2024-05-17T14:19:24.476Z

Transfers
Die ausgestreckte Zunge trifft den Sachverhalt nicht ganz. Mathias Fetsch hat gern für Dynamo gespielt, aus seiner Sicht aber viel zu selten. Foto: Robert Michael
Die ausgestreckte Zunge trifft den Sachverhalt nicht ganz. Mathias Fetsch hat gern für Dynamo gespielt, aus seiner Sicht aber viel zu selten. Foto: Robert Michael

Mathias Fetsch verlässt Dynamo Dresden

Von wegen keine Wechsel. Mit seinem überraschenden Abgang kurz vorm Trainingslager schiebt Mathias Fetsch bei Dynamo das Transferkarussell an.

Die Vorhut ist angekommen. Wenn die Dresdner Dynamos am Freitagmorgen um 6.30 Uhr in Berlin ins Flugzeug nach Malaga steigen, haben Teammanager Martin Börner und Chef-Physiotherapeut Tobias Lange das Quartier im andalusischen Benahavis längst schon erreicht. Hier, eine knappe Autostunde südlich von Malaga und 15 Kilometer von Marbella entfernt, wird der Drittliga-Spitzenreiter in den nächsten zehn Tagen trainieren.

Kurz ist die Vorbereitungszeit bis zum Restrückrundenstart am 23. Januar in Erfurt, voll der Trainingsplan und entsprechend gut gefüllt auch der Kleinbus, mit dem Börner und Lange diverse Materialien, Bälle und Trikotsätze für die drei Testspiele über 2 800 Kilometer bis in die Vier-Sterne-Anlage im Örtchen Benahavis transportiert haben. Das Dress mit der Nummer 19 haben sie natürlich auch im Gepäck – aber umsonst mitgenommen.

Mathias Fetsch jedenfalls, dessen Name unter der 19 steht, braucht sein schwarz-gelbes Trikot nicht mehr. Er hat überraschend die Farben gewechselt und bei Ligakonkurrent Holstein Kiel einen Vertrag bis Sommer 2017 unterschrieben. Der Mittelfeldspieler trägt also künftig Blau, Rot und Weiß. „Ich habe mich in Dresden von Anfang an sehr wohlgefühlt“, sagte Fetsch vor einem halben Jahr, ergänzt mit der Aussage, wie sehr er sich über die Bemühungen des Vereins und seinen Verbleib bei Dynamo freue. Im Juli 2015 hatte ihn Sportchef Ralf Minge nach zähem Ringen von Bundesligist Augsburg losgeeist und aus dem seit Sommer 2014 laufenden Leihgeschäft eine feste Verpflichtung gemacht – trotz Fetschs noch nicht ganz auskuriertem Kreuzbandriss. Jetzt erklärt er: „Ich hatte bei Dynamo eine sehr emotionale, prägende Zeit, die ich nicht vergessen werde.“

Sein Comeback gab der 27-Jährige im August im Benefizspiel gegen Bayern München, das Liga-Comeback einen Monat später. Sein Problem: Seitdem hat er nur sechs Spiele bestritten, davon lediglich eines von Anfang an. In den restlichen fünf hat ihn Cheftrainer Uwe Neuhaus spät eingewechselt. Nach der Weihnachtspause ist Fetsch deshalb mit dem Wechselwunsch an Minge herangetreten, der wiederum nach der Rücksprache mit Neuhaus die Freigabe erteilt hat. Schweren Herzens, wie Minge betont. Denn Fetsch sei ein Musterprofi, die Trennung perspektivisch für beide Seiten aber die beste Lösung.

Damit hat Fetsch zugleich bei Dynamo das Wechselkarussell angestoßen, das jetzt während des Trainingslagers ganz sicher noch an Fahrt aufnehmen wird.

Ein Grund dafür heißt Jakub Sylvestr. Der slowakische Stürmer, einst in Aue erfolgreich, ist beim Zweitligisten 1. FC Nürnberg seit Saisonbeginn weitgehend aussortiert und wird nun mit jedem ambitionierten Drittligisten in Verbindung gebracht. Gleiches gilt für den gebürtigen Dresdner Stefan Kutschke, wie Sylvestr ein Angreifer und in Nürnberg nicht mehr gewollt. Das Fachblatt Kicker meldet bereits eine grundsätzliche Einigung mit Kutschke, und auch Nürnberg bestätigt Dynamos großes Interesse. Minge schweigt zu dem Thema, was er aber im Fall Fetsch bis Donnerstagabend auch getan hat. Dynamos Sprachregelung ist die altbekannte. Kommentiert wird erst, wenn Fakten geschaffen sind.

Ins Flugzeug nach Spanien sind demnach 26 Spieler gestiegen, auch Luca Dürholtz. Ob er planmäßig am 17. Januar mit Dynamo zurückkommt oder eher abreist und gleich weiterfliegt in die Türkei, wo sich etliche Zweit-, Dritt- und Viertligisten vorbereiten, ist offen. Erstmals zum Kader zählen indes Innenverteidiger Noah Awassi und Mittelfeldspieler Fatlum Elezi.

Die beiden 17-jährigen Talente, die unter Neuhaus’ Co-Trainer Matthias Lust in Dynamos A-Jugend spielen, sollen langsam an den Profibereich herangeführt werden. So wie Markus Schubert vor einem Jahr, als der ebenfalls 17-jährige Torwart schon mit ins Wintertrainingslager ins spanische San Pedro del Pinatar geflogen ist. Inzwischen hat Schubert bereits ein Punktspiel bei den Profis absolviert. Dass er auch diesmal im Camp dabei ist, kommt daher wenig überraschend. Dass Neuhaus nach der Genesung des Langzeitverletzten Patrick Wiegers nun mit insgesamt vier Torleuten auf Reisen geht, dagegen umso mehr. Zu Hause bleiben müssen lediglich Nils Teixeira (Pfeiffersches Drüsenfieber) und Niklas Hauptmann (Muskelverletzung).

Ihre Kollegen sind am Donnerstag nach dem Training um 19 Uhr mit dem Bus nach Berlin gefahren, damit sie tags darauf in der nicht minder frostigen Hauptstadt nicht ganz so zeitig aufstehen müssen. Die Aussichten sind jedoch ganz gut. In Benahavis warten wohlig-warme 18 bis 20 Grad Celsius, dazu Sonne – und die Vorhut mit dem prall gefüllten Kleinbus für die mindestens zwei Trainingseinheiten pro Tag.

Aufrufe: 08.1.2016, 09:49 Uhr
SZ / Tino MeyerAutor