2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Giuseppe Brunetto hat sich noch etwas Bedenkzeit von den Verantwortlichen des VfL Leverkusen erbeten., Foto: Herhaus
Giuseppe Brunetto hat sich noch etwas Bedenkzeit von den Verantwortlichen des VfL Leverkusen erbeten., Foto: Herhaus

"Spielern werden unmoralische Angebote gemacht"

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Mit dem Trainer vom VfL Leverkusen, Giuseppe Brunetto, spricht Frank Graf über den bereits frühzeitig geschafften Klassenerhalt in der Mittelrheinliga, die Abwerbeversuche der Konkurrenz und seine persönliche Zukunft.

Herr Brunetto, Gratulation zum Klassenerhalt, ist das ein Grund zum Feiern.

Vielen Dank. Ja, das ist es. Ich bin sehr stolz darauf, dass unsere Arbeit gefruchtet hat und dass wir es geschafft haben, im Winter praktisch bei Null anzufangen und eine wettbewerbsfähige Mannschaft zu bilden, auch wenn es harte Arbeit war. Die Jungs haben sich toll entwickelt und als Team den Klassenerhalt geschafft.

Und dennoch ist die Stimmung beim VfL Leverkusen derzeit nicht wirklich gut...

Insbesondere bei mir ist sie nicht gut. Ich habe absolut kein Verständnis dafür, dass nun etliche Vereine den Jungs die Köpfe verdrehen.

Aber eigentlich ist es doch ein normaler Vorgang um diese Zeit, dass man sich nach Spielern bei anderen Klubs umschaut.

Das ist richtig. Allerdings ist es entscheidend, auf welche Art das passiert. Da gibt es Vereine, die unsere Spieler ohne Sinn und Verstand ansprechen und ihnen dann fast schon unmoralische Angebote machen. Die haben teilweise überhaupt keine Ahnung, was der Spieler kann und auf welchen Positionen er sinnvoll eingesetzt werden müsste. Ich würde mir sehr wünschen, man käme auf mich zu. Ich würde jedem meine ehrliche Meinung sagen und mithelfen, wenn ich sehe, dass es den Spieler weiterbringt.

Also lockt eher das Geld als eine sportliche Perspektive?

Nicht in allen Fällen, aber oft. Man muss sich vor Augen halten, dass die meisten Jungs, um die es geht, erst 18, 19 Jahre alt sind. Die fühlen sich geschmeichelt, wenn sie angesprochen werden.

Stünden Sie auf der anderen Seite, würden Sie anders vorgehen?

Ja, das würde ich. Zumindest würde ich mir ein klares Bild von dem Spieler verschaffen, alles andere wäre ja auch Blödsinn. Ich gehe hin und lasse Probetrainings durchführen, um nach der Sichtung zu schauen, wen ich gebrauchen kann und wofür.

Also steht der nächste personelle Umbruch beim VfL Leverkusen an?

Das ist gut möglich. Ich weiß aber nicht, ob ich dann noch mal die Kraft habe, mich so einzubringen wie in den Vorjahren. Es geht unglaublich an die Substanz, wenn man jedes halbe Jahr etwas Neues aufbauen muss. Und leider trage ich vieles davon auch nach Hause ins Privatleben, da ich meinen Trainerjob nicht nur ausübe, sondern lebe. Auf die Dauer ist das einfach nicht machbar.

Gibt es denn Rückendeckung von der Sportlichen Leitung im Verein?

Bernd Kuhn und Rolf Schiefer als Sportliche Leiter kennen meine Gedankengänge sehr gut und können diese auch nachvollziehen. Es war und ist eine harmonische, fruchtbare Zusammenarbeit. Ich habe mir allerdings Bedenkzeit bis zum Euskirchen-Spiel erbeten, weil ich erkennen muss, was Sinn macht. Es liegt bestimmt nicht daran, dass ich meinen Trainerjob nicht weitermachen möchte.

Aufrufe: 028.5.2015, 20:00 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Frank GrafAutor