf.“ Gegen Ende der Saison habe man an Wehwehchen die Anstrengung erkannt. „Aber keiner wollte zurückstecken, mit Tape oder Schmerzmittel wurde gespielt“, erklärt Stadler. „Er lässt es sich nicht operieren, wird aber trotzdem bis zum Winter nicht spielen können.“

Neuer Trainer übernimmt

Die Abteilungsführungen mit Mario Förch und Matthias Müller (Biburg) sowie Stadler und Guido Sixt (Wildenberg) sind für SSV-Vorsitzenden Zwerger das Bindeglied der SG-Truppe. „Sie haben den Laden im Griff – tolle Arbeit.“ Wechselweise nimmt man an den Aktivitäten teil. „Die Biburger gehen aufs Oktoberfest und nehmen uns mit, umgekehrt ist’s beim Gäubodenfest“, lacht Stadler.

Trotz des Erfolg geht bei der SG Trainer Marcus Willert. Er führte Wildenberg/Biburg von Saisonbeginn an und schaffte die Titelkür in den letzten 18 Partien ohne Niederlage. „Aus persönlichen und beruflichen Gründen verlässt er uns. Es ist für ihn aufwendig, von Regensburg zu jeder Einheit hierher zu fahren“, erläutert Stadler. Dass er einen guten Job machte, sehe man am Ergebnis.

Der neue Coach heißt Stefan Stiegler (45). Der Hallertauer kickte früher für MTV und ESV Ingolstadt und arbeitete später als Trainer für TV Aiglsbach und SV Attenhofen. „Er leitet eine Bankfiliale in Wildenberg und weil wir ihn kennen, haben wir ihn angesprochen“, so die SG-Führung. Stiegler zögerte, „weil er eigentlich noch Pause machen wollte“. Aber schließlich willigte er nach Zureden von „Trainerscout“ Ludwig Seidl ein. „Ich denke, er ist ein guter Mann mit höherklassiger Erfahrung als Spieler“, sagt Stadler.

Wenn der Aufsteiger Ende Juli in die Kreisklasse Kelheim startet, will die SG-Truppe erst mal „ankommen“, so Abteilungsleiter Stadler. Mit Abstiegsnöten gedenke man sich nicht zu befassen. „Ich glaube, dass wir das Potenzial für einen Mittelfeldplatz haben.“ Einem Brautvater gleich setzt Biburgs Vorstand Zwerger auf eine harmonische SG-Ehe: „Ich würde mir wünschen, dass sich die Jungs weiterhin so gut verstehen, sportlich und menschlich.“

Aufrufe: 012.7.2017, 12:56 Uhr
Martin RutrechtAutor