2024-06-06T14:35:26.441Z

Interview
Der Abschied naht: Trainer Sönke Pries (li.) und sein "Co" Alf Baatz verlassen am Saisonende den TSV Bordesholm. Foto: ow
Der Abschied naht: Trainer Sönke Pries (li.) und sein "Co" Alf Baatz verlassen am Saisonende den TSV Bordesholm. Foto: ow

Pries: ,,Abgestiegen sind wir noch lange nicht"

Scheidender Trainer des TSV Bordesholm im Gespräch

Es ist seine letzte Vorbereitung. Nicht in seiner Laufbahn als Trainer, wohl aber beim TSV Bordesholm. Sönke Pries, der 2008 den Trainerposten beim damaligen Bezirksoberligisten übernahm, nimmt nach sieben Jahren (inklusive eines kurzen Abstechers zum TSV Schilksee) und zwei Aufstiegen in die Schleswig-Holstein-Liga am Ende der Saison seinen Hut.

Ein Nachfolger für Pries ist noch nicht gefunden, soll aber, wie Bordesholms Manager Peter Brandt bestätigte, demnächst präsentiert werden. Wir sprachen mit dem 46-Jährigen über die Hinserie, die Probleme eines Breitensportvereins in der höchsten Landesklasse, aber auch über die Ziele für die bevorstehende Rückrunde.

Herr Pries, kommt angesichts der nun bald beginnenden Rückserie und ihrem nahenden Abschied im Sommer auch schon ein bisschen Wehmut auf?

Wehmut trifft es nicht ganz. Natürlich hatte ich hier eine tolle und intensive Zeit. Mit Spielern wie Nick Lemke, Marcus Schultz, Roman Blum oder auch Kai Weschler habe ich in all den Jahren ja auch eng und gut zusammengearbeitet. Aber derzeit bin ich einfach nur glücklich, weil ich mich auf die Rückrunde freue und auch darüber, meinen Entschluss so frühzeitig bekannt gegeben zu haben.

Warum?

Einerseits weil es eine saubere Lösung war und der Verein frühzeitig informiert wurde. Andererseits natürlich auch, weil ich nach dieser langen und schönen Zeit meinen Abschied selbst bestimmt habe. Und jetzt habe ich einfach noch einmal richtig Lust auf die Rückserie, bin aber auch froh, mich nicht mehr um alles kümmern zu müssen.

Denn ich muss mich ganz einfach nicht mehr um die Planungen für die kommende Saison kümmern. Das hilft ungemein. Ich kann mich somit voll auf die sportliche Komponente konzentrieren.

Sie sind also auch schon wieder voll im Training?

Ja, wir spielen ja schon am 21. Februar wieder gegen Dornbreite, sind am 13. Januar ins Training eingestiegen, machen derzeit viel im Kraftausdauerbereich. Viel mehr war angesichts der Witterung in den letzten Tagen aber auch ohnehin nicht möglich. Aber die Mannschaft zieht toll mit.

War das in der Hinrunde nicht immer der Fall?

Doch, eigentlich schon. Charakterlich haben wir ein tolles Team mit einer guten Kameradschaft. Aber es stimmt schon, dass nicht immer alle so mitziehen, wie ich es mir als Trainer wünschen würde. Die Anforderungen in der SH-Liga sind schließlich gerade im körperlichen Bereich weitaus höher als in der Verbandsliga. Jeder Spieler muss schon einen hohen Aufwand betreiben, damit wir bestehen können.

Ihre Spieler müssen also schon an ihre Grenzen gehen, damit der Klassenerhalt noch gefeiert werden kann.

Ja, absolut. Das ist eine Grundvoraussetzung. Aber wenn Spieler sich körperlich nicht topfit präsentieren, ist das auch nicht immer nur die Frage einer möglichen mangelhaften Einstellung. Viele Spieler von uns kommen aus unteren Ligen, haben auch im Jugendbereich in unteren Klassen gespielt.

Das gilt grundsätzlich für all die jungen Spieler, die wir aktuell im Kader haben. Die haben noch nie auf diesem Level gespielt oder trainiert. Da ist es klar, dass sie auch einmal in ein körperliches Loch fallen, auch wenn sie fußballerisch ihre Daseinsberechtigung haben und teilweise sogar zu unseren besten Spielern gehören.

Sie hatten ja auch generell viele Ausfälle zu beklagen ...

Das stimmt. Komplett waren wir - glaube ich - nie. Teilweise fehlten uns acht oder neun Leute. Und das ist dann natürlich doppelt schwer ...

Inwiefern?

Einerseits musst du fast immer eine andere Mannschaft aufs Feld schicken, andererseits musst du Spieler, die aus den vorhin genannten Gründen eigentlich mal eine Pause bräuchten, immer wieder bringen.

Hat sich denn in der Winterpause personell noch etwas ergeben?

Dirk Jöns, der vor der Saison zum TSV Flintbek ging, ist zurückgekommen, dafür hat sich mein Sohn Maximilian Pries in Richtung Heikendorfer SV verändert.

Ist das nicht seltsam, wenn der Sohn plötzlich für einen anderen Verein aufläuft?

In der Tat. Aber für Maximilian war das der richtige Schritt, weil er einfach mehr spielen muss. Ich denke, er hat in Heikendorf mit David Lehwald aber auch einen guten Trainer und ist da gut aufgehoben. Es ist aber natürlich auch schön, mit Dirk Jöns eine weitere Alternative zu haben.

Angesichts der Konkurrenz im Abstiegskampf, die ja teilweise mächtig aufgerüstet hat, ist das aber nicht unbedingt viel.

Wenn ich in Richtung Dornbreite und Henstedt-Ulzburg gucke, dann werde ich ja wirklich fast neidisch. Das sind aber auch einfach Vereine mit gänzlich anderen Möglichkeiten.

Sie sprechen Dornbreite an. Das erste Spiel nach der Winterpause haben Sie gegen den FC Dornbreite. Was ist denn noch drin in der Rückrunde?

Wir sind realistisch. Uns war und ist allen bewusst, dass es für uns sehr schwer wird, zumal es ja auch durchaus fünf Absteiger geben könnte, sollte der VfR Neumünster in die SH-Liga absteigen müssen. Aber aufgegeben haben wir uns ganz bestimmt noch nicht.

Wir haben immerhin 19 Punkte. Ich glaube, die zu holen haben uns nicht alle zugetraut. Dabei hätten es durchaus noch vier oder fünf Punkte mehr sein können, aber gerade zum Anfang der Saison haben wir auch oft Lehrgeld gezahlt. Aber noch einmal: abgestiegen sind wir noch lange nicht.

Mit Alf Baatz verlässt ja auch Ihr Co-Trainer den Verein. Wie sieht es denn bei Ihnen persönlich aus, haben Sie schon etwas Neues im Auge?

Nein, das nicht. Meine Konzentration gilt zunächst dem TSV Bordesholm. Aber vorstellen kann ich mir viel, denn selbst ein ambitionierter Kreisligist könnte mich reizen. Vielleicht täte aber auch eine Fußballpause mal ganz gut, ehe es wieder in den Füßen juckt.

Aufrufe: 027.1.2015, 19:30 Uhr
SHZ / Interview: Claudio HluscikAutor