2024-04-30T13:48:59.170Z

Allgemeines
"Per sempre uno di noi": Die Fußballer der Spielvereinigung Nürnberg bei der offiziellen Verabschiedung ihres Torjägers Daniele Ballatore. F: Eduard Weigert
"Per sempre uno di noi": Die Fußballer der Spielvereinigung Nürnberg bei der offiziellen Verabschiedung ihres Torjägers Daniele Ballatore. F: Eduard Weigert

Feuer und Flamme für Gerd Müller der Kreisliga

Daniele Ballatore hatte früher nur sonntags Zeit, mit 31 wechselt der Torschützenkönig jetzt von der SpVgg Nürnberg zum FSV Bruck

Für Daniele Ballatore ist die Zeit reif – mit 31. Der Kreisliga-Torschützenkö­nig wechselt von der SpVgg Nürnberg zum Bayernliga-Absteiger FSV Erlangen-Bruck. Ein großer, ein zu großer Sprung? Nicht für Daniele Ballatore. Die Geschichte eines Torjä­gers, der zehn Jahre lang oft nur am Sonntag Zeit hatte für Fußball.
Mit der Pyro-Show seiner Kollegen hatte Daniele Ballatore natürlich nicht gerechnet. Grüner, weißer und roter Rauch stieg auf, auf einem Pla­kat stand: „Per sempre uno di noi“. Für immer einer von uns. Emotionaler hätten sie ihren Torjäger am Sonntag kaum verabschieden können bei der Spielvereinigung Nürnberg.

„So was“, sagt Daniele Ballatore am nächsten Nachmittag, „habe ich noch nie erlebt.“ Die Feier in der Ver­einsgaststätte dauerte bis tief in die Nacht, „immer wieder haben sie mei­nen Namen gesungen“, sagt Daniele Ballatore. Ballatore. Welcher Stürmer würde nicht gerne so heißen. 2013/2014, damals noch in der Kreis­klasse, hat er 47 Tore geschossen, in 26 Spielen, in der vergangen Kreisliga-Saison schaffte er 43 – und hätte seine Bilanz am letzten Spieltag gegen Oberasbach gerne noch verbessert. Endstand 0:5. „Für uns“, sagt Daniele Ballatore, „ging es um nichts mehr.“ Für ihn ging es darum, fit zu blei­ben. Schon am Montagabend startete die Vorbereitung beim FSV Erlangen-Bruck, seinem neuen Club. „Ich hatte nur 24 Stunden Pause“, sagt Daniele Ballatore, er lacht. Man hört ihm an, dass er Spaß hat am Fußball. Selbst wenn er nur darüber spricht.

Mit 31 wagt er nun den Sprung in die Landesliga, nachdem er sich zehn Jahre in unteren Klassen herumgetrie­ben hat. Zwischen 20 und 30 konnte er praktisch nicht trainieren, weil er sich eine berufliche Existenz aufbaute. Gebäudereinigungsmeister ist er, hat eine eigene Firma und nebenbei noch Betriebswirtschaftslehre studiert. „Ich habe mir nur Vereine ausgesucht, die damit einverstanden waren, dass ich nur sonntags da sein konnte“, sagt Daniele Ballatore, der als Jugendli­cher mit Catania Calcio in der höchs­ten Liga Italiens antrat.

Kickers II, Croatia, Trafowerk

1998 kam er nach Nürnberg, sein Vater ist Deutscher, seine Mutter Itali­enerin. In der B- und A-Jugend ver­suchte er sein Glück bei der Spielverei­nigung, danach stürmte er für Bayern Kickers II, KSD Croatia und den 1. FC Trafowerk, ehe ihn sein deutscher Stammverein vor zwei Jahren zurück­holte. „Ich habe überall meine Tore gemacht“, sagt Daniele Ballatore, selbstbewusst ist er, das muss man ihm lassen, auch die Landesliga möch­te er im Sturm erobern. „Wenn ich fit bin, kann man mit 25 Toren rechnen.“ Und fit müsste er eigentlich schon bald sein; viermal pro Woche kann er jetzt trainieren, sein Betrieb läuft auch ohne ihn. Also schaut er, was noch möglich ist. Und was möglich gewesen wäre.

Sein ehemaliger Trainer traut ihm die Landesliga ebenfalls zu. Aufgefal­len ist ihm Daniele Ballatore einst beim 1. FC Trafowerk. „Wir haben ihn beobachtet, und dann ging er voll ab“, erinnert sich Wolfgang Diehm, der ihn gerne behalten hätte. Einen „Top-Stürmer“ würden sie verlieren, ihren Besten, den sogenannten Zielspieler. Im Strafraumnähe suchten sie mit ihren Pässen vor allem Daniele Ballatore, in der Gewissheit, dass er nicht viele Chancen braucht. Der Gerd Mül­ler der Kreisliga, wie Wolfgang Diehm scherzt, „nur ist Daniele schneller“, allerdings von ähnlicher Statur. Der Trainer beschreibt ihn als ehrgeizig und pflegeleicht, als idealen Teamplayer. Der mit Toren zurück­zahlt, was ihm die Mannschaft gibt. „Unser Spiel“, sagt Wolfgang Diehm, „war auf ihn ausgerichtet.“ Ob das beim FSV Bruck ebenfalls so sein wird, dürften die nächsten Wochen und Monate zeigen. Daniele Ballatore freut sich auf die neue, auf die späte Herausforderung; sieben Tore in 70 Minuten wie neulich gegen den TSV Ammerndorf werden ihm in der sechsthöchsten Klasse wahrschein­lich nicht gelingen, aber darum geht es ihm auch gar nicht. Daniele Ballato­re möchte einfach nur wissen, was er wirklich drauf hat. Sollte er sich nicht durchsetzen in Bruck, könnte er ja immer zurück. Bei der Spielvereini­gung würden sie ihn bestimmt mit ben­galischem Feuer empfangen.

Aufrufe: 016.6.2015, 09:48 Uhr
Wolfgang LaaßAutor