2024-04-25T14:35:39.956Z

Analyse
Der TSV Meitingen (rechts Clemens Schneider) verbeugt sich derzeit vor Niemand. Nicht einmal vor Dinkelscherbens »Maskenmann« Michael Wenni.  Foto: Karin Tautz
Der TSV Meitingen (rechts Clemens Schneider) verbeugt sich derzeit vor Niemand. Nicht einmal vor Dinkelscherbens »Maskenmann« Michael Wenni. Foto: Karin Tautz

Spitzenreiter haben einfach Spaß

Sprach- und Ratlosigkeit beim TSV Meitingen +++ Wenni?s kuriose Verletzung findet bundesweite Beachtung

Es kommt selten vor, dass Torsten Vrazic einmal sprachlos ist. „Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll“, schüttelt der Abteilungsleiter des TSV Meitingen den Kopf. Vrazic ist nicht nur sprach-, sondern auch ratlos. Nach 13 Spielen in der Bezirksliga Nord stehen seine Kicker noch immer ungeschlagen an der Spitze, haben mittlerweile vier Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten TSV Neusäß, deren neun auf den Dritten TSV Wertingen. „Damit haben wir nie und nimmer gerechnet“, sagt Vrazic. „Die Vorgabe war, so schnell wie möglich den Klassenerhalt zu erreichen.“

Vor Saisonbeginn habe man überwiegend Spieler aus der Kreisklasse geholt. Kicker wie Sebastian Almer (kam vom TSV Unterthürheim) haben sich sensationell entwickelt. Königstransfers waren Torhüter Roman Artes vom TSV Gersthofen („Viele Vereine haben gar nicht gewusst, dass er so gut ist.“) und Xevalin Berisha vom TSV Aindling. Der fehlte zuletzt drei Spiele wegen einer Rotsperre. Ebenso wie Kapitän Florian Steppich. Trotzdem hat man sieben Spiele zu Null bestritten, insgesamt erst sechs Gegentreffer kassiert. Jetzt droht Marvin Osman auszufallen. Beim zum Torjäger mutierten Mittelfeldspieler (8 Treffer) wird ein Riss des Syndesmosebandes befürchtet.

Das Ziel Klassenerhalt nimmt man Vrazic mittlerweile nicht mehr ab. Auch die Geschichte mit den 40 Punkten zur Winterpause nicht. Vrazic weiß das: „Da lachen uns alle aus.“ Der TSV Meitingen ist inzwischen zu einem ernsthaften Kandidaten für die Landesliga gereift. Beim Wort Landesliga zuckt Torsten Vrazic zusammen. „Keiner nimmt das Wort Aufstieg in den Mund“, sagt er, „aber jeder will das nächste Spiel gewinnen.“ Vielleicht liegt hierin das Erfolgsgeheimnis, dass es keinerlei Druck gibt? „Es macht einfach nur Spaß mit dieser Truppe und mit diesem Trainer“, so Vrazic, „Ali Dabestani arbeitet Tag und Nacht für die Mannschaft.“ Dabestani könnte mit seiner sympathischen und doch bestimmten Art dafür sorgen, dass die Spaßgesellschaft noch lange erhalten bleibt.

Schluss mit Lustig ist hingegen beim TSV Dinkelscherben. Bei den Reischenau-Kickern konnte selbst der mit einer Gesichtsmaske spielende Torhüter Michael Wenni in Meitingen die dritte Niederlage in Folge nicht verhindern. Der TSV-Torhüter hatte es zuletzt bis in die Satire-Sendung „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ geschafft, nachdem er bei der Geburt seines zweiten Kindes umgekippt war und sich die Nase gebrochen hatte.

Auch der SV Cosmos Aystetten, der beim 1:2 beim TSV Rain II mit dem Unparteiischen haderte, wartet seit vier Spielen auf einen Sieg. Ob der ausgerechnet im mit Spannung erwarteten Nachbarschaftsderby gegen den TSV Neusäß gelingt?

Wenigstens hat der TSV Zusmarshausen einen Befreiungsschlag landen können. Die Schützlinge von Trainer Reinhard Brachert fügten dem TSV Möttingen die siebte Niederlage in Folge zu. Den 3:1-Sieg musste man allerdings teuer bezahlen. Andreas Belak sah in der Nachspielzeit die Rote Karte, da er seinen Gegenspieler, der ihn zuvor brutal gefoult hatte, mit einigen Nettigkeiten bedachte.

Aufrufe: 014.10.2014, 11:07 Uhr
Augsburger Landbote / Oliver ReiserAutor