2024-04-25T14:35:39.956Z

Analyse
Hoch soll erleben: RWO Alzey feiert noch in Ingelheim Trainer Tino Häuser.
Hoch soll erleben: RWO Alzey feiert noch in Ingelheim Trainer Tino Häuser.

In den Himmel gehoben

Warum RWO Alzey den Landsliga-Titel gewann

Ingelheim. Die große Last, von der Tino Häuser vor dem Titelgewinn immer wieder mal sprach, war plötzlich weg. Sonst hätte es die Mannschaft von RWO Alzey wahrscheinlich selbst mit vereinten Kräften nicht geschafft, ihren Coach in Himmel zu heben – oder sagen wir besser: zu werfen.

So aber hob der Hackenheimer an diesem denkwürdigen Freitagabend, an dem RWO Alzey im Stadion im Ingelheimer Blumengarten mit dem 4:0 über die Spielvereinigung endgültig die Meisterschaft in der Fußball-Landesliga gewann, ab. Nichts hätte die Bedeutung des Trainers für den Erfolg besser zum Ausdruck bringen können, als diese Geste.

Sicher, gegenüber seinen Trainer-Vorgängern, darunter Sascha Winsi, verfügte Häuser über das beste Personellkorsett. Die Zugänge von Marcel Schumann, Manuel Helmlinger, Yannik Wex, Florian Unckrich, später auch Oliver Rapp und Max Zeringer, erhöhten die Qualität des Kaders erheblich. In Kombination mit Torhüter Jens Maaß und dem herausragenden Stürmer Vllaznim Dautaj konnte sich das Wartberg-Team schon vorm Saisoneröffnungsspiel (4:2 daheim gegen den BSC Oppau) Hoffnungen machen, weit vorne mitzuspielen.

Zum Selbstläufer wurde die Runde trotz der sehr guten Personaldecke nicht. Drei Kreuzbandrisse, es erwischte innerhalb kürzester Zeit den wichtigen Außenverteidiger Jan Höngen, den aufstrebenden Mittelfeldspieler Phil Wesner und Flügelflitzer Florian Diehl, schafften ein Problem, bei dessen Lösung sich erstmals offenbarte: Häuser ist kein Trainer, der nur einen Haufen guter Fußballer geschickt führen und strategisch klug einstellen kann. Nein, Häuser kann auch junge Spieler clever integrieren. Marvin Commodore zum Beispiel, der in dieser schwierigen Phase einsprang. Er sagte einmal: „Bei Herrn Häuser fühlt man sich sicher. Ich habe alle Freiheiten auf dem Platz. Und ich habe ihm sehr viel zu verdanken“.

Ganz folgenlos blieb dieser verletzungsbedingte Erosionsprozess nicht – zumal die Wartberg-Elf in diesen kniffligen Wochen im Verbandspokal außergewöhnlich erfolgreich war. Alles andere als in Idealbesetzung wurde sogar der Titelverteidiger, der Oberligist SC Hauenstein (derzeit Zwölfter), aus dem Wettbewerb geworfen. Endstation war dann im Achtelfinale, der FV Dudenhofen (derzeit Verbandsliga-Erster). Er gewann am Wartberg 2:0.

Die Strapazen spiegelten sich im Punktspielbetrieb. Eine 2:5-Niederlage gegen die TSG Bretzenheim, das 3:3 gegen den FSV Schifferstadt und das 1:3 beim SV Rülzheim – wären da nicht die zwei Nachholspiele gegen den SV Geinsheim und TuS Altleiningen gewesen, der Titel wäre schon mit Beginn der Winterpause abgeschrieben gewesen. So aber lebte der Gedanke weiter, den Florian Unckrich aus Bad Kreuznach mit an den Wartberg gebracht hatte. Er sagte nach dem bitteren 2:5 gegen Bretzenheim im Herbst: „Ich bin nicht nach Alzey gekommen, um am Ende der Saison im Mittelfeld der Tabelle zu landen. Top zwei, das ist mein Anspruch“.

In der Winterpause wurde massiv an der Achillesferse gearbeitet: Der Abwehr. „Da haben wir uns stabilisiert. Das war wichtig“, reflektierte Kapitän Kevin Boos am Freitagabend nach dem neuerlichen Zu-Null-Spiel in Ingelheim. In den vergangenen neun Spielen seit der Wiederaufnahme des Punktspielbtriebs im März musste der stark haltende Jens Maaß auch dank übrzeugender Leistungen von Boos und Philipp Hornung nur sechsmal hinter sich greifen.

Nicht minder leistungsbestimmend war der Angriff. Wer die Mannschaft aber auf den inzwischen 31-fachen Torschützen Vllaznim Dautaj reduziert, tut den Mitspielern Unrecht. Manuel Helmlinger zum Beispiel, der oft entscheidende Szenen hatte. Oder Alexander Kinsvater, der trotz seines gehobenen Alters unter Häuser noch einmal einen großen Sprung nach vorne machte.



Aufrufe: 01.5.2017, 20:15 Uhr
Claus RosenbergAutor