2024-05-22T11:15:19.621Z

Interview
Blickrichtung Profigeschäft? Nach dem Abschluss des Fußballlehrer-Lehrgangs in Hennef dürfte Holger Bachthaler zumindest als Cheftrainer bei jedem Bundesligisten arbeiten. 	F.: Alexander Kaya
Blickrichtung Profigeschäft? Nach dem Abschluss des Fußballlehrer-Lehrgangs in Hennef dürfte Holger Bachthaler zumindest als Cheftrainer bei jedem Bundesligisten arbeiten. F.: Alexander Kaya

Neue Blickwinkel

Holger Bachthaler vom FV Illertissen wird derzeit zum Fußballlehrer ausgebildet und dann dürfte er jeden Bundesligisten trainieren

Noch bis März pendelt Holger Bachthaler zwischen Illertissen und Hennef. Denn der Trainer des Regionalligisten FV Illertissen absolviert zurzeit als einer von 25 Anwärtern den Lehrgang zum Fußball-Lehrer. Am Ende dürfte er damit sogar Profiklubs trainieren, doch das ist für Bachthaler nicht das primäre Ziel, wie er im Interview mit unserem Redakteur Pit Meier erklärt.

Mahlzeit, Herr Bachthaler. Wir erwischen Sie gerade in Ihrer Mittagspause. Was steht denn gleich anschließend auf dem Stundenplan?

Bachthaler: Jetzt haben wir gleich Fußballlehre. Es geht um Trainingsmethodik.

Wie lange dauert denn so ein Fußballlehrer-Lehrgang in der Sportschule Hennef und wie hat man sich den Ablauf vorzustellen?

Bachthaler: Der Lehrgang hat im Juni begonnen und er läuft bis zum März des kommenden Jahres. Wir sind von Montagmorgen bis Mittwochabend in Hennef und arbeiten in Hörsälen drei Schwerpunkte durch: Fußballlehre, Trainingsinhalte und Psychologie. An einer normalen Uni wird es vermutlich ähnlich ablaufen.

Normale Studenten reisen aber nicht zur U21-EM. Was genau haben Sie mit Ihren Lehrgangskollegen in Tschechien gemacht?

Bachthaler: Da ging es um Spielanalyse. Mal hatte man sich in die Rolle eines Scouts zu versetzen und mal in die eines Cheftrainers. Ich habe mir die ersten Spiele der italienischen Mannschaft angeschaut.

Wie groß ist die Gruppe im Lehrgang und sind unter Ihren Kollegen irgendwelche Promis?

Bachthaler: Wir sind 25 Mann. Die bekanntesten sind der frühere Gladbacher Profi Jeff Strasser und Patrick Weiser, der für Köln, Wolfsburg und Stade Rennes gespielt hat. Das Zimmer teile ich mir übrigens mit Alexander Blessin. Der war mal beim VfB Stuttgart und momentan ist er bei RB Leipzig Trainer im Nachwuchsbereich.

Wie ist das Verhältnis zwischen den ehemaligen Profis und den Lehrgangs-Teilnehmern, die auf gehobenem Amateurniveau gespielt haben?

Bachthaler: Absolut freundlich und kollegial. Es wird ja schon bei der Zusammenstellung der Gruppe darauf geachtet, dass die Teilnehmer zueinanderpassen. Wir wollen alle etwas lernen, jeder ist dankbar für jede Idee eines Kollegen und oft wird noch am Abend auf dem Zimmer weiter diskutiert.

Nach Abschluss dieses Lehrgangs sind Sie Fußballlehrer und dürften jeden Bundesligisten trainieren. Wollen Sie tatsächlich in den Profibereich?

Bachthaler: Darauf werde ich oft angesprochen, aber das ist eigentlich nicht so sehr mein Ansatz. Mir geht es eher darum: Ich arbeite jetzt seit fünf Jahren im aktiven Bereich, drei davon in der Regionalliga. Ich bin selber mit 40 Jahren für einen Trainer noch relativ jung und ich denke mir, dass es das noch nicht gewesen sein kann. Ich will noch mehr wissen über die Strukturen im Fußball und neue Blickwinkel kennenlernen.

Aber ein bisschen lockt das Profigeschäft doch sicher?

Bachthaler: Natürlich träumt jeder Trainer davon, aber es gibt viele Fußballlehrer und relativ wenige Stellen. Es wäre deswegen sehr vermessen, das als Ziel zu nennen. Ich bin ja als Angestellter der Stadt Senden für die Zeit des Lehrgangs freigestellt worden und deswegen wirtschaftlich auch nicht abhängig von meiner Arbeit als Trainer. Momentan freue ich mich einfach auch darüber, dass ich auf Anhieb einen Platz in diesem Lehrgang bekommen habe. Es gibt andere Bewerber, die wurden mehrmals abgewiesen.

In einer Woche beginnt für den FV Illertissen die neue Saison in der Regionalliga. Wie funktioniert das mit der Vorbereitung, wenn der Chef gar nicht im Lande ist?

Bachthaler: Von Montag bis Mittwoch übernehmen das meine Assistenten Herbert Sailer und Thomas Hamm. Wir haben absolut identische Vorstellungen vom Fußball. Und ab Donnerstag bin ich ja normalerweise da.

Was nimmt sich der FVI für die neue Saison vor?

Bachthaler: Ich mache das wie immer nicht an einem Tabellenplatz fest. Wir wollen uns fußballerisch weiterentwickeln und die Zielstrebigkeit zeigen, die in der vergangenen Saison manchmal gefehlt hat.

Wie soll es mit dem Ex-Profi Andreas Spann in der Landesliga funktionieren?

Bachthaler: Es hat mit ihm nicht so geklappt, wie wir uns das erhofft hatten. Das ist bedauerlich, aber so etwas kommt im Fußball vor. Aber wir waren immer ehrlich mit ihm. Ich habe ihm schon drei bis vier Spieltage vor dem Ende der vergangenen Saison gesagt, dass ich nicht mehr mit ihm plane. Das kann für ihn also nicht überraschend gekommen sein.

Aufrufe: 015.7.2015, 07:58 Uhr
Illertisser Zeitung / Pit MeierAutor