2024-05-10T08:19:16.237Z

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Die "Zweite" der Falkenheimer muss auf dem C-Platz ran. F: Eduard Weigert
Die "Zweite" der Falkenheimer muss auf dem C-Platz ran. F: Eduard Weigert
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TSV Falkenheim II: Spaß auf dem C-Platz

Alltag in der A-Klasse 7 - Teil 17: Bei der Kreisklassen-Reserve greifen sie ab und an zu ungewöhnlichen Mitteln

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Gut, sie war ja nie weg, die A-Klasse. Wir haben sie hier nur versteckt, eine Saison lang. Jetzt sind wir wieder dort, auf holprigen Wiesen, bei den Jungs mit den schweren Knochen, bei denen, die lieber nächtelang feiern gingen als ins Fußballinternat. Eine wöchentliche Liebeserklärung an die ehrlichste Fußball-Liga Nürnbergs — für die mancher früh aufstehen muss

C-Platz. Alleine dieser Name. Für die einen ist er ein Synonym für harte Trainingseinheiten im bitterkalten Winter, bei denen jeder Luftzug in der Lunge schmerzt. Für Einheiten, die man aber dennoch mitmacht, weil man ja doch etwas Kondition braucht für dieses wunderbare Spiel, das eben nicht mehr so wunderbar aussieht, wenn man nach einer Stunde platt ist wie der Ersatzball neben der Auswechselbank.

Für die anderen ist der C-Platz Alltag, trockener und stumpfer Alltag. An diesem Sonntagvormittag ist er auch: Alltag in der A-Klasse 7. Zum Beispiel für Benjamin Kampka, den jungen Mann im weißen Trikot mit der Rückennummer 10. Er hat sich in aller Früh aus dem Bett gequält, ist noch vor 8 Uhr in sein Auto gestiegen und von Heilbronn nach Nürnberg gefahren, um pünktlich um 9.45 Uhr seine Mitspieler zu treffen.

Kampka und seine Kollegen sind die zweite Mannschaft des TSV Falkenheim, die aber nicht um 13 Uhr das Vorspiel für die „Erste“ bestreitet, so wie fast überall. Nein, sie bestreiten meist das Vorspiel des Vorspiels, denn um 15 Uhr dürfen beim TSV die Fußballerinnen auf den Rasen. Und die spielen in der Bezirksoberliga — ein paar Ligen höher als die beiden Männermannschaften.

Also stehen der TSV Falkenheim II und der TSV Zirndorf pünktlich um 11 Uhr auf dem Platz und warten auf den Anpfiff. Aber nicht auf einem der beiden schönen Rasenplätze an der Germersheimer Straße, sondern ganz hinten, am Ende des Geländes, auf dem C-Platz. Und das bei 20 Grad und strahlendem Sonnenschein.

Nach fünf Minuten führt der Zweite aus Zirndorf bereits 2:0, kurz darauf schreit Benjamin Kampka und humpelt dann mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Platz. „Blöd auf den Ball getreten“, wird er später sagen. Feierabend, nach 15 Minuten. Sauer ist er trotzdem nicht, dass er sich auf dem holprigen Erde-Unkraut-Rasen-Mix verletzt hat, sie haben sich den Platz selbst ausgesucht. „Wir wollten Zirndorfs Spiel zerstören“, sagt Kampka. „Außerdem ist der Platz kleiner und wir müssen weniger laufen. Auf einem großen Platz zerreißen die dich.“

Zerstört hat Benjamin Kampka aber lediglich seinen schönen Vormittag, denn nach 90 Minuten gewinnt Zirndorf trotzdem mit 3:0 — und der Mittelfeldspieler kann dabei nur zuschauen, sein Knie schmerzt immer noch. Also sitzt er mit einem Weizenglas auf der rostigen und durchgebogenen Spielfeldumrandung, kann aber immerhin erzählen, warum das dann doch Spaß macht, in der vorletzten Liga Fußball zu spielen. „Das kann man keinem erklären, der es nicht selbst macht“, sagt Kampka, versucht es aber dann doch.

Vor der Saison hat er in der Berufsschule Andreas Kittelt kennengelernt, den Sohn des Falkenheimer Vorstandes. Der hat ihn mitgenommen zum Training der Zweiten, es war (fußballerische) Liebe auf den ersten Blick. Seitdem spielt er für den TSV Falkenheim in der A-Klasse und will auch nicht mehr weg.
Mal im Tor, mal auf der Zehn

So wie viele in der Mannschaft, einige sind schon als Kinder über die Plätze geflitzt. „Wenn du einmal hier bist, bleibst du auch hier“, sagt Kampka, das hat er schon nach nicht einmal einer Saison gelernt. Er hat hier Freunde gefunden in einer Stadt, in die er erst für seinen Job bei einer Spedition gezogen ist.
Am Wochenende fährt er deshalb gerne mal in die schwäbische Heimat zu den Eltern und alten Kumpels, aber wenn der TSV ruft, ist er da. Mal im Tor („bisher mit weißer Weste“), mal auf der Zehn, mal am Spielfeldrand, mal um 17 Uhr, aber meistens am Sonntagvormittag um elf.

Schön ist das nicht immer, wenn ihn der Wecker am frühen Sonntagmorgen aus dem Schlaf reißt, aber: „Wir kommen alle hierher, um mit Kumpels Spaß zu haben“, sagt er zum Abschied und humpelt weiter. Der Weg ist weit vom C-Platz bis zu den Duschen. Der nach Heilbronn aber noch viel weiter.

Aufrufe: 012.4.2017, 11:31 Uhr
Michael Fischer (NN)Autor