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WM 2014

Mit Freude, Protest und Geschäftssinn

In Rio gibt es viele Sichtweisen auf die Fußball-WM / Serie: Zwei Wiesbadenerinnen berichten

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Rio De Janeiro. Rio begrüßt uns mit 27 Grad im brasilianischen Winter. Perfekte Temperaturen, um sich vom WM-Fieber anstecken zu lassen, das hier an allen Ecken zu spüren ist. Journalisten und Fernsehteams sind bereits Tage vor dem Anpfiff angereist. Und die unzähligen Fußballfans aus aller Welt lassen keinen Zweifel daran, dass ihnen und ihrer Liebe zum runden Leder in den nächsten Wochen die Stadt gehören wird. Die erhöhte Polizei- und Militärpräsenz an Copacabana und Ipanema Beach geben uns das Gefühl, dass diese beiden Strände bis zum Finale am 14. Juli die sichersten der Welt sein werden.

Auch wenn wir in Rio seit unserer Ankunft kaum etwas von den Ausschreitungen und Demonstrationen der vergangenen Monate mitbekommen haben, fallen uns abseits der ausgelassenen Stimmung auch Schriftzüge „Fifa Go Home“ auf manchen Straßen und Häuserfassaden auf, und es wird deutlich, dass es bei diesem Event um weitaus mehr geht als nur um Fußball und Fiesta.

Lourenço, 29, unser Vermieter, ist zwar ein fanatischer Fußballfan, aber auch ein Protestler der ersten Stunde. Sein Wunsch für den Titel des Weltmeisters geht ihm nicht leicht über die Lippen: „Deutschland würde ich es wünschen, aber auf gar keinen Fall darf Brasilien Weltmeister werden. Dadurch würde der Revolutionsgedanke der vergangenen Monate im Freudentaumel untergehen.“

Als Media-Volontär der Fifa unterstützt und betreut Katrin im Maracanã Stadion vor und während der WM die Journalisten bei ihrer täglichen Redaktionsarbeit. Sie freut sich natürlich, bei diesem aufregenden Event hautnah dabei zu sein. So geht es auch unseren neun Mitbewohnern in unserer kleinen Wohnung direkt an der Copacabana und den meisten unserer Freunde, die ebenfalls Fifa-Volunteers sind. Vinicius, 26, aus Sao Paulo, ebenfalls Media-Volontär, teilt jedoch die Meinung vieler Kollegen: „Ich will mein Volunteer-Outfit lieber nicht außerhalb des Stadions tragen – aus Angst, damit negativ aufzufallen.“

Beim Besuch in einer Favela lernen wir Joao, 39, kennen. Er freut sich mit seinem Fanartikel-Stand direkt vor dem Maracanã-Stadion über die WM in Brasilien: „Wie könnte ich mich nicht darüber freuen? Das wird mein Geschäft des Jahres“, sagt er mit einem breiten Lächeln. Die Jungs, die um uns herumtoben, teilen diese Freude. Auf unsere Frage, ob sie sich über die WM im eigenen Land freuen, schreien sie uns freudestrahlend „Brasilien wird Weltmeister!“ entgegen.

Aufrufe: 017.6.2014, 22:00 Uhr
Katrin Aumannund Linda RauAutor