2024-04-30T13:48:59.170Z

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Spontan und etwas asynchron: Die Meistertruppe des TSV Burgfarrnbach. F: Zink
Spontan und etwas asynchron: Die Meistertruppe des TSV Burgfarrnbach. F: Zink

Der unverhoffte Meister von der Tulpe

Die Meister 2014/15: Nach dem letzten Spieltag stand der TSV Burgfarrnbach erst zum zweiten Mal in der Saison auf Rang eins

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In einem Herzschlagfinale zog der TSV Burgfarrnbach am letzten Spieltag noch an Spitzenreiter Post SV vorbei und setzte sich die Kreisliga-Krone auf. Nicht gekannte Jubelszenarien auf und um die Tulpe waren die Folge, wo in der kommenden Saison wieder Bezirksliga-Fußball zu sehen sein wird. Grund genug, um zusammen mit dem scheidenden Coach, Meistermacher Holger Schraml, einen Blick auf eine nervenaufreibende Saison mit Höhen und Tiefen sowie einem nicht mehr für möglich gehaltenen Happy End zu werfen.

Zunächst einmal galt es für den TSV Burgfarrnbach, das unglücklich verlorene Relegationsspiel gegen den FC/DJK Weißenburg, der inzwischen nach nur einer Saison wieder aus der Bezirksliga abgestiegen ist, zu verdauen. Aber nicht nur die Relegationsteilnahme veranlasste viele Kreisligateams dazu, die Schraml-Elf als Meisterschaftsfavoriten Nummer eins auszurufen, auch die stetig besser werdenden Platzierungen im Endklassement (6, 3, 2) taten ihr Übriges. Aber auch die Mannschaft und das Trainerteam Holger Schraml/Jörg Schuh steckten sich dieses Ziel. Optimistisch startete man, da der Kader im Großen und Ganzen zusammenblieb und in der Breite mit weiterer Qualität bestückt wurde.

Neuzugänge schlagen ein

Yannick Loos und Fabian Schubert, mit 22 Saisontreffern bester Torschütze des Meisters, kamen an ihre alte Wirkungsstätte zurück, Alexander Hebele wechselte vom ATV Frankonia auf die Tulpe, und Hannes Huber, Daniel Hofmann sowie Stefano Deviggiano rückten aus der eigenen Jugend in die Vollmannschaft. Auf der anderen Seite standen Damian Gliscinski (als spielender Co-Trainer zum SV 73 Süd) und Michael Körber, der seine Karriere aufgrund einer Verletzung beenden musste, nicht mehr zur Verfügung. Doch bald galt es die ersten personellen Rückschläge zu verkraften. Der Torjäger der vergangenen Saison, Yasin Akin, und Daniel Hofmann orientierten sich beruflich um und waren nur sehr bedingt einsatzfähig. Die langwierig verletzten Stammspieler Sebastian Steinbacher und Holger Heidingsfelder fielen bis zum März 2015 aus, und Ergin Üstünay beendete seine Karriere aufgrund familiärer und persönlicher Gründe.

Fehlstart Deluxe

Gleich zum Start der Saison wurde schnell klar, dass der Status des Gejagten zum Problem werden würde. Niederlagen zu Beginn gegen DJK Eibach und beim VfL Nürnberg machten den Fehlstart perfekt. Die Mannschaft konnte sich zwar stabilisieren, aber es war schnell klar, dass der TSV der Musik wohl nur hinterherlaufen würde. Es fehlte einfach an Konstanz. Das bestätigte sich spätestens am 11. Spieltag, als der Post SV auf der Tulpe 1:0 gewann. Somit fanden sich die Schraml-Schützlinge im Niemandsland der Tabelle wieder. Zehn bzw. zwölf Punkte betrug der Rückstand auf den Post SV und den SV 73 Süd. Das Thema Aufstieg war damit eigentlich beendet. Allerdings begriff die Schraml-Elf den Negativtrend als Chance. Sie konnten befreit und ohne Druck bis Weihnachten aufspielen. Zu verlieren gab es ja nichts mehr. Dazu wurden personelle Änderungen vollzogen zwischen erster und zweiter Mannschaft. Vielleicht war es genau das Spiel zu Hause gegen Post, das den Bock heimlich zum Umstoßen brachte.

Rückschläge als Chance begriffen

Bis zur Winterpause holte der Bärenexpress sieben Siege am Stück und am letzten Spieltag vor der Chance zum Durchatmen ein Unentschieden gegen die SpVgg Nürnberg. Unter den sieben Siegen sind sicherlich die Begegnungen beim ASV Fürth (Siegtor in letzter Minute) und in Eibach (hart erkämpftes 1:0) als Schlüsselspiele im Nachhinein zu bezeichnen. Dabei hatte der TSV bei einigen Spielen teilweise nur einen Ersatzspieler auf der Bank und auch dadurch entwickelte sich ein großer Zusammenhalt und Siegeswille innerhalb der Mannschaft. Heimlich, still und leise war der Anschluss an die Tabellenspitze wiederhergestellt.

Das Feld von hinten aufgerollt

Als „phänomenal“ bezeichnet Holger Schraml dann das, was im Jahr 2015 dann passierte. Man holte sich noch die imaginäre Rückrunden-Meisterschaft und blieb die beste Auswärtsmannschaft. Die internen Themen zwischen Spielern und Trainern wurden abgehakt und die Mannschaft entwickelte eine „brutal mentale Stärke und Leidenschaft, Rückschläge wurden akzeptiert und es ging immer weiter, das ist dann zu unserem Leitsatz geworden!“ Der nächste Rückschlag folgte aber auf dem Fuße, als sich gleich zu Beginn der Vorbereitung mit Stammspieler Oliver Brauner erneut ein wichtiger Baustein schwer verletzte.

Allerdings sind auf der anderen Seite auch Steinbacher und Heidingsfelder wieder ins Training eingestiegen. „Um mit einem Gerücht auch mal aufzuräumen. Christian Krüger hat sich dem TSV angeschlossen um fit zu bleiben und parallel mit Stephan Meindl die Keeper zu trainieren. Das war nie ein Störfeuer in der Mannschaft, jeder wusste von Anfang an Bescheid“, kommentiert Schraml die Personalie des ehemaligen Quelle-Keepers.

Den Thron bestiegen und Nerven gezeigt

Nach einem glücklichen Dreier bei der SpVgg Nürnberg und dem Heimsieg gegen Ammerndorf waren die Schraml-Schützlinge auf einmal an der Tabellenspitze angelangt. Dies kam aber offensichtlich zu früh, denn man hielt dem Druck nicht stand und nach den Niederlagen in Hagenbüchach und Deutenbach fand man sich wieder in der Rolle des Jägers. „Aber das passte irgendwie, immer weiter eben.“ In der Folge schaffte es die Truppe die sogenannten Big-Point-Spiele gegen Raitersaich, Post und Kalchreuth nicht zu verlieren bzw. in Kalchreuth erstmals seit sieben (!) Jahren zu gewinnen. „Dazu waren wir einfach in der Lage, die sehr schweren Begegnungen gegen tabellarisch schlechter platzierte Mannschaften erfolgreich zu gestalten. Nichtsdestotrotz hatten wir den direkten Aufstieg nicht selbst in der Hand.“

Startklar fürs Finale

So kam eben der 14.06.2015. Die Konstellation war klar, Freitag und Samstag wurde 120-jähriges Vereinsjubiläum gefeiert, das Wetter war hervorragend und mit dem SC Germania gab eine harte Nuss ihre Visitenkarte auf der Tulpe ab. „An diesem Tag hatte meine Mannschaft keinerlei Gedanken verschwendet über „was wäre wenn“, sondern ging auf den Platz und dominierte die 90 Minuten. Die letzten zehn Minuten am Spielfeld waren eine gefühlte Ewigkeit, man wusste ja, wie es zwischen Post und Süd steht. Die Gedanken beschäftigten sich eigentlich nur damit, was machst du jetzt wenn Post 3:2 in Führung geht … wie gehst du damit um?“, gibt Schraml einen Einblick über die wohl nervenaufreibendsten Minuten seines Lebens.

„Das Ergebnis ist ja mittlerweile bekannt, und mein Trainerkollege Michael Green hatte nicht ganz recht mit seiner Prognose, dass man 70 Punkte für den Aufstieg benötigt, es braucht 71“, stellt Schraml mit einem verschmitzten Grinsen fest. „Sicherlich in dieser Konstellation glücklich, aber wir haben immer daran und an uns geglaubt und somit auch verdient.“

Dank und Anerkennung

Ein Plädoyer für seine Truppe hält Schraml zum Abschluss: „Ich bin richtig stolz auf meine geile Truppe, lauter feine Jungs. Wie sie sich immer wieder und weiter reingeschmissen und entwickelt hat, war letztlich der Schlüssel. Sie hat sich das redlich verdient und jeder einzelne Spieler hat sich dem Teamgedanken für den Erfolg unterworfen. Ich habe über die fast fünf Jahre als Trainer sehr viel von meinen Jungs gelernt und mitgenommen. Herausheben will ich dabei bewusst keinen. Das ist nicht nötig, weil jeder von mir weiß, warum er wichtig ist - und dass er es ist.“

Aber nicht nur die Mannschaft bekommt ihr Lob, auch die Mitstreiter neben dem Platz gehen nicht leer aus: „Ein Riesen-Dankeschön an meinen Co-Trainer und Freund Jörg Schuh für die überragende Zusammenarbeit und das Aushalten meiner Launen. Ebenso möchte ich mich bei den beiden Trainern der zweiten Mannschaft, Markus Jakubetz und Stephan Meindl, herzlichst bedanken. Nicht zu vergessen Rudi Fischer und Rainer Leis. Wir waren/sind einfach ein großartiges Team. DANKE!“ Dem gibt es wohl nichts hinzuzufügen.

Aufrufe: 022.6.2015, 16:23 Uhr
Matthias JanouschAutor