Marco Marciano hätte sich nach dem Abpfiff wohl am liebsten in den Allerwertesten gebissen: Zwar hatte er zweimal getroffen, doch beim Stand von 3:1 hatte er den möglichen Sieg aus der Hand gegeben: Völlig frei stand er vor SV-Keeper Maximilian Glass, lupfte den Ball elegant über diesen hinweg – doch dies tat er allzu lässig, so dass das Spielgerät neben statt im Tor landete. Wodurch wiederum die Gäste im Spiel blieben und in den letzten fünf Minuten noch den Ausgleich schafften.
Heftig bis ruppig war es im Hinspiel noch zur Sache gegangen, das die „Süder“, die damals auf einer Erfolgswelle unterwegs waren, mit 2:1 gewonnen hatten. Engagiert waren die Akteure auch diesmal zu erleben, auch sehr diskutierfreudig in Richtung Unparteiische, aber Gift steckte keines in der Partie. Schließlich saßen beide Teams anschließend mit der Abteilungsleitung des neuen ATV 1873 Frankonia zusammen, um die Zukunftsplanung für den Fusionsverein voranzutreiben.
Aufregung kam auf, als Schiedsrichter Heiko Trost nach elf Minuten auf Strafstoß entschied: Ralf Tobor hatte den Ball an Keeper Patrick Gutierrez vorbeigelegt, hätte ihn aber kaum mehr erreicht, auch wenn ihn der ATV-Torhüter nicht „abgeräumt“ hätte. Ein typischer Strafstoß der Marke „Kann man, muss man nicht pfeifen“ – was Can Demir nicht davon abhielt, eiskalt zu vollstrecken. In der Folge bemühten sich beide Teams mit Erfolg und auf Augenhöhe um gepflegten Spielaufbau, wobei die Gäste einen Tick sicherer wirkten. Beide hatten durchaus Möglichkeiten, ließen die aber ungenutzt. Dann passierte das, wovor Trainer Michael Green und auch die „73er“ sich selbst gegenseitig und lautstark gewarnt hatten: Unmittelbar vor der Pause war ihre Abwehr bei einem weiten Freistoß aus dem Halbfeld unaufmerksam. Marciano verlängerte per Kopf und Cristiano Palma Do Carmo vollstreckte zum 1:1 – und danach begannen die Gäste, sich gegenseitig Vorwürfe zu machen, statt sich auf ihr Spiel zu konzentrieren.
Was sich nach dem Seitenwechsel fortsetzte. So, als Markus Schneiders Schuss vom Innenpfosten aus dem Tor prallte (51.), die Gastgeber einen Freistoß schnell ausführten und Marciano im Nachschuss das 2:1 markierte (54.). Seinem 3:1 per Foulelfmeter ging eine ähnliche Situation voraus wie der Gästeführung zuvor. Doch dann wurden die ATV-ler von der Angst des Kaninchens vor der Schlange gepackt, die „Süder“ gaben nicht auf und kamen in den Schlussminuten zum Ausgleich – auch weil die Gastgeber einige Konterchancen durch Eigensinn und mangelnde Konzentration liegen ließen.
„Wenn es gut läuft, können wir höherklassige Teams schlagen. Läuft es schlecht wie nach dem 1:1, zerfallen wir wie ein Kartenhaus“, attestierte SV-Coach Green seinem Team Mentalitätsschwächen. Zugleich bestätigte er der NZ die Mitteilung von Abteilungsleiter Antonio Giangrasso, er werde seine Tätigkeit zum Saisonende beenden. Sein ATV-Gegenüber Yilmaz Iriz hingegen wird weitermachen, wie er nach Schlusspfiff sagte.
Rund 800 Fußballer werden künftig in 40 Mannschaften, darunter vier Männerteams, für den neuen ATV 73 auflaufen. Dabei soll der Leistungsfußball, vor allem auch im höchst erfolgreichen Jugendbereich, an der Maiacher Straße, der Heimat der „Süder“, bis mindestens 2020 konzentriert werden; der Freizeitfußball auf dem ATV-Gelände, so Dirk Sammiller, Vize-Abteilungsleiter des neuen Klubs neben Giangrasso. „Im Moment jagen sich die Sitzungen, aber alles läuft. Und wir haben ein tolles Team, das uns hervorragend unterstützt“, zeigten sich beide „Chefs“ unisono zufrieden mit der Entwicklung.