2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligavorschau
F: Martinschledde
F: Martinschledde

Ein emotionales Duell: SpVg Steinhagen - SC Peckeloh

Landesliga: Am Sonntag erwartet die Spvg. den SCP. Vor dem Aufeinandertreffen der Rivalen macht FuPa den Derby-Check

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Was Rivalität doch anrichten kann. „Wenn wir früher gegen Dortmund gespielt haben, haben wir uns dafür nicht mal umgezogen“, rief einst Ex-Nationalspieler Helmut Kremers in einer Versammlung des FC Schalke ins Mikrofon – und wurde von den völlig euphorisierten Mitgliedern prompt ins Präsidentenamt gewählt. An diesem Samstag treffen BVB und S04 im 90. Revierderby in der Bundesliga erneut aufeinander. Tags darauf folgt in der Landesliga mit dem Altkreis-Derby zwischen Spvg. Steinhagen und SC Peckeloh ein mehrere Nummern kleineres Duell – das dennoch ebenfalls von großer Rivalität geprägt ist.

Brisanz
Spvg. und SCP stellen seit Jahren die am höchsten spielenden Mannschaften im Altkreis. Daraus resultieren Konkurrenz und Emotionen, und deshalb ist es trotz der 25 Kilometer, die zwischen den Sportplätzen der Clubs liegen, ein Derby. Dass räumliche Nähe oder Distanz nur bedingt als Kriterium taugt, belegen auch die fast 100 Kilometer zwischen Bielefelder Alm und Münsteraner Preußen-Stadion. Es kann ja nicht überall so sein wie im schottischen Dundee, wo die Spielstätten von FC und United nur 52 Meter voneinander entfernt sind.

Verbale Kabbelei
„Ein Spiel gegen Steinhagen ist für uns ein ganz anderes als zum Beispiel gegen Maaslingen, bei denen man eigentlich keinen kennt“, sagt Daniel Schnadwinkel. Peckelohs Mittelfeldspieler ist Steinhagener und kickte in der Jugend für die Spvg. „Wer gewinnt, kann dem anderen auch mal einen Spruch reindrücken“, benennt Schnadwinkel eine spezielle Motivation. Bei verbaler Kabbelei dieser Art darf es gern bleiben. Ausraster wie die von Mario Basler und Trainer Werner Lorant, die sich 1997 im Münchner Derby »Rot« gegen »Blau« an die Wäsche wollten, sind dagegen nur peinlich.

Wechsel zum Erzrivalen
Auch Schnadwinkels Teamkollegen Dennis Schmidt und Gerrit Weinreich spielten früher für Steinhagen. Bei Marvin Hornberg ist es umgekehrt: Er trug schon das SCP-Trikot. Völlig ungewöhnlich sind Wechsel selbst zwischen erbittertsten Gegnern nicht. Man denke etwa an Stan Libuda, Christoph Metzelder, Andreas Möller, Jens Lehmann oder Ingo Anderbrügge. Sie spielten für Schwarz-Gelb und für Königsblau.

Bisherige Vergleiche
Die Clubs bestreiten aktuell ihre vierte gemeinsame Saison in der Landesliga. In der Bilanz der bisherigen sieben Begegnungen in der siebten Spielklasse liegt Peckeloh mit drei Siegen knapp vorn. Steinhagen gelangen zwei Derby-Erfolge, hinzu kamen zwei Unentschieden. Um auf insgesamt 405 Begegnungen zu kommen wie sie aktuell die Teilnehmer des »Old Firm« vorweisen können, haben die Altkreis-Rivalen also noch einiges vor sich. Im Glasgower Stadtderby führen die Rangers gegen Celtic mit 159 zu 148. 98 Mal trennten sich Protestanten und Katholiken unentschieden.

Duelle in der Halle
Auch die Statistik des Haller-Kreisblatt-Cups spricht für die Peckeloher. Bei den Turnieren 2016 und 2015 setzte sich der SCP jeweils im Endspiel gegen Steinhagen durch, beim Peckeloher Turniersieg 2014 schalteten die Schwarz-Roten die Spvg. im Halbfinale aus. Die Steinhagener feierten ihren bislang letzten Sieg beim Mastersturnier 2013 – durch einen Sieg im Finale über Peckeloh. Derbystimmung herrschte 1992 auch im Endspiel des DFB-Hallen-Masters: Borussia Dortmund setzte sich im »kleinen Revierderby« mit 2:1 gegen den VfL Bochum durch.

F: Kreutzer
F: Kreutzer

Aktuelle Form
Empfehlungen sehen anders aus: Die Spvg. kassierte zuletzt eine 0:6-Klatsche bei der Spvg. Brakel, Peckeloh unterlag am vergangenen Sonntag auf eigenem Platz gegen die SV Eidinghausen-Werste mit 0:2. Der SCP läuft seiner im ersten Saisonteil starken Verfassung inklusive zwischenzeitlicher Tabellenführung weit hinterher. Peckeloh, aktuell Tabellenneunter, ist die viertschlechteste Rückrundenmannschaft, im neuen Jahr gab es erst einen Erfolg. Der Tabellendritte Steinhagen tritt 2017 wenig konstant auf: Bislang wechselten sich stets Sieg und Niederlage ab. Die Altkreis-Clubs könnten sich ein Beispiel an den Boca Juniors nehmen: Die schafften 2015 im heißen »Superclasico« von Buenos Aires einen Sieg über den Erzrivalen River Plate, nachdem sie eine Woche zuvor noch gegen San Lorenzo verloren hatten.

Derbyhelden
Mit vier Treffern schrieb Steinhagens Sebastian Herrmann beim 4:4 in der Saison 2014/15 seine ganz persönliche Derby-Erfolgsstory. Mit insgesamt sieben Toren in den sieben Landesliga-Duellen beider Clubs hat der Goalgetter auch eine beeindruckende Gesamtstatistik vorzuweisen. Peckelohs Kevin Ikeakhe kommt immerhin auf drei Treffer gegen Steinhagen. Dortmunds Lothar Emmerich war in Derbys gegen Schalke insgesamt zehn Mal erfolgreich, und im Derby von Madrid durfte sich im vergangenen November Cristiano Ronaldo als Held feiern lassen: Der portugiesische Superstar erzielte beim 3:0-Auswärtssieg von Real bei Atlético alle drei Tore.

Trainer
Steinhagens Daniel Keller und Peckelohs Markus Kleine-Tebbe waren schon in der Saison 2004/05 in Kontakt. Der heutige SCP-Trainer als Coach der B-Junioren des SC Halle, Keller als sein Spieler. Später gab es ein Wiedersehen beim SC Herford, den der Trainer Kleine-Tebbe 2008 in die Landesliga führte, ehe das hoffnungsvolle Talent Keller von den A-Junioren zum Team stieß. Die beiden kennen sich also schon lange, und sie schätzen sich. Das ist unter Derby-Kontrahenten auf der Trainerbank längst nicht immer so. José Mourinho und Pep Guardiola etwa waren sich schon zu Zeiten des »Clasico« zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona nicht mehr sonderlich grün. Mittlerweile treffen der mürrische Portugiese und der hibbelige Spanier im Derby von Manchester zwischen United und City aufeinander. Als freundschaftlich ist ihr Verhältnis aber weiterhin nicht zu bezeichnen.

Besondere Aktionen
Die Peckeloher stellten vor Jahren eine After-Derby-Party für Spieler und Fans auf die Beine. Das Spiel gegen Steinhagen fiel dann zwar wegen Nebels aus, doch das konnte der Qualität der Feier nach Angaben von Teilnehmern, die tags darauf zur Erinnerung imstande waren, nichts anhaben. Im Duell zwischen BVB und Schalke sorgten zuletzt Pierre-Emerick Aubameyang und Marco Reus mit einer Jubelidee für Aufsehen: Die beiden Dortmunder gingen beim 3:0-Sieg im Februar 2015 mit ihren Verkleidungen als Batman und Robin in die Derbygeschichte ein. Vielleicht eine Anregung für die Altkreis-Rivalen?
Aufrufe: 030.3.2017, 17:00 Uhr
Philipp KreutzerAutor