„So was“, sagt Daniele Ballatore am nächsten Nachmittag, „habe ich noch nie erlebt.“ Die Feier in der Vereinsgaststätte dauerte bis tief in die Nacht, „immer wieder haben sie meinen Namen gesungen“, sagt Daniele Ballatore. Ballatore. Welcher Stürmer würde nicht gerne so heißen. 2013/2014, damals noch in der Kreisklasse, hat er 47 Tore geschossen, in 26 Spielen, in der vergangen Kreisliga-Saison schaffte er 43 – und hätte seine Bilanz am letzten Spieltag gegen Oberasbach gerne noch verbessert. Endstand 0:5. „Für uns“, sagt Daniele Ballatore, „ging es um nichts mehr.“ Für ihn ging es darum, fit zu bleiben. Schon am Montagabend startete die Vorbereitung beim FSV Erlangen-Bruck, seinem neuen Club. „Ich hatte nur 24 Stunden Pause“, sagt Daniele Ballatore, er lacht. Man hört ihm an, dass er Spaß hat am Fußball. Selbst wenn er nur darüber spricht.
Mit 31 wagt er nun den Sprung in die Landesliga, nachdem er sich zehn Jahre in unteren Klassen herumgetrieben hat. Zwischen 20 und 30 konnte er praktisch nicht trainieren, weil er sich eine berufliche Existenz aufbaute. Gebäudereinigungsmeister ist er, hat eine eigene Firma und nebenbei noch Betriebswirtschaftslehre studiert. „Ich habe mir nur Vereine ausgesucht, die damit einverstanden waren, dass ich nur sonntags da sein konnte“, sagt Daniele Ballatore, der als Jugendlicher mit Catania Calcio in der höchsten Liga Italiens antrat.
1998 kam er nach Nürnberg, sein Vater ist Deutscher, seine Mutter Italienerin. In der B- und A-Jugend versuchte er sein Glück bei der Spielvereinigung, danach stürmte er für Bayern Kickers II, KSD Croatia und den 1. FC Trafowerk, ehe ihn sein deutscher Stammverein vor zwei Jahren zurückholte. „Ich habe überall meine Tore gemacht“, sagt Daniele Ballatore, selbstbewusst ist er, das muss man ihm lassen, auch die Landesliga möchte er im Sturm erobern. „Wenn ich fit bin, kann man mit 25 Toren rechnen.“ Und fit müsste er eigentlich schon bald sein; viermal pro Woche kann er jetzt trainieren, sein Betrieb läuft auch ohne ihn. Also schaut er, was noch möglich ist. Und was möglich gewesen wäre.
Sein ehemaliger Trainer traut ihm die Landesliga ebenfalls zu. Aufgefallen ist ihm Daniele Ballatore einst beim 1. FC Trafowerk. „Wir haben ihn beobachtet, und dann ging er voll ab“, erinnert sich Wolfgang Diehm, der ihn gerne behalten hätte. Einen „Top-Stürmer“ würden sie verlieren, ihren Besten, den sogenannten Zielspieler. Im Strafraumnähe suchten sie mit ihren Pässen vor allem Daniele Ballatore, in der Gewissheit, dass er nicht viele Chancen braucht. Der Gerd Müller der Kreisliga, wie Wolfgang Diehm scherzt, „nur ist Daniele schneller“, allerdings von ähnlicher Statur. Der Trainer beschreibt ihn als ehrgeizig und pflegeleicht, als idealen Teamplayer. Der mit Toren zurückzahlt, was ihm die Mannschaft gibt. „Unser Spiel“, sagt Wolfgang Diehm, „war auf ihn ausgerichtet.“ Ob das beim FSV Bruck ebenfalls so sein wird, dürften die nächsten Wochen und Monate zeigen. Daniele Ballatore freut sich auf die neue, auf die späte Herausforderung; sieben Tore in 70 Minuten wie neulich gegen den TSV Ammerndorf werden ihm in der sechsthöchsten Klasse wahrscheinlich nicht gelingen, aber darum geht es ihm auch gar nicht. Daniele Ballatore möchte einfach nur wissen, was er wirklich drauf hat. Sollte er sich nicht durchsetzen in Bruck, könnte er ja immer zurück. Bei der Spielvereinigung würden sie ihn bestimmt mit bengalischem Feuer empfangen.