2024-05-02T16:12:49.858Z

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Steffen Wohlfarth und der FV Ravensburg starten am Samstag in Pforzheim in die Rückrunde. Alexander Tutschner
Steffen Wohlfarth und der FV Ravensburg starten am Samstag in Pforzheim in die Rückrunde. Alexander Tutschner
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Regionalliga sollte ein Thema werden

Kapitän Steffen Wohlfarth sieht beim FV Ravensburg noch viel Potenzial - Rückrunden-Start der Fußball-Oberliga am Samstag

Ravensburg / at - Seit eineinhalb Jahren trägt der Ex-Profi-Fußballer Steffen Wohlfarth das Trikot des FV Ravensburg. Seit der aktuellen Spielzeit ist er Kapitän der Mannschaft, die derzeit auf Platz fünf der Oberliga-Tabelle steht. Alexander Tutschner unterhielt sich mit dem Stürmer im Vorfeld des Rückrundenstarts am kommenden Samstag.

Herr Wohlfarth, Sie haben Ihren Vertrag beim FV gerade um zwei Jahre verlängert, das heißt, Sie glauben an das Konzept des Vereins?

Auf jeden Fall. Ich verfolge den Weg des FV schon lange. Schon bevor ich im Januar 2013 nach Schottland gegangen bin, habe ich mit dem Sportlichen Leiter Peter Mörth telefoniert. Ich war damals schon sehr angetan von dem, was hier passiert. Ich kenne den Club jetzt seit 1990, als mein Vater hier Trainer war, ich war damals als kleiner Junge schon dabei. Die Entwicklung der letzten sechs Jahre war sensationell und ich glaube, sie ist noch lange nicht am Ende.

Beim FV sind Sie Amateur, Sie basteln gerade auch an Ihrer beruflichen Zukunft ...

Die Entscheidung, mit dem Profifußball aufzuhören, war 2013 nicht einfach. Ich studiere jetzt im vierten Semester Wirtschaftsingenieurwesen, es läuft ganz gut. Am Anfang war die Belastung hart, morgens zu studieren und abends ins Training zu gehen. Was für die anderen Alltag ist, bedeutete für mich eine enorme Umstellung. Ich habe mich aber daran gewöhnt. Ich hoffe, dass ich mit 32 fertig bin mit dem Studium und dann eine gute Ausgangslage habe.

Welche Rolle spielte der Trainer bei der Entscheidung?

Der Trainer hat eine Rolle gespielt, ich hätte aber auch mit Gerhard Rill, dem Trainer der letzten Saison, verlängert. Am Ende gefällt mir der ganze Weg des Vereins. Wolfram Eitel ist brutal ehrgeizig, er verlangt viel von der Mannschaft, das ist manchmal grenzwertig, aber es tut uns gut. Den größten Anteil für meine Entscheidung hatte aber die Mannschaft. Es ist großartig, welche Charaktere wir haben, alle ziehen voll mit, auch bei der hohen Belastung.

Gegen den Verbandsligisten Albstadt hatten Sie im letzten Testspiel viel Mühe beim 3:1, das war nicht gerade eine gelungene Generalprobe ...

Albstadt war hoch motiviert, für die war das Spiel gegen einen Oberligisten ein Highlight. Wir sind vielleicht ein bisschen zu locker ins Spiel gegangen und haben nicht so diszipliniert gespielt wie sonst, auch in der Vorbereitung. Wichtig war, dass wir uns dennoch durchgesetzt haben gegen eine aggressive Mannschaft. Wir haben aber noch viel Luft nach oben.

Wie lautet Ihr Resümee nach knapp fünf Wochen Training?

Die Vorbereitung lief gut. Das Wetter war leider durchwachsen, einige Testspiele mussten abgesagt werden. Das Spiel gegen Albstadt war erst der dritte Test. Rasen haben wir keinen gesehen, das geht aber anderen Mannschaften genauso. Ich hoffe, dass bis zum ersten Spiel fast alle fit sind und dass die angeschlagenen Spieler bald zurückkommen.

Was ist für den FV drin in der Rückrunde?

In der Oberliga ist alles möglich, das sage ich immer wieder. Du kannst in dieser Liga gegen jede Mannschaft gewinnen oder verlieren, alles ist sehr eng zusammen. Ich hoffe, dass wir von den vorderen Teams den einen oder anderen noch ärgern und eine gute Rolle spielen können. Dass möglichst viele Zuschauer kommen und respektieren, was hier geleistet wird.

Mit Johannes Joser fällt ein wichtiger Verteidiger aus ...

Wir haben mit Mashkour Gbadamassi einen Spieler aus der Zweiten hochgezogen, der Qualität hat. Mit Manne Litz und Basti Mähr haben wir ohnehin zwei gute Innenverteidiger, wir sind da gut aufgestellt. Auch wenn wir Josi schmerzlich vermissen, vor allem auch was das Menschliche angeht.

Wie macht sich Gbadamassi, der einzige Winter-Neuzugang?

Für einen jungen Spieler redet er ganz schön viel in der Kabine (lacht). Er ist schon voll drin, das ist bei uns aber auch nicht schwer, wenn man nicht gerade arrogant auftritt. Fußballerisch hat er noch Potenzial nach oben, er macht seine Sache aber schon ganz gut.

Mit Philipp Pless hat der Nummer-eins-Torhüter den Verein verlassen, wie sieht es auf dieser Position aus?

Das passt. Dominik Buss ist nach seinem Studium wieder regelmäßig im Training, mit Clemens Frey haben wir einen sehr talentierten Mann aus der eigenen Jugend im Team. Zur Not haben wir ja immer noch meinen Bruder in der Hinterhand (grinst). Wenn alle Stricke reißen, hat der ja immer noch seinen Pass bei uns. (Dominik Wohlfarth ist Torwart-Trainer der U 17 beim SC Freiburg, Anm. d. Red.)

Hätten Sie sich noch weitere Neuzugänge gewünscht?

Nein. Ich bin ohnehin keiner, der ständige Veränderungen im Team mag. Es hat mich schon oft in meiner Karriere geärgert, dass zu schnell alles durchgewechselt wurde. Grundsätzlich würde ich mir aber noch einen gestandenen Spieler wünschen, der auch schon höherklassig gespielt hat. Ansonsten ist die Mannschaft top besetzt, mit vielen Spielern, die sich in der Zukunft noch weiterentwickeln können.

Was fehlt dem Team, um ganz oben angreifen zu können?

Die Erfahrung, die Cleverness. Wir haben nicht immer den Dreh raus, um zu wissen, wann man aggressiv spielen muss oder wann man kompakt stehen stehen muss. Die Ruhe, nach einer Führung den Ball hintenrum zu spielen und nicht immer vorne anzurennen. Den Gegner dominieren - das haben wir noch nicht über 90 Minuten geschafft.

Was kann Ravensburg noch erreichen, ist die Regionalliga hier ein Thema?

Ich denke, dass sie ein Thema werden sollte. Wir sind in diesem Jahr auf einem guten Weg, uns in der Oberliga zu etablieren. Dann müssen wir weiterschauen. Wir haben viel Potenzial in der Region, aber die Kooperation mit den anderen Vereinen muss irgendwann besser werden. Ich wünsche mir, dass es mehr ein Miteinander wird und nicht immer ein Gegeneinander. Wir brauchen noch den einen oder anderen Sponsor, auch beim Zuschauerschnitt geht noch mehr. Die Leute in der Region sehnen sich nach gutem Fußball. Auch wenn wir schon einiges erreicht haben, es gibt noch viel Luft nach oben, was die Professionalität betrifft.

Auch bei der Infrastruktur ...

Ja, klar. Aber darüber wurde schon alles gesagt. Es ist klar, dass wir einen neuen Kunstrasen brauchen. Aber auch bei diesem Thema gibt es Fortschritte. Die Kooperation mit dem TSB Ravensburg wurde viel besser, wir konnten in der Vorbereitung oft beim Nachbarverein trainieren. Auch beim SV Oberzell durften wir trainieren. Viele Dinge müssten noch verbessert werden, wenn wir dauerhaft in der Regionalliga spielen wollen. Da geht es auch um das Thema Sicherheit.

Der FV startet am Samstag mit einem Nachholspiel bei den Kickers Pforzheim in die Rückrunde, wie stehen die Chancen des FV Ravensburg?

Ich bin sehr zuversichtlich, wenn jeder mit 100 Prozent bei der Sache ist. Es muss sich jeder bewusst sein, dass wir dort ans Limit gehen müssen, auch wenn Pforzheim eine ganz neu zusammengewürfelte Mannschaft hat. Wir wissen zwar nicht, was uns da erwartet, aber es wird uns nichts geschenkt werden.

Aufrufe: 017.2.2015, 16:46 Uhr
Schwäbische ZeitungAutor