2024-04-25T14:35:39.956Z

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"Campione! Campione!" Der FC Serbia flüchtet aus der A-Klasse, abheben wollen sie aber in der Kreisklasse nicht. F: Günter Distler
"Campione! Campione!" Der FC Serbia flüchtet aus der A-Klasse, abheben wollen sie aber in der Kreisklasse nicht. F: Günter Distler

FC Serbia: Souverän auf dem Weg nach oben

Alltag in der A-Klasse 7 - Teil 22: Der FC Serbia darf die A-Klasse verlassen und will so schnell auch nicht wiederkommen

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Sie war ja nie weg, die A-Klasse. Wir hatten sie hier nur versteckt, eine Sai­son lang. Jetzt sind wir wieder dort, auf holprigen Wiesen, bei den Jungs mit den schweren Knochen, bei denen, die lieber nächtelang feiern gin­gen als ins Fußballinternat. Eine wöchentliche Liebeserklärung an die ehrlichste Fußball-Liga Nürnbergs.
Am Ende war alles Jubel, Sektfontä­nen und Bierduschen, Sprechchöre und Gesang. Irgendjemand hat Musik herbeigeschafft, die jetzt scheppernd über den Rasen klingt. Da sind Män­ner mit bierverklebten Haaren, kleine Kinder in knallroten Serbia-Shirts, Alte und Junge, die gemeinsam über den Rasen von Sparta Noris kollern und eine Art Feierknäuel bilden. „Campione! Campione!“ rufen sie immer wieder – dem Namen nach mag der Verein ein serbischer sein, beim Feiern gibt man sich aber durchaus italienisch.

Schon vor dem 24. Spieltag war der FC Serbia größter Favorit auf den Auf­stieg in die Kreisklasse. Nach dem 8:2-Auswärtssieg bei Sparta Noris ist dem Verein der erste Platz nun auch rechnerisch nicht mehr zu nehmen. „Es war eine sehr spannende Saison“, findet Serbias Spielleiter Ivan Dukic. Die ganze Wahrheit ist das nicht, kann es gar nicht sein. Spannend war diese Spielzeit allenfalls insofern, als dass auch der TSV Zirndorf stark auf-, und somit lange um den direkten Aufstieg mitspielte. Klammert man diese Zirndorfer Ausnahme aus, bot das Jahr wenig Dramatik. Nur zwei Spiele konnte der FC Serbia nicht gewinnen, der Mannschaft gelangen dabei im Schnitt rund fünf Tore pro Spiel, Gegentreffer ließ sie dagegen selten mehr als einen zu. Gegen Spar­ta traf der FC Serbia sogar achtmal – auch ohne Top-Torjäger Milenko Babic, der allein für 34 Tore verant­wortlich zeichnet, verletzungsbedingt aber nur die letzte Viertelstunde auf dem Platz stand. Was wiederum zeigt: Serbias Dominanz ist Ergebnis einer beeindruckenden Kollektivleistung.

Oder wie es Sparta-Trainer Dragan Misetic formuliert: „Wenn diese Mann­schaft erst einmal ins Rollen kommt, kannst du ihr nur schwer etwas entge­gensetzen.“ „Er kennt uns ja“, sagt Serbia-Vor­stand Marko Susa über Misetic, „er ist ehrgeizig, will immer gewinnen.“ Ger­ne hätte der ehrgeizige Misetic den Favoriten etwas mehr gekitzelt, ihm mehr abgerungen als zwei Tore und eine Drangphase gegen Ende der zwei­ten Hälfte, zu einem Zeitpunkt also, als das Spiel schon längst entschieden war, „aber ich kann den Qualitätsun­terschied nur neidlos anerkennen“. Grund zur Freude hat Misetic aber auch an diesem Tag. Drei A-Jugend-Spieler feierten ihr Debüt in der ers­ten Mannschaft, einem von ihnen ge­lang sogar ein sehenswerter Treffer. Und da ist ja noch die Gewissheit, nach sechs Niederlagen erst einmal nicht mehr gegen Serbia spielen zu müssen: „Natürlich bin ich froh! Der Aufstieg ist aber auch verdient.“

Beförderung in die Bayernliga?

Nächstes Jahr wird der FC Serbia in der Kreisklasse spielen, gegen Mann­schaften wie Altenberg („Wo ist das überhaupt?“), Flügelrad und KSD Croatia, in einer Liga, in der soeben Aufsteiger SV Wacker ungeschlagen Meister wurde. Einen Durchmarsch plant Serbia freilich nicht. Etablieren will man sich zunächst, sich nach Mög­lichkeit unter den ersten fünf oder sechs Teams platzieren. „In spätes­tens drei Jahren aber“, sagt Vereins­vorstand Susa, „wollen auch wir in die Kreisliga.“ Viel wird davon abhängen, ob die Meistermannschaft zusammenbleibt und ob sie gegebenenfalls noch ver­stärkt werden kann – erst recht bei einem Verein wie dem FC Serbia, der zwar Pläne hat, aber kein Geld. „Noch haben wir keine Abgänge, dafür aber schon zwei potenzielle Neuzugänge“, freut sich Susa zwar, aber ob das so bleibt? Seit Wochen buhlt Bayernli­gist Eltersdorf um Verteidiger Filip Tadic. Man würde ihn sogar ziehen las­sen – „damit er diese Erfahrung machen kann“, wie Susa sagt, „zu­rückkommen kann er immer“. Allein, vollends begeistert scheint Tadic noch nicht zu sein von der Vorstellung, künftig fünf Spielklassen höher zu spielen – ein schönes Indiz dafür, wie sehr es Serbia gelingt, seine Spieler auch ohne Geld an sich zu binden.

„Wenn wir kein Geld haben, kann es uns auch nicht vergiften“, sagt Susa, jetzt wieder mit Blick auf seine feiernde Mannschaft und ihren An­hang. „Alles funktioniert bei uns über Freundschaft und Familie“, ergänzt Milenko Babic, „so wie heute feiern wir ständig.“ Über die Stränge schlagen wollen sie zumindest an diesem Sonntag, auf dieser ersten Aufstiegsfeier von viel­leicht vielen, aber nicht. „Wir trinken ein paar Bier, dann geht es nach Hau­se.“ Die richtige, große Fete steigt erst am 3. Juni, erzählt Ivan Dukic, nach der Partie gegen Zirndorf. Und wahr­scheinlich werden sie auch dann wie­der in Bier und Sekt duschen, über den Rasen kollern und „Campione!“ rufen. Es sei ihnen gegönnt.

Aufrufe: 024.5.2017, 11:51 Uhr
Marco SchrageAutor