2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligavorschau
Erstes Spiel und gleich die Zehn: Maximilian Wagener bei seinem Debüt für die U-19-Nationalmannschaft., Foto: Bongarts/Getty Images
Erstes Spiel und gleich die Zehn: Maximilian Wagener bei seinem Debüt für die U-19-Nationalmannschaft., Foto: Bongarts/Getty Images

Maximilian Wagener, der Unverzichtbare

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Mittelfeldspieler Maximilian Wagener ist der Kopf der A-Jugend von Bayer 04 Leverkusen, nun hat er auch den Sprung ins U-19-Nationalteam geschafft. Wo er im nächsten Jahr spielt, ist noch ungewiss. Er hofft auf ein Leihgeschäft.

Leverkusen. Lucas Moura wird sich an ihn erinnern. Der 21-jährige brasilianische Fußballer in Diensten von Paris St. Germain, Marktwert geschätzte 33 Millionen Euro, fiel mit dem Hosenboden zuerst auf den Rasen des Prinzenparkstadions und blickte sich verwundert um, wer ihn denn da so ungestüm, ohne jegliche Aussicht auf einen Ballgewinn, in die Achillesferse gegrätscht war: Maximilian Wagener, 19 Jahre alter Mittelfeldspieler von Bayer 04 Leverkusen, geschätzter Marktwert: ein paar Tausend Euro.

Für Wagener, Kapitän der U 19 von Bayer 04 Leverkusen, war es am 12. März 2013 der erste Auftritt im Profifußball. In der 78. Minute wechselte ihn Leverkusens damaliger Trainer Sami Hyypiä für Stefan Reinartz ein und von da an lief der junge Mann mit weit aufgerissenen Augen erst einmal Ball und Gegner hinterher. Den Ball berührte er ein paar Mal. Und dann, in der Nachspielzeit, den Gegner Moura besonders eindrucksvoll. Der Schiedsrichter zeigte ihm die Gelbe Karte. „Toll!”, würden die Fußball-Granden aus vergangenen Tagen beeindruckt jubeln: „Da hat er ein Zeichen gesetzt.” Doch Wagener selbst beurteilt das anders: „Ich bin einfach zu spät gekommen. Dann passiert so was.”

Der gebürtige Wülfrather, der als Achtjähriger zu Bayer Leverkusen wechselte, ist das hoffnungsvollste Mitglied der diesjährigen, nur sechs Spieler starken Absolventengeneration des Leverkusener Nachwuchsleistungszentrums. Er ist ein talentierter Mittelfeldspieler, am wertvollsten auf der Sechserposition. An guten Tagen wirkt er abgeklärt wie ein Mittzwanziger, sein Passspiel ist sauber, seine Laufwege überlegt. Vor allem aber scheint er charakterlich sehr weit: Wagener ist keiner, der große Reden schwingt, Ansprüche stellt — oder „Zeichen setzt”, indem er Gegenspieler umgrätscht. Seine Empfehlungen sind kontinuierlich zuverlässige Leistungen.

Großer Entwicklungssprung

Wagener hat im vergangenen Jahr noch einmal einen großen Sprung in seiner Entwicklung gemacht, er musste eine sehr junge Mannschaft durch drei Wettbewerbe führen. Aus Youth League und DFB-Pokal ist die Leverkusener U 19 mittlerweile ausgeschieden, in der Meisterschaft steht in den letzten Spielen der Saison ein Zweikampf mit dem FC Schalke 04 um den Titel an. „Wir haben noch fünf Endspiele, da ist noch viel drin”, betont Wagener. Dass er für den Leverkusener Nachwuchs unverzichtbar geworden ist, hat auch U-19-Nationaltrainer Marcus Sorg registriert. Am Mittwochabend spielte er beim Freundschaftsspiel in Wuppertal gegen Belgien erstmals für die deutsche U-19-Nationalmannschaft. Auf seine vergleichsweise späte erste Nominierung angesprochen, sagt er: „Ich denke, der DFB hat meine Entwicklung wahrgenommen. Aber die Konkurrenz auf der Position ist groß.”

Die Konkurrenz ist groß, auch in Leverkusen. Julian Brandt sorgt gerade für Furore, weil er mit 17 Jahren schon auf Bundesliga-Niveau spielen kann. In Levin Öztunali, wie Brandt Jahrgang 1996, wartet ein weiterer blutjunger Mittelfeldspieler auf seine Chance. Wagener ist ein Jahr älter, doch eine Brandtsche Leistungsexplosion trauen sie ihm erst einmal nicht zu im Werksklub. Er sagt: „Dauerhafte Spielpraxis ist das Wichtigste, aber das ist bei Bayer nicht das Einfachste. Deshalb wäre eine Ausleihe ideal.” So könnte er weiter an seinen Schwächen arbeiten. Im athletischen Bereich könne er sich noch verbessern und: „Mein schwacher Fuß ist so eine Sache.”

Der „Mirror” berichtete: Wenger scoutet Wagener

Wohin es im Sommer geht, das weiß Wagener noch nicht. Im vergangenen Jahr hyperventilierte kurz einmal das britische Boulevardblatt „Mirror”, dass Arsene Wegner vom FC Arsenal Wagener beobachten würde. Doch ein Wechsel ins Ausland ist sehr unwahrscheinlich für Wagener, der nur während der Abiturphase bei einer Leverkusener Gastfamilie wohnte, davor und auch nun wieder zuhause. „Bei Mutti”, sagt er, „ist es am schönsten.” Bald muss er dann aber doch ausziehen. Wagener ist zuversichtlich, dass er einen Verein in einer der drei Profiligen findet, auch wenn bei seiner Berateragentur noch kein Angebot für ihn eingegangen ist: „Das geht ja jetzt erst los.”

Es kann natürlich auch alles ganz schnell gehen. Eine Verletzung, eine Sperre im Profikader und Wagener könnte nochmals eingewechselt werden. Wenn jemand das ermöglichen könnte, dann Nachwuchsförderer Sascha Lewandowski. Aber von Zufällen — zur richtigen Zeit am richtigen Ort — hält Wagener nicht viel. „Wenn es drauf ankommt, dann hat es nichts mehr mit Glück zu tun”, sagt er. Wie bei seinem Nationalmannschaftsdebüt am Mittwochabend zum Beispiel: Wagener spielte von Anfang an, die Augenbrauen hochgezogen wie gegen Paris. Doch diesmal hatte der Leverkusener mehr vom Ball: Deutschland ging früh in Führung. Wagener lieferte die Vorarbeit.

A-Jugend startet bei der Champions Trophy

Die U 19 von Bayer Leverkusen nimmt am Osterwochenende an der renommierten „U 19 Champions Trophy” beim BV 04 Düsseldorf teil. Das internationale A-Jugend-Turnier gilt als Pflichttermin für die Talentspäher europäischer Top-Klubs. „Das ist natürlich eine super Bühne. Aber man darf nicht darüber nachdenken, wer auf der Tribüne sitzt”, sagt Maximilian Wagener. Die Leverkusener Mannschaft von Trainer Nils Drube bestreitet das Auftaktspiel am Donnerstagabend (18.15 Uhr) gegen Ausrichter BV 04 Düsseldorf und trifft in Gruppe zwei außerdem auf Dinamo Zagreb, Tottenham Hotspur und den VfL Wolfsburg. Das Endspiel findet am Montagnachmittag (16 Uhr) statt. (sef)

Aufrufe: 016.4.2014, 20:37 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Sebastian FischerAutor