2024-05-10T08:19:16.237Z

Vereinsnachrichten
Leistungsträger in Jeddeloh: Kevin Samide M. Hollmann
Leistungsträger in Jeddeloh: Kevin Samide M. Hollmann

Kleines Dorf träumt vom großen Coup

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Ansgar Schnabel redet gar nicht lange um den heißen Brei herum. "Das ist das größte Spiel der Vereinsgeschichte", sagt der Sportliche Leiter des SSV Jeddeloh.
Was er meint, ist das Viertelfinale im Niedersachsenpokal. Das Heimspiel an diesem Mittwoch (19.30 Uhr) gegen den Drittligisten VfL Osnabrück, in dem der Oberligist laut Schnabel "auf bis zu 1500 Zuschauer hofft".

Das Klischee, dass dann "das ganze Dorf auf den Beinen ist", wie der Sportliche Leiter sagt, es passt halt wie die Faust aufs Auge. Nur etwa 1300 Einwohner hat die kleine Ortschaft Jeddeloh II im Landkreis Ammerland, in der der SSV sein Zuhause hat. In Osnabrück leben indes mehr als 165000 Menschen eine der vier größten Städte Niedersachsens. Rund 300 Fans des VfL sollen an diesem Mittwoch mitkommen, sie werden über einen kleinen Weg vom Küstenkanal aus zu einem aus Sicherheitsgründen extra für die Partie angelegten "Gästeblock" geführt.

So sehr auch Welten zwischen den Vereinen liegen, sportlich haben sich die Jeddeloher Stück für Stück angenähert. Im Jahr 2001 zum Beispiel, als der SSV noch in der 1. Kreisklasse herumkrebste, spielten die Osnabrücker in der 2. Bundesliga. Es folgte der inzwischen bekannte steile Aufstieg eines Dorfvereins, der vor drei Jahren mit dem Gang in die Fünftklassigkeit (Oberliga) seinen vorläufigen Höhepunkt erreichte.

Der Gipfel aber, er scheint aus Jeddeloher Sicht noch nicht erreicht. In Kevin Samide, Ivo Tomas, Maycoll Canizales-Smith, Florian Stütz und Karlis Plendiskis verpflichteten die Ammerländer in diesem Sommer allein fünf Spieler vom Regionalligisten VfB Oldenburg. In Julian Bennert, Malte Müller, Julian Harings, Shaun Minns oder Peer-Bent Wegener stehen weitere Akteure im Kader, die bereits für den VfB aufgelaufen sind. Die ersten vier Partien der laufenden Saison wurden allesamt mehr oder weniger deutlich gewonnen, der SSV steht derzeit an der Spitze der Oberliga und will da so schnell nicht wieder weg.

"Wir müssen nicht unbedingt hoch und haben das nicht als Ziel ausgegeben. Wenn es aber zum Aufstieg in die Regionalliga kommen sollte, werden wir dieses Mal vorbereitet sein", sagt Schnabel. Vor zwei Jahren klopfte der SSV nämlich schon mal an die Tür zur Viertklassigkeit. "Dort mussten wir uns aber schnell eingestehen, dass das für den Verein zu früh gewesen wäre", erklärt Schnabel den damaligen Verzicht auf die Regionalliga-Lizenz.

Inzwischen habe man im Hintergrund hart gearbeitet, sich bei den Sponsoren breiter aufgestellt und sei dabei, alle Voraussetzungen zu schaffen, damit der Gipfelsturm nicht an den Zulassungsbedingungen für die Regionalliga scheitert. Zu den Visionen gehört auch der Bau einer Sitzplatztribüne für rund 300 Zuschauer, die Pläne liegen der Gemeinde bereits vor. Wenn alles glatt läuft, hofft Schnabel, könnten die Arbeiten schon im kommenden Sommer beginnen.

Erst einmal aber sollen die Spieler das "größte Spiel der Vereinsgeschichte" genießen. "Spaß haben und die Partie so lange wie möglich offen halten", lautet das Motto von Schnabel für diesen Mittwoch. Erst am vergangenen Sonntag traf der SSV auf den VfL Osnabrück. Bei der Reserve des Drittliga-Achten gab es für das Team von Trainer Thomas Schuhknecht (derzeit im Urlaub) und Co-Trainer Key Riebau ein ungefährdetes 5:1.

Zweimal haben die Jeddeloher den Drittligisten beobachtet, beim 2:0 gegen den VfL Oldenburg im Achtelfinale des Niedersachsenpokals und beim 2:4 am vergangenen Freitag bei Werder Bremen II in der 3. Liga. "Wir sind der klare Außenseiter. Aber wir haben auch Ideen, wie wir unsere eigentlich nicht vorhandene Chance nutzen könnten", sagt Schnabel.

Sollte es mit der Sensation klappen, würde im Übrigen nur noch ein Sieg zum DFB-Pokal fehlen. Die beiden Finalisten des Niedersachsenpokals qualifizieren sich automatisch für den lukrativen Wettbewerb.

"Das ist ein Traum, aber manchmal werden Träume ja wahr", sagt Schnabel. Beim SSV kennen sie sich mit wahr gewordenen Träumen schließlich aus. Das ganze Dorf wird wieder mitfiebern.

Aufrufe: 030.8.2016, 08:01 Uhr
Lars BlanckeAutor