2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Neun Mal musste Jakub Kownacki in Knittelsheim hinter sich greifen. Seine Abwehr ließ den Alzeyer Keeper allein.
Neun Mal musste Jakub Kownacki in Knittelsheim hinter sich greifen. Seine Abwehr ließ den Alzeyer Keeper allein. – Foto: Michael Wolff (Archiv)

RWO Alzey: Eine Pleite wie seit Jahrzehnten nicht

3:9-Niederlage beim direkten Konkurrenten Knittelsheim macht sprachlos

Manchmal wird der Liveticker des Verbandsportals fussball.de von Spaßvögeln gekapert und mit aberwitzigen Torfolgen geflutet. Wer es mit Landesligist RWO Alzey hält und nicht mit zum Gastspiel bei Keller-Konkurrent TuS Knittelsheim gereist war, durfte beim Blick auf's Smartphone auf eine solche Aktion gehofft haben. Aber Pustekuchen. 3:9 (0:5) ging das Spiel verloren. Ja, wirklich.

Am Abend war das Trainerteam sprachlos, wollte erst eine Nacht drüber schlafen, um das Geschehene einzuordnen. Verständlich. Seit Jahrzehnten gab es für die Rot-Weißen keine solche Rutsche mehr. „Wir wussten, was auf uns zukommt“, sagt Cotrainer Vllaznim Dautaj. Abstiegskampf beim direkten Konkurrenten, der sofort drauf geht und Fehler erzwingen will, nämlich. „Das haben wir die ganze Woche besprochen. Die Marschroute war, die ersten zehn Minuten zu überstehen, hinten kein Risiko einzugehen.“

Doch schon in Minute drei brachte ein Stockfehler im Aufbau das 0:1. Rund eine halbe Stunde später stand es 0:5. Und RWO hatte zweimal gewechselt, und zwar nicht verletzungsbedingt. „Das war ein Komplettversagen der ganzen Mannschaft. Solche individuellen Fehler gehen einfach nicht“, sagt Kapitän Damian Szymkow. „Ich finde es gut, dass die Jungs von hinten raus Fußball spielen wollen. Sie haben Potenzial, wollen kicken“, betont Dautaj, „aber auf dem engen, kleinen Kunstrasen hat das überhaupt nicht funktioniert. Der Gegner war in den Zweikämpfen immer da. Dass wir den einfachen Abstiegskampf-Fußball spielen müssen, ist einigen nicht bewusst. Die Jungs müssen langsam begreifen, worum es geht. Kampf, Leidenschaft, Wille sind die Tugenden, die wir brauchen.“

Nicht abschlachten lassen, lautete die Kursvorgabe beim Seitenwechsel. Ein Aufbäumen gab es. Spielertrainer Enes Sovtic ging nach vorn, machte nach Hereingaben von Ernesto Kullolli auch zwei Tore (52., 55.), Knittelsheim steuerte noch ein Eigentor bei (59.). Das Problem: Zwischendrin waren auch hinten wieder die Scheunentore offen, die Gegentore sechs und sieben fielen binnen 60 Sekunden (53.). „Wir haben gezeigt bekommen, was Abstiegskampf ist“, sagt Dautaj. Die Offensivkräfte Junpei Hotta (Knöchelbruch) und Tim Malkmus (Entzündung im Knie) fehlen schmerzlich, was aber die Gegentor-Flut nicht erklärt. „Ich hoffe, das war ein einmaliger Ausrutscher“, sagt Dautaj.

Schweigeminute für Markus Geisweid

Vor dem Spiel hatte es eine Schweigeminute für den kürzlich verstorbenen Alzeyer Torwarttrainer Markus Geisweid gegeben. Die Heim-Fans beteiligten sich mit einem Banner, auf dem „Ruhe in Frieden Markus“ stand. Eine tolle Geste. Doch die Frage stellt sich, ob das Resultat auch dem Schock zuzuschreiben ist, den der plötzliche Tod des sehr beliebten 54-Jährigen ausgelöst hat. „Ich weiß nicht, wie es jeder für sich verarbeitet hat. Es war für jeden ein Schlag ins Gesicht“, sagt Szymkow.

„Es kann sein, dass die Jungs im Kopf noch nicht frei waren nach der schrecklichen Nachricht“, sagt Dautaj. „Es ist schwierig, ein paar Tage danach an Fußball zu denken. Wir hatten gesagt, falls sich jemand nicht bereit fühlt, zu spielen, soll er uns das sagen. Es kam niemand. Vielleicht haben die Jungs die Situation auch unterschätzt.“ Das soll nun aufgearbeitet werden.

RWO Alzey: Kownacki – Kuwano (25. Morina), Sovtic, Owaki, Spreitzer (35. Jacobs) – Belyayev, Bayir (46. Sames) – Kullolli (80. da Silva), Szymkow, Höflich (46. Nassery) – Vodi.

Aufrufe: 029.3.2024, 12:09 Uhr
Torben SchröderAutor