2024-05-10T08:19:16.237Z

Vereinsnachrichten
Ordnung muss sein: Sepp Pfluger vor dem Trikotschrank in den Katakomben der Geberit-Arena. Mit Nadel und Faden hält er die Textilien in Schuss. Auch Ehefrau Maria hilft manchmal mit. Foto: O. Kothmann
Ordnung muss sein: Sepp Pfluger vor dem Trikotschrank in den Katakomben der Geberit-Arena. Mit Nadel und Faden hält er die Textilien in Schuss. Auch Ehefrau Maria hilft manchmal mit. Foto: O. Kothmann

"Kein Loch, kein Riss, kein Nix"

Josef ,,Sepp" Pfluger ist beim SC Pfullendorf seit 1998 ,,Mädchen für alles"

Pfullendorf / sz - Pfullendorfs Trainer Patrick Hagg hat in dieser Oberliga-Runde gezeigt, dass es ihm immer wieder gelingt, verletzungsbedingte Ausfälle in der Mannschaft mit geschickten personellen Rochaden zu kompensieren. "Unersetzlich", witzelt Hagg "ist beim Sportclub eigentlich nur der Sepp!"

Die Ära des früheren SCP-Spielers Josef Pfluger (76), den beim SC Pfullendorf alle "Sepp" nennen, liegt freilich Jahrzehnte zurück. Heute ist er Mannschaftsbetreuer. Spieler der ersten, zweiten und dritten Mannschaft war er von 1959 bis 1972. Anfangs im Sturm, dann beorderte ihn Manager Hans-Hermann Krane nach und nach in die Defensive. "Nach dem Motto: Ein schlechter Stürmer ist immer noch ein guter Verteidiger", sagt Pfluger lachend.

Es folgten Jahre als Betreuer der zweiten Mannschaft, als Schiedsrichter für den Sportclub und als Schriftführer der Alten Herren. Bis er 55 wurde kickte er in der AH. Dann war Schluss mit Ball spielen. Seit 1998 ist Pfluger nun schon, wie er selbst sagt, "Mädchen für alles" beim Sportclub. Und droht nach den vergangenen sportlichen Höhenflügen der Regionalligajahre für den Fall des Abstiegs in die Verbandsliga schon mal mit Rücktritt: "Das wäre dann wohl der Moment, in dem ich mich zurückziehen würde", sagt Pfluger, der natürlich nichts mehr hofft, als dass sein Verein auch in der kommenden Spielzeit noch in der Oberliga Baden-Württemberg spielen wird. "Da müssen wir aber nochmal eine Schippe drauflegen, wenn der Sepp wirklich gehen würde", sagt Patrick Hagg augenzwinkernd, um dann ernst anzufügen: "Leute wie den Sepp braucht jeder Verein. Er ist die gute Seele bei uns." Eine mit geschickten, flinken Händen. In seiner Zeit als Berufssoldat in Pfullendorf lernte Pfluger, der im Riesengebirge auf dem Gebiet des heutigen Tschechien aufwuchs, das Nähen und Stopfen: Sauber gestapelt türmen sich die Trikotsätze in einem Schrank in den Katakomben der Geberit-Arena. Wann immer eine Textilie im Wettkampf Schaden nimmt, regelt das Sepp Pfluger mit Nadel und Faden: "Schau her, die Stutzen: kein Loch, kein Riss, kein Nix", sagt er. "Ich bin sparsam, weggeworfen wird bei uns hier so schnell nichts!"

Auszeichnung vom DFB

Waschen, putzen, flicken, schrauben, bohren, nageln, sägen - fast täglich ist Pfluger im Stadion anzutreffen. "Arbeit gibt es hier immer", sagt er. Den Lohn erhält der Rentner im Unruhestand nicht in Euro, sondern in Emotionen ausbezahlt: "Es macht einfach Spaß, mit den Jungs zusammen zu sein. Das hält jung im Kopf!"

Im November erhielt er vom Deutschen Fußball-Bund die Ehrenamtsurkunde.

Oft musste und muss die gute Club-Seele auch als Seelenklemptner wirken, mal als Fußball-Analyst und Kritiker: "Stefan Buck zum Beispiel kam früher nach jedem Spiel zu mir und wir sprachen die Szenen durch." Aber nicht nur der spätere KSC- und Unterhaching-Profi brauchte viel Zuneigung: "Es gibt immer wieder Spieler, die ab und zu mal Aufmunterung brauchen."

Die großen SCP-Regionalliga-Zeiten sind vorbei. Ein wenig trauert Pfluger den alten Zeiten nach: "Natürlich war der Zusammenhalt im Team damals noch ein anderer. Die Spieler waren ja Profis und jeden Tag von morgens bis abends beieinander. Heute hat jeder einen Beruf, kommt abends ins Training und geht dann wieder seiner Wege." Disziplinierter sei die heutige Generation dennoch: "Früher würde schon mal einer über den Durst getrunken, manchmal sogar am Abend vor dem Spiel. Ich glaube, dass passiert bei uns heute nicht mehr."

Gerne erinnert er sich an die Trainingslager im Süden Europas: "Spanien, Türkei - das waren schon tolle Touren." Unvergessen natürlich auch die Aufstiegsrelegation zur 2. Bundesliga 2000. Beim 1:3 bei Union Berlin saß auch Sepp Pfluger auf der Pfullendorfer Bank.

Zahllose Trainer und Spieler kamen und gingen beim SCP, seit Pfluger 1998 Betreuer wurde. Mit Marco Kurz, Michael Feichtenbeiner und Patrick Hagg habe er sich am besten verstanden. Angespannt gewesen sei hingegen das Verhältnis zu Günter Rommel und Ohannes Yardim. Von den Spielern pflegt er noch heute mit Torhüter Ralf Hermanutz und dem langjährigen Kapitän Marco Konrad freundschaftlichen Kontakt.

Für 2015 wünscht sich Pfluger, der zwei Töchter hat und vier Enkelkinder, "privat Gesundheit für alle. Und sportlich natürlich den Klassenerhalt mit dem SCP." Dann blieben Sepp Pflugers helfende Hände dem Sportclub auch noch bis 2016 erhalten. Mindestens.

Aufrufe: 030.1.2015, 10:27 Uhr
Schwäbische Zeitung / Von Oliver KothmannAutor