2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Mariusz Kostek Foto: arc
Mariusz Kostek Foto: arc
VR Bank Bodensee-Oberschwaben

TSG Ehingen: Kostek kommt mit beachtlicher Fußballervita

Landesliga-Neuzugang war polnischer Junioren-Nationalspieler und Profi in der zweiten Liga

Ehingen / sz - 16 Spiele, 16 Tore: Das ist die maue Bilanz der Angriffsreihe von Fußball-Landesligist TSG Ehingen. Vorne muss was passieren, dachte sich Spielleiter Karlheinz Hofmann schon im Oktober - und hat nun Mariusz Kostek als Neuzugang präsentiert. Gegen Ochsenhausen war Kostek bereits im Einsatz - und machte seinen Job auf der linken Außenbahn auf Anhieb ordentlich (die SZ berichtete). Kosteks Fußballervita ist bereits beachtlich - und die TSG frohlockt.

Kostek ist 25 Jahre alt, 1,82 Meter groß und wurde im polnischen Zagan geboren. Dort hat er auch das Kicken gelernt. Offenbar so gut, dass der nationale Verband auf ihn aufmerksam wurde: Vom U15- bis zum U18-Bereich lief der Mittelfeldspieler öfters für die polnischen Auswahlmannschaften auf.

Von seinem Heimatklub Czarni Zagan ging es vom Jugendbereich aus zur U19 von Amica Wronki (Region Posen). Kurzzeitig wechselte er zurück zu Sagan, ehe er 2010 bei Termalica Bruk-Bet Nieciecza im Süden Polens landete, einem Dorfverein, der es zu dem Zeitpunkt bis in die zweite Liga geschafft hatte. Dort kam Kostek zu Einsätzen als Profi. Der ganz große Durchbruch blieb allerdings aus.

Kostek tingelte von 2011 an durch mehrere Vereine - auch in tieferen Klassen - und schloss sich im Jahr 2014 schließlich dem FC Blaubeuren in der Kreisliga B Donau/Iller an. Marcin Bojarski, ein polnischer Ex-Profi, hat ihn dorthin gelotst, sagt Kostek. Mehr als ein Dutzend polnische Spieler sind beim FCB aktiv. Kosteks Ziele vor seinem Gang nach Deutschland: "Ich wollte Fußball spielen, aber auch Arbeit finden. In Polen hatte ich keine." Der Kontakt zur TSG ist eher zufällig und über Umwege zustande gekommen, sagen sowohl Kostek als auch TSG-Spielleiter Hofmann.

Warum Hofmann Kostek geholt hat, bringt er schnell auf den Punkt: "Er ist genau der Spielertyp, den wir brauchen: ein Tempomacher." Kostek sei dribbelstark, "er sucht die Eins-gegen-eins-Situationen".

Kostek sei zudem variabel einsetzbar, sagt Hofmann. Etwa auch als waschechter Spielmacher, als klassische Zehner? "Nein, dafür haben wir Matthias Nothacker. Er bleibt auf seiner Position." Kosteks Premiere sei vielversprechend gewesen, allerdings fehle ihm noch etwas die Bindung zur Mannschaft. "Das ist ja logisch", sagt Hofmann.

"Robust und technisch stark"

Im Training sei Kostek zwar schon in den vergangenen Wochen dabei gewesen, aber Neuzugang bleibt Neuzugang - und Punktspiele sind nochmal was anderes als Trainingsspiele. "Außerdem ist er wohl noch etwas zu ballverliebt", moniert Hofmann. Was er meint: Zu oft wollte er beim 2:2 gegen Ochsenhausen nach zwei gewonnenen Zweikämpfen auch noch einen dritten Gegenspieler aussteigen lassen. Er vertändelte den Ball, statt abzuspielen. Das sei vermutlich aber nichts weiter als ein nun einsetzender Gewöhnungsprozess an die Landesliga, so Hofmann.

Auch Trainer Udo Rampelt freut sich über und auf den Neuen. "Auf der linken Seite hat er mit am Samstag schon gut gefallen", sagt er. "Robust, technisch stark, gut im Zweikampf", so schätzt er Kostek ein. "Und er ist ein umgänglicher Typ." Das Problem mit der noch fehlenden Spielübersicht ist Rampelt nicht entgangen. Das sei aber ein generelles Problem. "Unser Ziel ist, dass wir im Sechzehner gar nicht mehr lang herumfummeln, sondern den Ball schnell weiter passen." Der Spieler am Ende der Ballstaffette solle dann "mit der ersten Berührung den Abschluss suchen", so die Idealvorstellung.

Kostek wird kein Stammspieler, Ergänzungsspieler ist er aber laut Rampelt auch nicht. "Solche Begriffe gibt es bei mir nicht", sagt er. "Ich habe einen Gesamtkader, bei dem jeder seine Chance und seinen Einsatz bekommt." Oft zwangsläufig, fügt er an, denn die TSG muss immer wieder Ausfälle wegstecken, verletzungsbedingt oder aus beruflichen Gründen. So rutschen vermeintliche Bankdrücker schnell in die Startelf.

Seit dem Frühsommer war Mariusz Kostek vereinslos, bis zum 18. November konnte er laut Verbandsstatuten nicht bei einem anderen Klub eingesetzt werden. Die Sperrfrist war am vergangenen Mittwoch nun abgelaufen, Kostek hatte vorher bereits zugesagt.

Aufrufe: 024.11.2015, 18:29 Uhr
Schwäbische Zeitung / Von Dennis RotherAutor