2024-05-10T08:19:16.237Z

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Szene aus dem Training der C-Juniorinnen, wo Mädchen unterschiedlicher Herkunft und Religion gemeinsam Fußball spielen. Foto: hbz / Judith Wallerius
Szene aus dem Training der C-Juniorinnen, wo Mädchen unterschiedlicher Herkunft und Religion gemeinsam Fußball spielen. Foto: hbz / Judith Wallerius

Muslimische Mädchen am Ball

Beim VfL Fontana Finthen funktioniert die Integration auf dem Sportplatz

MAINZ. Trotz Temperaturen von knapp zehn Grad bleibt zum Frieren keine Gelegenheit. Ein Märzabend auf der Finther Bezirkssportanlage. 16 Mädchen üben eifrig – teils in kurzen Hosen – das Passspiel mit Torabschluss. „Sehr gut“, lobt Trainer Eric Deimling Nelis Schuss. „Beim ersten hast du den Schwung rausgenommen, dafür war der zweite umso besser“, kommentiert er Leonas Einsatz.

Seit zwei Jahren trainiert Eric Deimling die C-Juniorinnen des VfL Fontana Finthen. Jugendtrainer ist der 30-Jährige aber bereits seit 15 Jahren. Anfangs war er skeptisch, eine Mädels-Truppe anzuleiten. Doch die mittlerweile 13- bis 15-Jährigen belehrten ihn schnell eines Besseren und zeigten, dass sie nicht nur engagiert sind, sondern tatsächlich was drauf haben. „Wenn du den Mädels etwas erklärst, setzen sie das oft schneller um als die Jungs“, hat er beobachtet.

Bei der Fontana gut aufgehoben

Die Lernfähigkeit der Mädels ist aber nicht die einzige Besonderheit der Mannschaft. Denn gut die Hälfte haben familiäre Wurzeln in Ländern wie Albanien, Kosovo, Irak, Kurdistan oder Marokko. So auch Co-Trainer Bexet Mehmeti, der vor vielen Jahren seine Heimat im Kosovo wegen des Bürgerkrieges verlassen musste und sich in Finthen prächtig eingelebt hat. Ganz entscheidend dafür sei auch die Integrationsarbeit bei der Fontana gewesen. „Tagsüber steuere ich Linienbusse durch Mainz, abends und am Wochenende stehe ich mit meinen beiden Kindern Leon und Leona auf dem Platz“, erzählt er.

Als Co-Trainer legt Mehmeti großen Wert darauf, dass er Muslim ist. Denn dadurch könne er den muslimischen Eltern der Mädchen die Sicherheit geben, dass sie bei der Fontana gut aufgehoben sind und etwa die religiösen Speisevorschriften bei Mannschaftsfeiern eingehalten werden.

Nationalität und Religion spielen für die C-Juniorinnen aber eigentlich gar keine Rolle. Der Team-Geist sei es, der die Mannschaft ausmache, sind sich Trainer und Spielerinnen einig. Das ist beim Training auch spürbar, denn nicht nur die Deimling und Mehmeti sprechen Lob und Verbesserungsvorschläge aus – die Spielerinnen motivieren sich gegenseitig. „Wir haben auch sonst in der Freizeit viel Kontakt miteinander“, sagt Leona, stellvertretende Jungendsprecherin des Vereins. Denn die meisten Mädchen wohnen an der Römerquelle, genauso wie Trainer Eric Deimling, der viele seiner Spielerinnen schon von Geburt an kennt.

„Der Spaß steht im Vordergrund“

Angefangen hat alles aber gar nicht in Finthen, sondern in der Oberstadt mit einer Schulsport-AG an der Martinusschule. Im Jahr der Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft 2011 richtete die Grundschule mit der VfL Fontana eine Mini-WM für Mädchen aus, erzählt Winfried Schmitt, Integrationsbeauftragter des Vereins: „Das hatte einen solchen Erfolg, dass wir im Anschluss gefragt wurde, ob wir das fortsetzen möchten.“

Nach einem Jahr Training wurden die Fontana-Mädchen dann in der Bezirksliga Rheinhessen angemeldet. In diesem Jahr will das Team „mindestens in der Bezirksliga bleiben“ und peilt den den fünften Tabellenplatz an. Doch verbissen sind die Mädchen bei ihren Zielen nicht. „Wir sind nicht so leistungsorientiert“, sagt die 14-jährige Petronella. „Der Spaß steht im Vordergrund.“

Dass die Integrationsarbeit bei der Fontana großgeschrieben wird, dafür wurde der Verein sogar schon mehrfach von der Sportjugend Rheinland-Pfalz durch das Programm „Integration durch Sport – Sport mit muslimischen Mädchen“ finanziell gefördert. „Im vergangenen Jahr konnten wir von dem Geld etwa Trainingsanzüge kaufen“, berichtet Schmitt.


Aufrufe: 02.4.2015, 14:33 Uhr
Carina SchmidtAutor