2024-05-08T14:46:11.570Z

Allgemeines

Oberalting-Topscorer Rakaric schießt gegen die Jugend!

Der Oldie im Interview

Robert Rakaric, mit 19 Treffern bester Bezirksliga-Torjäger aus dem Landkreis, lässt die Saison Revue passieren

Oberalting – Es ist seine beste Bilanz seit zehn Jahren: Mit 19 Treffern avancierte Robert Rakaric zum zweitbesten Torschützen in der Bezirksliga Süd. Dabei hielt sich der Allrounder, der sich mit 31 Jahren im Herbst seiner Karriere befindet, fast schon für zu alt für eine solche Ausbeute. Der Starnberger Merkur sprach mit dem Stürmer des TSV Oberalting über seine Tore, das Niveau in der Liga und die Zukunft seines Vereins.

-Herr Rakaric, herzlichen Glückwunsch zum zweiten Platz in der Torjäger-Tabelle der Bezirksliga Süd. Wie fühlt man sich so als Goalgetter?

Vielen Dank. Ich bin wirklich nicht mit dem Ziel in diese Saison gegangen, um die Torjägerkanone zu kämpfen. In erster Linie ging es nach unserem Aufstieg in die Bezirksliga ums nackte Überleben. Dass es dann so gut läuft, freut mich umso mehr. Wir haben den Klassenerhalt geschafft und ich habe ein paar Tore dazu beigesteuert.

-Genau genommen 19 an der Zahl. Für einen 31-Jährigen bedeutet das eine passable Bilanz, zumal auch noch neun Vorlagen dazu kommen.

Wenn man sich wie ich in einem fortgeschrittenen Alter befindet, tut es ganz gut, wenn man mit den jungen Hüpfern noch mithalten kann. Ich weiß zwar, dass meine beste Zeit hinter mir liegt, aber ich habe noch ein paar gute Jahre vor mir. Man darf aber auch nicht vergessen, dass unter den 19 Toren neun Elfmeter waren.

-Die müssen Sie aber auch erst einmal verwandeln.

Ja, das stimmt. Manchmal war der Druck schon hoch, wie in der Partie gegen den SC Fürstenfeldbruck. Schieße ich vorbei, spielen wir nur 0:0 oder verlieren vielleicht noch.

-Insgesamt bekam Ihre Mannschaft 13 Elfmeter in 30 Spielen zugesprochen. Das ist keine schlechte Quote.

(lacht) Das ist phänomenal und sagt sehr viel über unsere Offensive aus. Wenn ich die anderen vier auch noch geschossen und verwandelt hätte, wäre ich zusammen mit Daniel Koch vom SV Aubing mit insgesamt 23 Treffern Torschützenkönig geworden.

-Sie selbst haben in dieser Saison im zentralen defensiven oder offensiven Mittelfeld agiert und nur teilweise in der Sturmmitte. Trotzdem schießen Sie zehn Tore aus dem Feld heraus. Wie erklären Sie sich das?

Ein Großteil geht auf Erfahrung zurück. Bei jedem Angriff muss ich abwägen, ob es sinnvoll für mich ist, mit nach vorne zu stoßen, oder wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, ein Tor zu schießen. Das Erkennen der Situation ist am Ende Erfahrungssache.

-Wenn das so ist, dann fehlte es den Stürmern in der abgelaufenen Saison an der nötigen Routine. War die allgemeine Ausbeute deshalb so gering?

Ich erkläre es mir damit, dass die Liga in diesem Jahr so ungeheuer ausgeglichen wie noch nie war. Da kein Team richtig abfiel, ist es für die Stürmer auch nicht so leicht, viele Treffer zu erzielen.

-Erklärt das alles?

Nein. Früher haben die besten Stürmer in einer Runde zwischen 30 und 40 Tore geschossen. Ich erinnere mich an die Saison 2008/09, als ich für den TSV Gräfelfing spielte. Robert Weidel vom TuS Holzkirchen und ich brachten es auf je 30 Treffer, Thomas Breu vom SC Olching sogar auf 46. Ich bekam danach ein Angebot vom TSV Landsberg, Breu absolvierte ein Probetraining beim 1. FC Nürnberg II und bei Hansa Rostock II. Mittlerweile spielt er beim TSV Buchbach in der Regionalliga. Vielleicht trieb uns damals noch der Ehrgeiz, uns nicht gleich mit der Bezirksliga zufriedenzugeben.

-Und heute?

Vielleicht täusche ich mich, aber mir kommt es manchmal so vor, als ob vielen Jungen die Leidenschaft und das Herz fehlen, Woche für Woche bis ans Limit zu gehen. Wer in einer höheren Klasse als der Bezirksliga spielen will, muss dazu einen größeren Aufwand betreiben. Viele wollen das nicht, weil sie sich mit ihren Bezirksliga-Vereinen zufriedengeben.

-Ist das ein Grund dafür, warum das Niveau in der Bezirksliga sinkt?

Das lässt sich schwer sagen. Auffällig ist nur, dass es allen Mannschaften an der nötigen Konstanz gefehlt hat. Vielleicht ist das der Grund für diese beispiellose Ausgeglichenheit. Für mich war Phönix München das mit Abstand beste Team der Liga, wird aber nur Dritter. Der FC Penzberg landet noch in der Relegation, obwohl er mit guten Einzelspielern besetzt ist und die meisten Tore schießt. Und der SC Pöcking holt in der Hinrunde kaum Punkte, schießt nach der Winterpause aber alles weg.

-Auch der TSV Oberalting lässt sich problemlos in diese Reihe einordnen.

Wir spielen 28 Spieltage lang gegen den Abstieg und die letzten zwei um den dritten Tabellenplatz. Das sagt schon alles. Wir hatten leider während der Saison eine Durststrecke, wo wir in neun Spielen nur vier Punkte einfuhren. In der Rückrunde spielten wir wieder konstanter und holten 26 Punkte. Wäre uns das auch in der Hinserie gelungen, hätten wir um die Aufstiegsrelegation mitgespielt und wären nicht Siebter geworden.

-In der kommenden Saison wird es für Oberalting nicht leichter. Der Überraschungseffekt ist weg.

Ich denke, dass inzwischen jeder weiß, wie wir spielen. Man braucht doch nur die Statistiken zu lesen. Ich habe 19 Tore geschossen und neun Vorlagen gegeben. Dann kommt schon Ritvan Maloku mit elf Treffern und 16 Assists. Das ist für einen Linksaußen ein absoluter Top-Wert. Wenn man jetzt eins und eins zusammenzählt, weiß jeder, was er gegen uns machen muss.

-Was lässt sich gegen diese Berechenbarkeit tun?

Wir müssen unser Spiel auf mehrere Schultern verteilen. Jeder darf und kann bei uns Tore schießen. Manuel Feicht, der auf vier Treffer kam, kann seine Quote sicherlich noch ausbauen. Großes Potenzial besitzt auch Moritz Dreher. In seiner ersten Saison in der Bezirksliga hat er gleich fünfmal ins Schwarze getroffen. Er besitzt gute Anlagen, die er aber weiter verfeinern muss. Gelingt ihm das, sind für ihn pro Saison zehn bis 15 Tore drin.

-Haben Sie keine Angst, dann irgendwann als Torjäger überflüssig zu werden?

(lacht) Dann spiele ich eben in der Abwehr. Bei 67 Gegentoren herrscht bei uns ohnehin akuter Handlungsbedarf.

Das Interview führte Christian Heinrich

Aufrufe: 011.7.2017, 09:09 Uhr
Starnberger Merkur: Christian HeinrichAutor