2024-04-29T14:34:45.518Z

Interview
Jürgen Press: " Ich lasse die Zukunft entspannt auf mich zukommen." F: Brüssel
Jürgen Press: " Ich lasse die Zukunft entspannt auf mich zukommen." F: Brüssel

Press blieb der Klassenerhalt verwehrt

Der Fußball-Lehrer scheiterte mit dem FC Tegernheim erst in der Relegation +++ Offen für Angebote aus dem Profi-Bereich +++ Nun stellte er sich unseren Fragen

Der FC Tegernheim startete schwach in die Saison. Nach drei Pleiten zum Start trat Spielertrainer Schrepel zurück. Die Tegernheimer Verantwortlichen landeten daraufhin einen Transfercoup und konnten den Fußball-Lehrer Jürgen Press für sich gewinnen. Jener war unter anderem vier Jahre Trainer im Jugendbereich bei Bayern München, zudem coachte er den jetzigen Bundesligisten FC Ingolstadt in der Bayern- und in der Regionalliga, ebenso Wacker Burghausen in der Dritten Liga. Als Co-Trainer arbeitete er unter anderem mit Gerd Müller und Karsten Wettberg zusammen. Gemeinsam mit Wettberg führte Press den Jahn im Jahr 2003 sogar bis in die Zweite Bundesliga hoch. Zudem arbeitete er in Kuba, Brasilien, Costa Rica und Panama. Der 50-Jährige leistete beim Landesligisten FC Tegernheim gute Arbeit und führte die Mannschaft auf einen der Relegationsränge. Dort scheiterte das Team durch ein 0:0 in Neukirchen und ein 2:2-Unentschieden daheim aufgrund der Auswärtstorregel. Somit kann sich Press nun nicht mit dem Klassenerhalt aus Tegernheim verabschieden. Nun stellte er sich unseren Fragen.

FuPa: Herr Press, trotz des Abstiegs können Sie sich erhobenen Hauptes aus Tegernheim verabschieden. Wie sehen Sie das?

Jürgen Press (50): Viele Rädchen haben nahtlos ineinander gegriffen. Die Vereinsverantwortlichen, das Betreuerteam, die Mannschaft und ich als Trainer haben alles daran gesetzt, um die Liga erhalten zu können. Unser gestecktes Ziel, das Erreichen eines der Relegationsplätze haben wir mit einer fast schon sensationellen Rückrunde erreicht. Leider scheiterten wir dann in der Relegation mit zwei Remis an Neukirchen, obwohl wir vor allem im Rückspiel daheim die klar bessere Mannschaft waren. Es tut mir Leid für alle Beteiligten, dass der FCT nun in die Bezirksliga muss. Ich wünsche dem Verein alles Gute und dass bald möglichst der Wiederaufstieg klappen wird. Eine landesligataugliche Mannschaft hat der FC allemal.

Wie kam es überhaupt zum Kontakt mit dem FC Tegernheim?

Im VIP-Zelt einer Tennisveranstaltung traf ich aus Zufall Tegernheims Hauptsponsor Karlheinz Deller. So wurde der erste Kontakt hergestellt. Im Sommer 2015 reiste ich zwecks Vertragsverhandlungen nach Nigeria. Daraus wurde nichts. Kurz nach meiner Rückkehr trat mein Vorgänger Florian Schrepel zurück und der FC kam erneut auf mich zu. Ich sagte bis zum Ende der Saison zu, hatte aber eine Ausstiegsklausel im Vertrag, sollte sich ein interessantes Angebot aus dem Profibereich ergeben.

In der Rückrundentabelle wurde Tegernheim Achter mit 25 Punkten (7/4/6 bei 24:25 Toren). Woran lag es, dass der FCT in der Hinrunden-Tabelle Letzter mit nur neun Punkten (2/3/13 bei 24:50 Toren) wurde?

Schon vor meinem Antritt waren viele Spieler verletzt, darunter mehrere Langzeitverletzte, teilweise schon aus der Vorsaison. An manchen Spieltagen hatten wir nur zehn gesunde Spieler zur Verfügung. Mit der Zeit kamen diese Spieler zwar zurück, aber natürlich fehlte es dann an der nötigen Fitness. An diese Zeit möchte ich gar nicht mehr zurückdenken. Das war ein Fass ohne Boden. Das hatte teilweise nur wenig mit Fußball zu tun. Es gab wahnsinnig viele Baustellen abzuarbeiten. Im Prinzip mussten wir bei Null beginnen. Erst nach einer vernünftigen Wintervorbereitung war die Mannschaft so fit, um wirklich wettkampftauglich zu sein, obwohl der Kader noch immer sehr knapp besetzt war. Herausheben möchte ich an dieser Stelle Alexander Kilmann, der aufgrund enormer Hüftprobleme eigentlich mit dem Fußball hätte aufhören müssen. Er biss allerdings auf die Zähne, weil er dem Team unbedingt helfen wollte. Dafür gehört ihm großer Respekt gezollt.

Im Winter setzten wir uns das Ziel, einen der Relegationsränge zu ergattern. Das haben wir erreicht. Leider überstanden wir dann die Relegation nicht. Die Leistungsträger Alexander Kilmann und Martin Pietzonka waren im Rückspiel bereits im Urlaub. Wären wir eine Runde weitergekommen, hätte Torgarant Urban Wazlawik ebenfalls nicht mehr mitwirken können. Verständlich: Allesamt gehen zur Arbeit und mussten ihren Jahresurlaub weit im Voraus planen. Es ist wie es ist. Trotzdem schade! Auf alle Fälle hat die Mannschaft in der Rückrunde gezeigt, zu was sie fähig ist. Wir haben das fast Unmögliche noch möglich gemacht. Leider kam dann das Ende in der Relegation. Gegen Neukirchen waren wir die bessere Mannschaft. Aber es ist uns nicht gelungen, die Schwächen, die uns die gesamte Saison hinweg verfolgt haben, zur Gänze abzustellen. Gerade bei Standards waren wir anfällig. Neukirchen hat das ausgenützt und sich aufgrund der Auswärtstorregelung durchgesetzt. Die Mannschaft hat Charakter gezeigt, die Kameradschaft war intakt. Leider war der Kader zu klein, so dass kaum Konkurrenzkampf geherrscht hat. So etwas ist oftmals nicht förderlich. Den Spieler muss man die gezeigten Leistungen hoch anrechnen.

Schafft der FC Ihrer Meinung nach den Wiederaufstieg?

Das Gerüst der Mannschaft bleibt bestehen. Nahezu alle Spieler, die nicht mehr zur Verfügung stehen werden, müssen gesundheitsbedingt ihre Karriere beenden oder aus beruflichen Gründen wechseln. Die individuelle Klasse für die Landesliga ist vorhanden. Und der FC möchte wenn möglich sofort wieder aufsteigen. Ich wünsche dem Verein alles Gute und viel Erfolg. Die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten war hervorragend. Jeder hat in seinem Aufgabenbereich sein Möglichstes geleistet.

Wie geht es mit Ihnen persönlich weiter?

Ein paar Anfragen gab es schon, auch Gespräche fanden schon statt. Aber es ist noch nichts so Interessantes dabei, wie ich mir das vorstellen würde. Ich lasse die Zukunft entspannt auf mich zukommen. Es wird sich zeigen, welcher Herausforderung ich mich stellen werde.

Herr Press, vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch. Die Zusammenarbeit mit Ihnen war vorbildlich. Viel Glück, Erfolg und das richtige Angebot wünschen wir Ihnen!

Aufrufe: 01.6.2016, 10:30 Uhr
lst/fwAutor