Trainer löst Versprechen ein

Nach reifer Überlegung kehrt der 28-Jährige zur TSG zurück. Einen Anruf bekam Gadebuschs Trainer Norman Ziemens von Lierow aber nicht. Stattdessen schickte der Offensivspieler seinem zukünftigen Coach ein Bild mit der eingezeichneten Route, die Ziemens nun zu absolvieren hatte. ,,Ich wäre auch gelaufen, aber Christian hat gesagt, ich darf auch mit dem Fahrrad fahren", kam der Spieler seinem neuen Trainer etwas entgegen.

Am Sonntag hat der Trainer sein Versprechen nun eingelöst. Mit tatkräftiger Unterstützung des Vereinsvorsitzenden Rolf Lemcke, natürlich aus dem Auto heraus, schwang sich Ziemens Vormittags auf das Rad und fuhr die knapp 26 Kilometer zur ausgemachten Übergabestelle nach Stralendorf. Den fahrbaren Untersatz hat ihm freundlicherweise ein Spieler geliehen.

Auf der Strecke gab es ebenfalls Unterstützung: In Lützow warteten die Eltern der Gadebuscher F-Jugend, spritzten den Männertrainer mit kalten Wasser ab und gaben ihm so noch einmal eine kleine Abkühlung. Am Ende war Ziemens schneller in Stralendorf als erwartet. ,,Mir geht es gut, alles ist top", sagte der Coach zumindest nach der Hinfahrt. Den Spielerpass überreichte dann Pampows Geschäftsführer Martin Herrmann. ,,Wir respektieren Christians Entscheidung und sind froh, zwei Jahre lang einen tollen, vor allem charakterlich wertvollen, Spieler in den eigenen Reihen gehabt zu haben", bedankte Herrmann beim neuen TSG-Spieler für die gute Zusammenarbeit.

Auch wenn Lierow jetzt wieder eine Liga tiefer kickt, ehrgeizige Ziele hat der 28-Jährige trotzdem: ,,Ich will noch einmal Meister werden." Trainer Ziemens wollte die Zielstellung eigentlich nicht kommentieren, sagte nur mit einem Augenzwinkern: ,,Wir spielen eine gute Saison und Christian wird Meister." Einen Freifahrtschein hat der Spieler aber nicht. Lierow muss sich im Training ebenso beweisen, wie die anderen Spieler. Dennoch wissen die Verantwortlichen um seine Qualitäten und hoffen, mit ihm offensiv noch schlagkräftiger zu werden.

Die Rückfahrt von Stralendorf nach Gadebusch hat der Trainer ebenfalls mit Bravour gemeistert, mit dem Spielerpass im Gepäck radelte es sich dann auch leichter. Weitere Versprechen für zukünftige Spielerverpflichtungen will Norman Ziemens aber vorerst nicht machen. Knapp 52 Kilometer Fahrrad fahren für einen Spieler reichen ihm auch erst einmal. Der Einsatz hat gestimmt, jetzt muss sich Christian Lierow mit vielen Toren dafür revanchieren. Für jeden gefahrenen Kilometer ein Tor wäre wohl zu viel verlangt, aber die Hälfte, also 26 Treffer, würde beide Parteien mit Sicherheit erfreuen.

Christian Lierow streift in der kommenden Saison nicht zum ersten Mal ein TSG-Trikot über. Bereits in der C-Jugend spielte Lierow für die Gadebuscher. Damals mussten die Verantwortlichen in Gadebusch beim Vater ordentlich Überzeugungsarbeit leisten, um den Wechsel von Lützow nach Gadebusch klar zu machen. Geschadet hat es ihm nicht. Nach den Jugendmannschaften kickte Lierow zunächst für die zweite TSG-Mannschaft in der Kreisliga, ehe er in der Saison 2008/2009 fest zum Stamm des ersten Gadebuscher Teams gehörte. Neben dem Landesliga-Aufstieg 2008/09 feierte der Goalgetter den größten Triumph mit der TSG in der Saison 2012/13, als die Nordwestmecklenburger Landesliga-Meister wurden. Mit seinen 21 Toren war Lierow vor knapp drei Jahren maßgeblich am Gadebuscher Erfolg beteiligt.

Nach der Saison wurden die Verantwortlichen des MSV Pampow auf den Gadebuscher aufmerksam. Die Entscheidung, Verbandsliga zu spielen, fiel Lierow nicht schwer. ,,Ich wollte damals mit der TSG aufsteigen, aber viele Spieler haben da verständlicherweise nicht mitgespielt. Also habe ich die Chance genutzt und bin nach Pampow gewechselt", so Christian Lierow über die Entscheidung, Gadebusch nach mehr als zehn Jahren zu verlassen.

Die anschließenden zwei Spielzeiten beendete Lierow mit gemischten Gefühlen. Nach einer starken Saison 2013/14 feierte der Offensivmann mit dem MSV Pampow einen hervorragenden dritten Platz, während die vergangenen Spielzeit mit einem achten Platz für die Beteiligten in Pampow doch eher enttäuschend verlief. ,,Ich habe mich in den zwei Jahren spielerisch noch einmal verbessert, aber auch um mich persönlich noch einmal weiterzuentwickeln war der Schritt gut und richtig", so Lierow über seine Zeit beim Verbandsligisten. Insgesamt lief er für Pampow 54 Mal auf und erzielte dabei 20 Tore.