2024-05-10T08:19:16.237Z

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Plötzlich ist die Luft raus: Ohne Sponsor ist eine höhere Liga für manchen Verein ein, zwei Schuhnummern zu groß.	Karikatur: Schwarze-Blanke
Plötzlich ist die Luft raus: Ohne Sponsor ist eine höhere Liga für manchen Verein ein, zwei Schuhnummern zu groß. Karikatur: Schwarze-Blanke

Abschied nach über 20 Jahren

SC Hauenstein zieht sich aus der Oberliga zurück +++ Verbandsliga wird bei Bedarf aufgestockt +++ SG Eintracht freut sich auf interessante Neulinge und alte Bekannte

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Hauenstein. Das Saisonfinale steht vor der Tür. Und ein Szenario wiederholt sich Jahr für Jahr: Die Zukunft einer Fußball-Mannschaft entscheidet sich nicht mehr nur sportlich. Auch die Finanzen müssen stimmen. In Nordhessen etwa ziehen singende Fans um die Häuser, um ein paar Spenden fürs Überleben des KSV Hessen Kassel in der Regionalliga zu sammeln. Auch bei Drittliga-Absteiger FSV Frankfurt wurde eifrig der Rechner bemüht, um eine Überlebensfähigkeit in der Regionalliga nachzuweisen. In der Hessenliga hat Spitzenreiter SC Dreieich auf eine Bewerbung für die Regionalliga verzichtet. Und im Südwesten hat jetzt ein langjähriger Oberligist, der auch mal Regionalliga spielte und zuletzt noch vor zwei Jahren eine Rückkehr im Visier hatte, gar seinen Rückzug angekündigt: der SC Hauenstein.

Ausgangspunkt für den Abschied der Westpfälzer ist der Rückzug von Carl-August Seibel vom Präsidentenamt. Als langjähriger Sponsor hatte der Schuhproduzent entscheidenden Anteil am Aufstieg des SCH, der 1990 erstmals in der Oberliga auftauchte. Künftig werden weniger Gelder fließen, ein neuer Vorstand wird (noch) gesucht. Gefunden ist dieser wohl bereits, zumindest verbreitete AH-Spielleiter Christoph Keller jetzt als einer der Kandidaten für eine Funktion eine Pressemitteilung für die „mögliche neue und alte Vorstandschaft des SCH“. Und diese habe eben „einvernehmlich entschieden, im nächsten Jahr der Oberliga den Rücken zu kehren und einen Neuanfang in der Verbandsliga zu suchen“.

Begründet wird der Schritt mit „zukünftig deutlich reduzierten finanziellen Rahmenbedingungen“ sowie den „bestehenden personellen Möglichkeiten und der Vereinsinfrastruktur“. Alles zusammen betrachtet, mache es unmöglich, „dauerhaft in der Oberliga mitzuhalten“. Weitergehen soll es in der Schuhstadt mit Spielern aus der A-Jugend und unterklassigen Vereinen, „die zwar Potenzial haben, sich erst aber einmal an die höhere Klasse gewöhnen und ihre Verbandsligatauglichkeit unter Beweis stellen müssen“, so Keller.

Die Oberliga verliert so einen Klub, der viele Jahre die Fußball-Landschaft im Südwesten geprägt hat. Etwa die TSG Pfeddersheim verband mit dem SCH aus gemeinsamen Zeiten in der Verbandsliga eine oft heiße Rivalität, weshalb Norbert Hess bekannte, dass er gerne mal in Hauenstein gewonnen hätte. Den angekündigten Schritt bedauert der TSG-Trainer jetzt: „Schade, aber man sieht, wie schwierig es ist, diese Liga auch zu finanzieren.“

Bleibt die Frage nach den Konsequenzen, die der Rückzug hinsichtlich der künftigen Zusammensetzung der betroffenen Spielklassen zur Folge hat. Klar, in der Oberliga wird es sportlich einen Absteiger weniger geben. Für die Verbandsliga Südwest bedeutet die wohl zusätzlich nötige Aufnahme des SC Hauenstein aber nicht, dass sich die Zahl der Absteiger hier erhöhen wird. Dies bestätigt Franz-Josef Kolb. Zwar liege ihm eine offizielle Mitteilung des SC Hauenstein noch nicht vor, der Verbandsspielleiter betont aber schon mal, es solle kein Verein durch finanzielle Probleme anderer Klubs mitgerissen werden. Kurz: Die Zahl der Vereine in der Verbandsliga werde in einem solchen Fall um eine Mannschaft erhöht.

Geht es also mit 17 Teams in die kommende Saison? Vermutlich. Eines möchte Kolb aber nicht übersehen: Weil sich die Zahl der rein sportlichen Absteiger aus der Oberliga jetzt auf drei reduzieren könnte, ist für Arminia Ludwigshafen noch eine Rettung möglich. An diesem Punkt sind wir wieder bei den singenden Fans in Kassel und der Frage nach einem möglichen Rückzug der Nordhessen aus der Regionalliga, was dort ja die Zahl der Absteiger reduzieren könnte.

EINTRACHT FREUT SICH AUF NEUE RUNDE

Die neue Abstiegssituation in Oberliga und Verbandsliga gibt Patrick Krick recht, der schon vor einigen Wochen gewarnt hatte, auf andere Mannschaften zu schauen- „Wir haben von Anfang gesagt, dass wir uns nur auf uns konzentrieren wollen, um nicht abhängig zu sein“, sagt der Trainer der Kreuznacher Eintracht, die sich am Wochenende aus eigener Kraft, nämlich mit dem 3:0 in Fußgönheim, den Klassenverbleib in der Verbandsliga gesichert hat.

Jetzt könne man beruhigt und sicher für die neue Runde planen, Nervenkitzel über das Saisonende hinaus bleibt der SGE erspart. „Und wir haben auch richtig Bock auf die nächste Verbandsliga-Saison“, sagt Krick. Mit 17 Mannschaften gibt es zwei Spiele mehr, mit RWO Alzey und vielleicht noch Wormatia Worms II kämen zwei Teams dazu, die richtig Fußballspielen wollen. Und der SC Hauenstein ist ein alter Bekannter aus gemeinsamen Oberliga-Zeiten. „Vielleicht bleibt ja auch der SC Idar in der Liga, dann hätten wir noch zwei zusätzliche Derbys“, orakelt Krick, der den Schmuckstädtern aber den Aufstieg grundsätzlich gönnt: „Ein Nahe-Verein in der Oberliga wäre schon mal wieder toll.“

In den Planungen für die neue Runde soll in dieser Woche bei vielen Personalien Vollzug gemeldet werden. „Insgesamt habe ich jetzt aber ein gutes Gefühl“, sagt Patrick Krick. „In dieser Woche tut sich was.“ (ml)

Aufrufe: 016.5.2017, 10:45 Uhr
Carsten SchröderAutor