2024-04-25T14:35:39.956Z

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Durfte am Sonntagnachmittag meistens nur zuschauen: Sidney Hatch (hinten) von der DJK Eintracht Süd im Abstiegsgipfel gegen KSD Hajduk II. F: Zink
Durfte am Sonntagnachmittag meistens nur zuschauen: Sidney Hatch (hinten) von der DJK Eintracht Süd im Abstiegsgipfel gegen KSD Hajduk II. F: Zink

Ein stumpfer Schrei und eine schnelle Auswechslung

Alltag in der A-Klasse 7 - Teil 20: Die DJK Eintracht Süd verliert 2:3 gegen Hajduk II und damit auch wichtige Punkte im Kampf gegen den Abstieg in die B-Klasse

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Sie war ja nie weg, die A-Klasse. Wir haben sie hier nur versteckt, eine Sai­son lang. Jetzt sind wir wieder dort, auf holprigen Wiesen, bei den Jungs mit den schweren Knochen, bei denen, die lieber nächtelang feiern gin­gen als ins Fußballinternat. Eine wöchentliche Liebeserklärung an die ehrlichste Fußball-Liga Nürnbergs – wo es einen Süder ganz dicke traf.
Fußball kann manchmal so grau­sam sein. Ja, man kann getrost behaup­ten: erbarmungslos. Es gibt gewiss ganz bittere Schicksale: Last-Minute-Niederlagen, Abstiege oder nicht gege­bene Tore. Es gibt aber auch dieses eine persönliche Schicksal, das jeder, der diesen Sport liebt, am liebsten nicht erleben mag. Wenn der Trainer nach 20 Minuten schon mit den Armen fuchtelt und wenn dessen stumpfer Schrei der eigene Name ist, der vom Wind auf dem Sportplatz bis ans eigene Ohr getragen wird.

Sidney Hatch ist das am Sonn­tagnachmittag passiert. Im Abstiegs­gipfel der A-Klasse 7 seiner Eintracht Süd gegen KSD Hajduk Nürnberg 2 war für ihn nach 20 Minuten Schluss. 1200 Sekunden stand er zuvor in der Innenverteidigung der Süder seinen Mann, bis er jenen Ruf des Trainers hörte, mit seinem Mitspieler abklatschte und das Feld verließ. „Der Trainer“, wird der Sportsmann Hatch hinterher erzählen, „hat die ein­zig vernünftige Entscheidung getrof­fen. Er hat gemerkt, dass ich mit mei­nem Gegenspieler nicht so richtig zurecht gekommen bin. Ich verstehe die Entscheidung.“ Sid, wie sie den Mann mit den schwarzen Dreadlocks hier nennen, ist ganz gewiss keiner, der die Schuld für die eigenen Fehler bei anderen sucht: „Jetzt hat es halt mich mal getroffen. So etwas ist natür­lich für jeden Fußballer bitter.“

Bierbank statt Auswechselbank

Die letzten beiden Spiele hat jener Hatch zwar Stamm gespielt, es ist aber natürlich auch nicht so, dass er noch nie auf der Auswechselbank gesessen hätte. Eine schöne haben sie hier bei der DJK Eintracht Süd. Wei­ße Sitzschalen, ein Schildchen mit dem Vereinsnamen darüber. Zehn Spieler finden hier Platz. Fast zu pro­fessionell für diese Liga. Hatch denkt aber gar nicht daran, sich nach seiner Auswechslung auf jene komfortable Bank zu setzen und steuert routiniert eine aufgeklappte Bierbank in der Nähe an. „Die normale Bank“, sagt Hatch, „ist ein Stückchen zu weit hin­ten und die Bande ist dann im Weg. Man will ja alles sehen.“ Einfach ist halt manchmal doch besser. Und gese­hen hat Hatch in jedem Fall ein ziem­lich turbulentes Spiel. Zweimal hol­ten die Süder einen Rückstand auf. 2:2 stand es nach 78 Minuten. Dann mach­te sich Hatch zehn Minuten vor Schluss noch einmal bereit: Sturm statt Innenverteidigung. Es mussten schließlich Punkte her. Relegations­platz 13 und die B-Klasse kamen bedrohlich nah. Hatch ist vielleicht auch deswegen etwas zu übermoti­viert gewesen in dieser 80. Minute.

Zu früh lief er aufs Feld und sah prompt die Gelbe Karte. „Ich war viel­leicht etwas nervös und war in Gedan­ken schon zu sehr bei meiner Aufgabe und der für mich ungewohnten Positi­on“, sagt Hatch, der sich von seiner Turbo-Verwarnung aber nicht beirren ließ, jedem noch so aussichtslosen Ball hinterherspurtete und erst auf­gab, als es hinter dem Tor einfach nicht noch weiter hoch hinauf ging. Endstation Hügel.

Als er aber schon lange wieder unten war, als die Uhr immer weiter tickte und als der Schiedsrichter schon drauf und dran war, diese Par­tie mit einem Unentschieden abzupfei­fen, da klingelte es dann doch noch einmal. In der 89. Minute. 2:3 verlor die Eintracht also dieses so wichtige Spiel. „Ich habe aber keine Angst, dass wir absteigen. Wir werden ver­dient die Klasse halten und dann auch den Nichtabstieg richtig feiern – so wie es sich gehört“, sagt Hatch, den die Vorsitzende der Süder, Monika Neubauer als „Super-Typen“ ein­stuft. „Ganz treu“, sei dieser Sid, „er hat sich sofort gemeldet als wir einen Trainer gesucht haben und ist hier im Verein auch schon jahrelang Jugend­trainer.“ Derlei Eigenschaften sind in dieser Liga am Ende dann wohl ohne­hin mehr Wert, als ein einziges Mal ein schlechter Tag.

Aufrufe: 010.5.2017, 10:18 Uhr
Micha SchneiderAutor