2024-04-25T14:35:39.956Z

FuPa Portrait
Gerne erinnert sich Thomas Geisler an das DFB-Pokalspiel gegen Hertha BSC Berlin und das Duell mit Fenerbahce Istanbul. Neun Jahre lang hielt der Torwart dem TSV Aindling die Treue. Nun verabschiedet
Gerne erinnert sich Thomas Geisler an das DFB-Pokalspiel gegen Hertha BSC Berlin und das Duell mit Fenerbahce Istanbul. Neun Jahre lang hielt der Torwart dem TSV Aindling die Treue. Nun verabschiedet

Neun Jahre Nummer eins

Nach dem Abstieg vom TSV Aindling aus der Bayernliga stellt Thomas Geisler die Familie und den Beruf als Gymnasiallehrer in den Vordergrund

Wie lange spielt ein Fußballer heute für den gleichen Verein? Zwei Jahre, vielleicht auch drei. Wer länger bleibt, der muss sich schon mal die Frage gefallen lassen, ob er für andere Klubs uninteressant ist. Von derlei Gedanken hat Thomas Geisler sich nie beeindrucken lassen. Sonst wäre er nicht neun Jahre am Stück im Tor des TSV Aindling gestanden.
Neun Jahre Fußball-Bayernliga – das bedeutet rund 300 Pflichtspiele. Denn gefehlt hat der 36-jährige Lehrer, der stets als unbestrittene Nummer eins galt, kaum einmal. In Unterhaching machte er im zweiten Durchgang mal Platz für Tobias Hellmann, der nun sein Nachfolger werden soll. Und in Memmelsdorf räumte Geisler seinen Posten während der Partie für Sebastian Pütz, weil er angeschlagen war. Und in der Saison 2012/13 fehlte der Dauerbrenner zweimal nach seinem Platzverweis für ein Handspiel wenige Zentimeter außerhalb des Strafraums.
Als Siebenjähriger wurde Thomas Geisler beim TSV Göggingen angemeldet, ein Jahr lang stand er im Landesligator des TSV Bobingen und drei Spielzeiten lang war er Keeper bei Schwaben Augsburg, ehe er nach Aindling kam. Dazwischen lag noch ein Abstecher über den Ärmelkanal, genauer gesagt nach Manchester. Nein, nicht zu City oder United, sondern zu einem Klub, der der höchsten Amateurliga in England angehörte. Weil der gebürtige Augsburger Englisch studierte und jetzt auch unterrichtet (neben Sport), kam es zu diesem Ausflug in das Mutterland des Fußballs. Dort lernte er die für die britische Insel typische Spielweise kennen: mit schnellen Bällen nach vorne, mit Kickern, die nicht schauspielern, selbst wenn sie gerade heftig attackiert worden sind: „Dort geht man viel härter zur Sache.“
Gymnasiallehrer ist der zweifache Familienvater geworden und fühlt sich „extremst“ wohl dabei, wie er versichert: „Mir macht das Riesenspaß, mit den Kindern zusammen zu arbeiten, mein absoluter Traumjob.“ Den er an einem Gymnasium in Ingolstadt ausübt. Die weiten Fahren nach Aindling nennt er nun als Grund für den Abschied. Künftig wird er in Manching („Gleich um die Ecke“) im Bezirksligator stehen.
Neun Jahre beim gleichen Verein – aus dieser langen Serie darf man durchaus schließen, dass beide Seiten gut miteinander auskamen. Von vielen tollen Stadien spricht Geisler im Rückblick, etwa in Schweinfurt, Bayreuth und Hof. Wenn was los war auf den Rängen, das hat ihm gefallen. Das gilt erst recht auch für die Leute in Aindling, mit denen sich der Stammkeeper stets gut verstand.
Wer so lange in der Bayernliga seinen Mann steht, schielt der nicht auch mal ein wenig höher? Geisler kann mit dem Verlauf seiner sportlichen Karriere gut leben: „Für mich war das perfekt, weil Beruf und Familie im Mittelpunkt standen. Noch höher wäre es Profifußball gewesen.“ Und den strebte der Pädagoge nicht an.
Kaum hatte Thomas Geisler das Trikot des TSV Aindling übergestreift, da wartete 2004 auch schon ein echtes Highlight auf ihn: das DFB-Pokalspiel gegen Hertha BSC Berlin, das nur mit 0:1 verloren ging. Besonders gerne erinnert sich Geisler auch an das Länderspiel gegen Togo („Einmal gegen den Adebayor zu spielen“) sowie an das Duell mit Fenerbahce Istanbul.
Der Ausstieg geht mit dem Abstieg einher. „Es ist schon ärgerlich, mit dem letzten Spiel beim Verein absteigen zu müssen. Ich bin mir sicher, dass sie für die Landesliga eine gute Mannschaft und einen guten Trainer haben.“ Wäre das auch mal ein Thema für ihn? „Ich möchte es nicht ausschließen. So lange ich mich gesund und fit fühle, möchte ich Fußball spielen.“
Eine Trainertätigkeit kommt erst später in Betracht. Und Spielertrainer? Bei dieser Frage muss Thomas Geisler, der mit seinen 1,89 Metern eine ordentliche Größe für einen Torsteher mitbringt, ein wenig nachdenken. Dann kommt seine (salomonische) Antwort: „Sag’ niemals nie.“
Aufrufe: 012.6.2013, 17:17 Uhr
Aichacher Nachrichten / Johann EiblAutor