Als Küntzel vollkommen durchnässt in den unterirdischen Gängen des Affinger Sportheims über das vorangegangene Geschehen sinnierte, hinterließ er einen selbstkritischen Eindruck. Für den mäßigen Auftritt im ersten Spielabschnitt gab er größtenteils sich selbst die Schuld. „Das nehme ich absolut auf meine Kappe. Die Jungs haben nicht verstanden, was ich von ihnen wollte“, erklärte Küntzel. Mit einer taktischen Überraschung wollte der Ex-Profi den Favoriten Mering in Verlegenheit bringen, gelungen ist ihm dies in den ersten 45 Minuten in keiner Phase.
Bei gegnerischem Ballbesitz sollten zwei gestaffelte Ketten, fünf Abwehrspieler und vier Mittelfeldspieler, den Raum für die Meringer einengen. Küntzel hatte dies in den Trainingseinheiten unter der Woche an der Tafel und auf dem Platz vermittelt, umsetzen konnten es seine Kicker in der Kürze der Zeit nicht.
Weil seine Außenverteidiger, unter anderem versuchte sich Nino Kindermann links hinten, nicht rausrückten, sondern auf einer Linie mit dem Rest der Abwehr verharrten, boten sich den Meringern immer wieder Anspielstationen. Die restlichen Mannschaftsteile kamen mit dem Verschieben Richtung Ball gar nicht hinterher, stellte Küntzel nüchtern fest. „Wir haben keinen Zugriff bekommen“, sagte er.
Dies änderte sich in der zweiten Hälfte. Peter Lechner, der übergangsweise als Sportlicher Leiter die Fäden in der Hand hält, sollte recht behalten. In der zweiten Hälfte bekomme man Chancen, mutmaßte er auf dem Balkon für Zuschauer.
Küntzel stellte seine Formation auf eine Viererkette um, nahm den blassen Neuzugang Halim Bal aus der Partie, brachte Andreas Näßl als Linksverteidiger, beorderte Kindermann weiter nach vorne. Zudem hatten es die Meringer versäumt, aus ihrer Überlegenheit und den guten Gelegenheiten einen zweiten Treffer zu formen.
Fortan bestimmte Affing das Geschehen und hätte zwei-, dreimal in aussichtsreicher Position ausgleichen können. „Darauf können wir aufbauen. Wir konnten zulegen, das macht Mut“, betonte Küntzel. Merings Trainer Günter Bayer hätte sich nicht über einen Ausgleich beschwert. „Wenn das Spiel 1:1 ausgeht, ist das in Ordnung“, betonte er, nachdem er den Regen von seiner Brille gewischt hatte.
Dass es nicht zu einem Punktgewinn reichte, lag erneut an der eklatanten Affinger Abschlussschwäche, die magere sieben Treffer in zwölf Spielen dokumentieren. Stoßstürmer Simon Knauer steckt in einer Krise, wirkt über weite Teile des Spiels abwesend. Wie beweglich und anspielbar ein Angreifer sein kann, zeigte auf der anderen Seite Manuel Müller, der nach Stationen in Aindling, Ulm, Aichach und Schwabmünchen nun in Mering wirbelt. Küntzel erwartet sich mehr von Knauer. „Er steht nur auf seiner Position, ist viel zu selten anspielbar“, kritisierte der Trainer, der sich wegen des Fehlens alternativer „Sechser“ diesmal ins defensive Mittelfeld stellte. Eigentlich sei er für diese Position nicht fit genug, räumte Küntzel ein.
Wenigstens hat der FC Affing noch nicht den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze verloren, in der Tabelle trennen ihn zwei Punkte von einem Nichtabstiegsplatz. Affing profitiert dieser Tage von der Schwäche der anderen, die ebenso selten punkten.