2024-04-25T14:35:39.956Z

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Auch wenn es in dieser Szene so aussehen mag, kämpfen musste der GSV Megas Alexandros gegen den KSD Hajduk II nicht wirklich. Stattdessen bangte der griechische Vereine kurzzeitig um die Existenz. F: Matejka
Auch wenn es in dieser Szene so aussehen mag, kämpfen musste der GSV Megas Alexandros gegen den KSD Hajduk II nicht wirklich. Stattdessen bangte der griechische Vereine kurzzeitig um die Existenz. F: Matejka

Alexander der Große träumt in der neuen Heimat

Alltag in der A-Klasse 7 - Teil 23: Für den GSV Megas Alexandros ging kurzzeitig die Welt unter, seit sich die Sorgen aufgelöst haben, sind die Ziele weitaus größer

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Sie war ja nie weg, die A-Klasse. Wir hatten sie hier nur versteckt, eine Saison lang. Jetzt sind wir wieder dort, auf holprigen Wiesen, bei den Jungs mit den schweren Knochen, bei denen, die lieber nächtelang feiern gingen als ins Fußballinternat. Eine wöchentliche Liebeserklärung an die ehrlichste Fußball-Liga Nürnbergs.

Die neue Heimat musste sich Alexander der Große nicht mit einem Feldzug erkämpfen. Stattdessen haben sich seine Nachfahren mit der Stadt zusammengesetzt, als das vielleicht schönste Kapitel der neuzeitlichen Geschichte abrupt zu enden schien.

Nach der Insolvenz der DJK Bayern hatten die Sportler des GSV Megas Alexandros plötzlich keinen Platz mehr, auf dem sie ihrer größten Leidenschaft nachgehen konnten: Fußballspielen in der A-Klasse 7, in die sie im ersten Jahr ihres Bestehens aufgestiegen waren. Die einen trainierten beim SC Germania, die anderen im Fuchsloch, wieder andere in Reichelsdorf oder beim TSV Südwest. Doch diese Odyssee des großen Alexanders ist vorbei, weitaus schneller als damals, 324 vor Christus.

Am Sonntagnachmittag sitzt Nikiforos Krokidas im Schatten auf der Ladefläche seines gelben Lieferwagens, trinkt einen eiskalten Café frappé und genießt die neue Heimat. Hinter ihm liegen Spanngurte und gelbe Postkisten, neben dem Lenkrad zeugt eine Kaffeetasse des AEK Athen von der Zuneigung zum griechischen Fußball. Paketfahrer ist der sportliche Mann mit den grauen Haaren im Alltag, an diesem Nachmittag ist sein Auto aber Umkleidekabine und Büro zugleich.

Auf der Deutschherrenwiese darf der GSV Megas Alexandros zumindest bis zum Ende dieser Saison spielen und trainieren. Wie es danach weitergeht, weiß auch der Kassier des Vereins nicht. „Wir fühlen uns hier sehr wohl“, sagt er, „es ist ein Super-Platz.“ Noch besser würde es ihnen aber gefallen, wenn auch die vielen Jugendmannschaften, die derzeit teilweise noch auf den Schulsportplatz an der Regensburger Straße ausweichen, dort spielen dürften.

Angst, dass es im Winter nicht mehr weitergehen könnte, hatten sie durchaus, sagt Krokidas, „da ist für uns kurz die Welt untergegangen“. Nachdem sich die Zukunftssorgen aber auflösten wie das Eis im Café frappé, konnten sie sich in der Rückrunde wieder voll auf den Fußball konzentrieren. Die Lust darauf hielt sich bei den 22 Spielern an diesem vorletzten Spieltag aber sichtlich in Grenzen, auch die Ersatzspieler dürften gehofft haben, ihren schattigen Platz unter den Bäumen nicht doch noch gegen einen auf dem Rasen eintauschen zu müssen.

Mit einem U21-Nationalspieler

90 Minuten später gewann der GSV Megas Alexandros dann trotzdem problemlos mit 6:1 gegen die zweite Mannschaft des KSD Hajduk, deren Spieler scheinbar noch ein bisschen weniger Lust hatten, was Dimitri Enne mit vier Toren ausnutzte. Hajduk steht damit einen Spieltag vor Saisonende auf dem Relegationsplatz zur B-Klasse, Megas Alexandros hingegen darf auch künftig in der A-Klasse spielen.

Fünf neue Spieler hätten sie für die neue Saison bereits verpflichtet, sagt Nikiforos Krokidas. Zumindest einer der Neuzugänge war auch kaum zu übersehen. Nicolae Plescan heißt der muskulöse Mann mit den kurz geschorenen Haaren, ihr neuer Torwart. Angeblich, so erzählen sie das alle hier, hat er früher für Moldawiens U21-Nationalmannschaft gespielt und ist vor ein paar Monaten zum Arbeiten nach Nürnberg gekommen.

„Er wird uns nächstes Jahr wirklich helfen“, sagt Kapitän Pashalis Georgiadis, der Trainersohn, der nach knapp einer Stunde ausgewechselt wird und erst einmal mit nacktem Oberkörper und Zigarette in der Hand die Laufbahn entlang schlendert. „Wir wollen etwas erreichen“, sagt auch Nikiforos Krokidas, der Kassier. Das zweite Jahr in der A-Klasse 7 soll, so erträumen sie sich das, auch das letzte in der noch kurzen Historie des GSV Megas Alexandros sein. Sie sind dabei, ihre ganz eigene Geschichte zu schreiben, Alexander der Große wird seine späten Nachfahren vom sonnigen Himmel aus beobachten.

Aufrufe: 031.5.2017, 16:15 Uhr
Michael Fischer (NN)Autor