2024-05-10T08:19:16.237Z

Vereinsnachrichten
Niklas Jann und der FV Ravensburg spielen beim Rückrunden-Auftakt bein den Kickers Pforzheim. Alexander Tutschner
Niklas Jann und der FV Ravensburg spielen beim Rückrunden-Auftakt bein den Kickers Pforzheim. Alexander Tutschner
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Ravensburg trifft auf die Casting-Kickers

FV spielt zum Rückrunden-Auftakt der Fußball-Oberliga in Pforzheim (Samstag, 15 Uhr)

Ravensburg / sz - Gegen einen äußerst ungewöhnlichen Gegner startet der FV Ravensburg heute in die Rückrunde der Fußball-Oberliga. Denn bei den Kickers Pforzheim kam es aufgrund von finanziellen Engpässen in der Winterpause zu einem Spieler-Exodus, der Verein stand kurz vor dem Aus. Über Spieler-Castings holte sich der Club neue Kicker aus unterklassigen Ligen und stellt sich jetzt der Herausforderung Oberliga.

"Viele haben uns am Anfang belächelt", sagte Jörg Augenstein vom Vorstand der Kickers der Schwäbischen Zeitung, "in Wirklichkeit war es die einzige Chance, da noch etwas hinzubekommen." Man habe einen Weg gesucht, um die Mannschaft nicht abmelden zu müssen, denn das wäre die einzige Alternative gewesen. "In der Oberliga eine Mannschaft zurückzuziehen, das wäre extrem schlecht", sagt Augenstein.

Mit dem Spiel gegen den FV Ravensburg beginnt für Pforzheim jetzt ein großes Abenteuer. Aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten konnte der Verein am Ende der Vorrunde seine Spieler nicht mehr bezahlen. "Man muss den Spielern dann reinen Wein einschenken", sagt Augenstein. Bis auf den Kapitän und jetzt spielenden Co-Trainer Daniel Reule haben den Verein in der Folge alle Spieler verlassen. "Er hat die Initiative ergriffen und diese einzigartige Aktion ins Leben gerufen", sagt Augenstein und meint damit die Spieler-Castings, mit dem der Verein sich neue Spieler für die Rückrunde holte. An zwei Abenden im Dezember wurden über 45 Spieler gesichtet, "aus dieser Gruppe hat sich dann der neue Kader für die Rückrunde formiert". Geld bekommen die neuen Spieler freilich keins. Dafür dürfen sie für ein halbes Jahr Oberliga-Luft schnuppern und sich für weitere Aufgaben empfehlen. "Wir hätten sonst definitiv keine Mannschaft gehabt, um in der Oberliga anzutreten", sagt Augenstein, die zweite Mannschaft des Vereins spielt nur in der Kreisliga A.

16 neue Spieler

Jetzt haben die Kickers 16 neue Spieler, aus denen Cheftrainer Alexander Freygang und Daniel Reule ein neues Team formierten. "Die Spieler sehen es als Sprungbrett, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen", sagt Augenstein. Die meisten Kicker kommen aus der Landes- und aus der Verbandsliga, einige aus der Kreisliga. Neben Ex-Profi Reule (unter anderem Waldhof Mannheim) haben aber mit Josip Biljeskovic (U 23 Stuttgarter Kickers) und Fabian Bäuerle (TSV Grunbach) weitere Spieler Oberliga-Erfahrung.

In der Vorbereitung lief es für die Kickers ganz gut. Sieben von acht Spiele gegen meist unterklassige Gegner wurden gewonnen. Gegen den Liga-Konkurrenten Stuttgarter Kickers II gab es nur eine 0:1-Niederlage. "Unser Team hat Oberliga-Format. Vor allem passen die Jungs menschlich richtig, richtig super zusammen. Sie werden über den Teamgeist einiges wettmachen", sagte Trainer Freygang der Pforzheimer Zeitung. Demnach setzt der Trainer auf eine Defensiv-Taktik gegen den FV: "Wir wollen solange wie möglich die Null halten, uns Chancen erarbeiten und den Gegner müde laufen." Auch Jörg Augenstein sieht eine "Herkules-Aufgabe" auf die Mannschaft zukommen, "aber für uns geht es einfach darum, einen sportlich fairen Wettbewerb herzustellen". In der Region Pforzheim wird das Spiel mit Spannung erwartet: "Jeder will wissen, wo wir stehen", sagt Augenstein, 400 bis 500 Zuschauer seien realistisch.

Der FV Ravensburg plagt sich derzeit mit gravierenden Personalsorgen. "Wir sind schwer gebeutelt", sagte der Sportliche Leiter des FV, Peter Mörth. Neben den Langzeitverletzten Johannes Joser und Christian Barth fallen mit Ralf Heimgartner, Omar Jatta, Manuel Litz, Johannes Vees und Sebastian Mähr weitere Spieler verletzt beziehungsweise krank aus. Deshalb sollen Jonas Klawitter und Samuel Zimmer von der U 23 aufrücken. "Wir bringen immer noch eine gute Mannschaft aufs Feld", ist Mörth zuversichtlich.

Das Spiel gegen Pforzheim wird für den Tabellenfünften Ravensburg keine einfache Aufgabe. "Wir wissen überhaupt nicht, was auf uns zu kommt", sagt Peter Mörth, "die werden im ersten Spiel alle hochmotiviert sein." Der FV-Manager hofft, dass sich die fußballerische Klasse am Ende durchsetzt. "Wir wollen die drei Punkte, egal wer spielt, wir versuchen alles, um gut zu starten."

Aufrufe: 020.2.2015, 18:48 Uhr
Schwäbische Zeitung / Von Alexander TutschnerAutor