2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligavorschau
Immer für einen kleinen Disput mit dem Schiedsrichtergespann zu haben: Dietmar Schacht gibt an der Seitenlinie alles, um seine Mannschaft zu unterstützen. Im Sommer verlässt er den SV 09., Foto: Randow
Immer für einen kleinen Disput mit dem Schiedsrichtergespann zu haben: Dietmar Schacht gibt an der Seitenlinie alles, um seine Mannschaft zu unterstützen. Im Sommer verlässt er den SV 09., Foto: Randow

Ruf des Ruhrpott-Kämpfers verhallt

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Der Mittelrheinligist SV Bergisch Gladbach 09 hat seinem im Sommer ausscheidenden Trainer Dietmar Schacht viel zu verdanken

Bergisch Gladbach. Mit Glatzen-Kopfbedeckungen à la Didi Schacht kehrten sie 2012 zurück vom Relegationsspiel in Wattenscheid. Der größte Erfolg einer Fußballmannschaft aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis wurde gefeiert. SV Bergisch Gladbach 09 war in die Regionalliga aufgestiegen. Wer Vater des Erfolgs war, war klar. Trainer Dietmar Schacht impfte seinem Team das Sieger-Gen ein. Für Fußballer wie Dennis Erdmann, der heute bei Dynamo Dresden spielt, und Gino Windmüller (Jahn Regensburg) bereitete Schacht auch die Bühne für eine Profi-Karriere.

Trotz 39 Punkten (nur drei weniger als die U21 des 1. FC Köln), trotz eines 4:0-Sieges am letzten Spieltag gegen keinen geringeren Gegner als FC Viktoria Köln biss SV 09 im Mai 2013 in den bitteren Abstiegsapfel. Am Ende der letzten Saison in der Regionalliga West blieb der Aufsteiger KFC Uerdingen aber mit nur 27 Punkten in der Klasse.

Schacht war und ist nicht jedermanns Liebling. Darauf legt er auch keinen Wert. Manche mögen ihn, andere keineswegs. Zu letzterer Kategorie gehören auch manchmal Schiedsrichter. Gleich in seinem ersten Heimspiel zu Beginn seines Engagements wurde Schacht vom Schiri auf die Tribüne verbannt.

Der Ruf des Ruhrpott-Kämpfers aus seiner Profizeit eilte ihm voraus. Für diesen liebten ihn einst seine Fans beim Bundesligisten FC Schalke 04. Wie Schacht so oft selbst beschrieb, gibt es „im Pott Eisen zum Frühstück”. Fußballer, die sich zerreißen für ihren Verein, waren ihm wichtig: wie etwa einst Bünyamin Kilic oder seit dieser Saison Mohamed Redjeb.

Was macht diesen Coach aus? Rachid Eckert, einst Kapitän der 09-Regionalliga-Elf und heute Spieler des Bonner SC: „Er hat einen harten Kern, ist aber ein liebenswerter Mensch. . . außerhalb des Fußballplatzes.”

Namhafte Spieler kamen zu SV 09 noch nie, weil es dort viel zu verdienen gab. Sie kamen, weil sie unter Didi Schacht trainieren wollten. Und weil sie wussten, dass er wie ein Löwe für seine Jungen um Vergünstigungen kämpft. Bei jedem Training und Spiel war ein Physiotherapeut vor Ort. Auswärtsfahrten wurden gemeinsam mit dem Bus bewältigt. Einmal im Jahr ging es ins einwöchige Trainingslager in der Türkei. Im einheitlichen edlen Dress wurden offizielle Termine wahrgenommen.

Nun geht Schacht. „Im Gespräch mit dem Vorstand, an dem auch der Verwaltungsratsvorsitzende Michael Hahn teilnahm, wurden mir keinerlei Zukunftsperspektiven eröffnet”, so der Fußball-Lehrer mit Uefa-Lizenz: „Es ist nicht mein Ansatz, dauerhaft in der Mittelrheinliga zu spielen. Ich verstehe, dass der Verein am Schuldenabbau arbeiten will, keine finanziellen Möglichkeiten sieht, Spieler zu verpflichten. Dann bin ich aber nicht mehr der richtige Mann für Gladbach SV 09.”

Wolfgang Bosbach, MdB und Mitglied des Verwaltungsrates des SV 09: „Ich bedaure diese Entscheidung sehr, habe aber auch Verständnis für sie. Didi Schacht ist ein Mensch, der immer 100 Prozent gibt: einst als Spieler und heute als Trainer. Er ist sehr ehrgeizig. Was für ihn spricht. Wir trennen uns nicht im Groll, hatten eine tolle Zeit miteinander, bleiben in Verbindung.” Kaum stand fest, dass Schacht zum 30. Juni 2015 sein Engagement beendet, flatterten erste Angebote für eine Trainertätigkeit ins Haus. Noch hat sich Didi Schacht nicht entschieden, wohin ihn sein Weg führt: „Es kann auch ein unterklassiger Verein sein. Wichtig sind die sportlichen Perspektiven, die Ziele, die er hat.”

Aufrufe: 015.1.2015, 21:25 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Elli RiesingerAutor